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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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hatte fallen lassen, nachdem er ihr versehentlich gegen den Riechkolben getreten hatte. Sie musste sich vom Beifahrersitz herübergestreckt und versucht haben, die Waffe unter seinem Sitz hervorzuangeln.
    Diese hinterhältige kleine Schlampe! Er hätte sie im Kofferraum lassen sollen.
    Ann klappte die Sonnenblende herunter und begutachtete die Verletzung im Kosmetikspiegel. Sie seufzte. »Na toll. Passt zu dem Tattoo.«
    »Hey, das war keine Absicht.« Bang Abbott durchwühlte seine Kameratasche nach einer Schachtel Linsenreinigungstücher aus Papier, die er ihr reichte.
    Während sie sich beide Nasenlöcher zustopfte, sagte sie: »Ich hab euch Typen nie verstanden. Was für eine schäbige Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
    »Süße, wir geben der Bestie doch bloß Futter. Sobald sich keiner mehr was aus Hollywood macht, sind wir alle arbeitslos.« Er ließ den Motor an und lenkte den Wagen die Rampe hinunter. »Alle regen sich über die Paparazzi auf, aber wissen Sie was? Die würden alle total abdrehen, wenn sie eines Abends aus einem Club kämen, und wir wären nicht da. Weil sie dann wüssten, dass sie erledigt sind. Abgehakt.«
    »Dann sehen Sie sich also als positiven Bestätigungsfaktor und nicht als miesen Blutsauger«, sagte Ann.
    Bang Abbott lachte höhnisch auf. »Sie kapieren’s nicht. Die brauchen uns mehr als wir sie.«
    »Reden Sie sich das ruhig weiter ein.« Ann klang, als hätte sie eine Wäscheklammer auf der Nase. »Ich habe mal im Fernsehen gesehen, wie ein Filmstar – ich hab vergessen, wer, irgendeine Kunstblondine – ihren kleinen Sohn von der Schule abholt, und da hocken so um die zwanzig von euch Flachpfeifen in den Büschen und warten. Ich meine, jetzt mal im Ernst, Claude, das ist Ihr Leben ? Der arme Kleine war vielleicht gerade mal sieben.«
    Der Fotograf wusste, dass dies eine sinnlose Debatte war; für eine Schauspielerin war Ann unglaublich naiv. Er selbst hatte schon oft vor Schulen und Kindergärten gelauert. Einmal war er nach einer Begegnung mit einem bekannten Kindermädchen nur knapp einer Verhaftung entgangen, weil dieses heftig nach ihm geschlagen und dabei aus Versehen die kleine Tochter von entweder Jamie Lynn Spears oder Jennifer Garner losgelassen hatte. Das Blag war in einem Sandkasten gelandet, genau auf dem Kopf, und hatte augenblicklich losgeplärrt wie ein Ferkel in einem Holzhäcksler. Das Kindermädchen hatte die Notrufnummer gewählt, und Bang Abbott war davongerannt. Er hatte nicht ein einziges Foto geschossen, und er hatte auch nie herausgefunden, wessen Gör er da beschattet hatte.
    »Jeder ist Freiwild. Regeln gibt’s keine«, sagte er. Manche Leute konnten nicht begreifen, wie er tun konnte, was er tat, doch es hatte ihn nie auch nur eine Minute Schlaf gekostet. Sein Gewerbe war legitim, er trieb Handel mit den Obszönitäten des Ruhms.
    Ann schüttelte den Kopf. »Es sind nicht Ihre Achselhöhlen, die stinken, Claude, es ist Ihre Seele.«
    »Harte Worte.«
    »Tja.«
    Er reichte ihr sein Handy. »Rufen Sie noch mal Cherrys Mutter an. Sagen Sie ihr, jetzt ist Schluss mit dem Rumgeeiere.«
    Das Gespräch war kurz und unproduktiv. Ann hatte den Eindruck, dass Cherrys Mutter sich alle Mühe gab, besorgt zu klingen.
    »Lässt er Sie wenigstens mal pinkeln?«, fragte sie.
    »Unter Aufsicht.«
    »Was ist mit der Pistole?«
    »Fünf Kugeln sind noch übrig«, sagte Ann. »Er will eine Antwort, jetzt gleich.«
    »Wir arbeiten noch ein paar Optionen aus.«
    »Janet, ich schwör’s bei Gott!«
    »Halten Sie ihn irgendwie hin«, schlug Cherrys Mutter vor.
    »Klar, wir spielen ein bisschen Scrabble. Lassen Sie sich ruhig Zeit, verdammt noch mal.«
    »Annie, bitte – ich meine bitte –, das hier hat für uns allerhöchste Priorität. Rufen Sie ein bisschen später noch mal an, ja?«
    Ann schmiss Bang Abbott das Telefon in den Schoß. »Ich hab diese Leute ja so was von satt.«
    »Nichts?«
    »Sie sagt, sie arbeiten noch an einem Angebot. Unfassbar.«
    »Scheiß auf so was«, knurrte der Fotograf.
    Er fand ein weiteres Parkhaus, suchte sich wieder eine leere Etage und sperrte seine Geisel abermals in den Kofferraum des Mietwagens. Diesmal war sie nicht sediert, weswegen es reichlich Beschwerden gab.
    Danach ging Bang Abbott zu Fuß zum Pubes, das erst in einigen Stunden aufmachen würde. Er stöberte in einem Müllcontainer in der Gasse dahinter herum, dicht neben dem Hintereingang des VIP -Rooms, und entdeckte bald, was er suchte. Vorsichtig steckte er

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