Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
Suche nach Nestbaumaterial zum Sturzflug an. Während Bang Abbott vergeblich versuchte, den Vogel zu verscheuchen, enthüllte Chemo mit einer geschmeidigen Bewegung den Rasentrimmer, der am Stumpf seines linken Unterarms befestigt war. Er drückte auf den Schalter und brachte die Möwe mit einem weit ausholenden Schwinger mitten im Angriff zur Strecke. Mulchige Federklumpen fielen wie klebriger Schnee auf eine Gruppe sonnenmilchgetränkter französischer Models, die unharmonisch zu quietschen begannen.
    Zu Bang Abbott sagte Chemo: »Fünfzig Riesen sind eine Menge Kohle für einen Spargeltarzan wie Sie.«
    »Das läuft nicht«, beharrte der verschreckte Fotograf und rannte in Richtung Ocean Drive davon, so schnell ihn seine gallertweichen Beine trugen.

15
    Der stellvertretende Manager im Tagdienst des Comfort Inn hieß Vincent. Er mochte seinen Job. Das Tempo war genau richtig und ließ ihm abends reichlich Energie, um durch die Clubs zu ziehen, wo er mit Ecstasy, Rohypnol und illegal hergestellten Potenzmitteln dealte. Irgendwie war das Geld bei Tagesanbruch immer alle, weshalb er dankbar war für diesen Gig hier im Motel.
    Er hockte gerade zusammengesunken vor seinem Laptop und lud sich einen ganz besonders extremen Porno herunter, als ein Obdachloser vor dem Empfangstresen auftauchte. Der Mann war ziemlich groß, und er hatte ein Glasauge, das aussah, als stamme es von einem ausgestopften Elch. Er trug einen dreckigen alten Trenchcoat und hatte zwei fusselige Zöpfe, die in seltsamen Winkeln aus seiner rasierten Kopfhaut sprossen. Die Zöpfe waren mit bunten Plastikzylindern verziert.
    »Guten Morgen«, sagte der Mann.
    Vincent lächelte neutral. »Tut mir leid, wir haben kein Zimmer frei.«
    »Ich brauche kein Zimmer. Ich brauche Informationen.«
    »Im Moment stellen wir keine neuen Leute ein«, sagte Vincent, woraufhin der Stadtstreicher über den Tresen langte und Vincents Laptop konfiszierte, welcher bei weitem das Kostbarste war, was er besaß. Vincent sprang auf und rief: »Geben Sie das her, sonst rufe ich die Cops!«
    Der Mann fragte Vincent, ob sein Boss wisse, dass er sich während der Arbeitszeit Massenvergewaltigungsvideos ansah und sich dabei einen runterholte.
    »Geben Sie mir das Ding wieder!« Vincent beugte sich mit einem Ruck weit über den Tresen, doch der obdachlose Penner war erstaunlich flink.
    »Sollte das hier nicht ein Familienunternehmen sein?«, fragte der Mann. Er klappte den Laptop zu. »Den gebe ich der Polizei, wenn sie kommt. Die wollen diesen Dreck hier bestimmt sehen.«
    Vincent war überzeugt, dass sein Boss – der jeden Moment eintreffen musste – unwirsch reagieren würde, wenn die Lobby voller Cops war. Und sogar noch unwirscher, wenn sich die Cops um Vincents Laptop drängten und zuschauten, wie Jenna Jameson eine ganze Studentenverbindung bediente.
    »Was wollen Sie, Mann?«, fragte er.
    »Ein Mann namens Claude hat hier gestern spätabends eingecheckt«, sagte der Stadtstreicher. »Welche Zimmernummer hat er? Er hatte eine junge Frau dabei.«
    Vincent loggte sich in den Motelcomputer ein. »Hier – Claude Abbott. Zimmer 432.«
    »Wie hat er bezahlt?«
    »American Express«, antwortete Vincent.
    »Sie machen wohl Witze.«
    »Nach Mitternacht nehmen wir kein Bargeld mehr an. Wollen Sie im Zimmer anrufen und Bescheid sagen, dass Sie hier sind?«
    »Geben Sie mir einfach einen Schlüssel, mein Junge. Ist eine Überraschung.«
    »Okay, und was ist mit meinem Laptop?«
    »Wenn ich fertig bin«, sagte der Obdachlose.
    »Fertig womit, Mann?«
    »Mit Plaudern.« Der Mann nahm die Schlüsselkarte und ging zum Fahrstuhl. Vincents Laptop hatte er sich unter den Arm geklemmt.
    Sobald Vincent allein war, schoss er hinter dem Tresen hervor und eilte zum Parkplatz, um nötigenfalls seinen Boss abzufangen. Er hatte keinerlei Verlangen danach, die Polizei zu rufen, die mit Sicherheit herausfinden würde, dass er wegen schweren Diebstahls auf Bewährung verurteilt worden war: ein Ausrutscher im Suff, bei dem ein Golfwagen, ein Abschleppseil und ein Geldautomat eine Rolle gespielt hatten. Vincent hatte es versäumt, diese Episode in seiner Bewerbung zu erwähnen.
    Da der Wagen seines Bosses nirgends zu sehen war, hastete er in die Lobby zurück und nahm seinen Posten hinter dem Tresen wieder ein. Gleich darauf kam der Stadtstreicher aus dem Fahrstuhl und setzte ihn davon in Kenntnis, dass Zimmer 432 geräumt worden sei. Mr Abbott und seine Begleiterin waren fort.
    »Ich hab die gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher