Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Bluttransfusion benötigt«, erklärte der Arzt.
Mark setzte sich.
»Ich habe mich mit ihrem Hausarzt in Verbindung gesetzt. Er wird bald da sein«, informierte der grün gekleidete Mediziner sie, bevor er sich verabschiedete.
»Tamsin?«, fragte Mark mit brüchiger Stimme.
»Ich hab’s auch erst heute erfahren, Mark. Ich weiß nicht mal, in der wievielten Woche sie war.« Tamsin setzte sich neben ihn.
»Sie hat’s mir nicht gesagt.« Mark stützte den Kopf in die Hände. »Bist du sicher, dass es von mir ist?« Mark sah Hannah an.
»Ja, absolut.« Hannah hätte Mark gern geholfen, wusste jedoch nicht, wie. »Mark, es tut mir leid.« Hannah holte tief Luft. »Es ist meine Schuld.«
Tamsin stand auf. »Unsinn, Hannah. So einfach ist das Leben nicht. Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass Maddie am Leben ist, und das haben wir deiner schnellen Reaktion zu verdanken.«
»Aber …«, hob Hannah an.
»Kein Aber. Fred, hol uns allen einen Tee – und nimm Hannah mit.« Tamsin schob Hannah zur Tür.
Im Gehen sah Hannah Tamsin mit Mark reden. Es hätte sie interessiert, was sie ihm sagte.
»Lass sie. Mum weiß, wie man mit so was umgeht. Muss ein ganz schöner Schock sein, wenn man rausfindet, dass man Vater ist, und gleich drauf, dass es doch nichts wird.«
»Das dürfte die größte Scheißuntertreibung des Jahres sein.« Hannah konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Fred lächelte und nahm sie in den Arm. »Ja.«
Maddie setzte sich auf, um die Blumen auf dem Tischchen neben ihrem Bett zu betrachten. Sie versuchte, sich die Farben einzuprägen, doch es gelang ihr nicht. Seit sie wusste, dass sie ihr Kind verloren hatte, weinte sie. Der einzige Mensch, den sie zu sich gelassen hatte, war Dr. Grades gewesen. Er hatte ihr mitgeteilt, dass es zu der Fehlgeburt gekommen sei, weil der Fötus nicht lebensfähig gewesen war, das habe die Untersuchung des fötalen Gewebes ergeben. Das Antibiotikum hatte ganze Arbeit geleistet und alles in ihr abgetötet.
Maddie schüttelte den Kopf. Sie musste aufhören, darüber nachzudenken, und sich wieder dem Leben zuwenden. Maddie vernahm ein diskretes Hüsteln.
»Entschuldigung.«
Ein grauhaariger Mann stand an der Vorhangöffnung am Fußende ihres Betts. Maddie putzte sich die Nase und wischte sich die Tränen ab. Als sie den Blick hob, war der Mann immer noch da. Irgendwie kam er ihr bekannt vor.
»Maddie?«, fragte er.
»Peter?« Maddie schluckte. Sie halluzinierte; ihr Vater konnte nicht hier sein.
»Ja. Darf ich reinkommen?«, fragte er.
Sie nickte.
»Ich weiß, dass Sie niemanden sehen wollen, aber Hannah meinte, dass Sie mich vielleicht empfangen.«
»Sie haben mit Hannah gesprochen?« Maddie blinzelte.
»Ja, ich bin seit gestern bei ihr in Trevenen.« Er trat durch die Vorhangöffnung. »Ich muss zu einem Kurs in Frankreich und bin eigens über London geflogen, um mich mit Ihnen zu treffen.«
»Setzen Sie sich doch.« Maddie deutete auf die Bettkante.
»Als ich bei Ihnen angerufen habe, ist ein völlig aufgelöstes Mädchen rangegangen und hat mir erklärt, was los ist. Da bin ich sofort gekommen.« Peter setzte sich.
»Danke.« Maddie schluckte.
»Sie sehen Ihrer Mutter sehr ähnlich«, bemerkte er lächelnd.
»Das weiß ich erst, seit ich die Fotos gefunden habe.«
»Sie war so schön und voller Leben. Die Rückkehr nach Trevenen hat mir alles wieder ins Gedächtnis gerufen.«
»Haben Sie sie geliebt?«
»Ich glaube schon. Es ist so lange her. Jedenfalls war ich am Boden zerstört, als meine Briefe unbeantwortet zurückkamen. Ich dachte, dass sie meine Gefühle nicht erwidert. Wäre ich damals nur selbst hingefahren.«
Maddie schenkte ihm ein kleines Lächeln.
»Sie haben also mein Künstlergen geerbt. Und Ihr Stil ist dem meinen sehr ähnlich«, sagte er.
»Das ist mir auch schon aufgefallen.« Maddie schwieg kurz. »Peter, wollen wir uns nicht duzen?«
»Ja, gern.«
»Wie lange wirst du bleiben?«
»Leider muss ich heute noch weiter. Ich nehme in einer Stunde den Zug nach London.« Er stand auf.
»Oh.« Maddie schluckte.
»Wenn du möchtest, buche ich den Rückflug um, damit wir uns ausführlicher unterhalten können.«
»Ja, bitte.«
Peter beugte sich zu Maddie hinunter, um sie auf die Wange zu küssen.
»Kannst du mir, bevor du gehst, noch etwas beantworten?«, fragte sie.
»Ich versuche es.«
»Das Tagebuch meiner Mutter hat mir den Eindruck vermittelt, dass die Sache einseitig war und sie dich verführt hat.«
Peter
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