Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
findest. Weiß Mark es?«, fragte Hannah.
»Nein.«
»Warum nicht? Ich dachte, dem Vater Bescheid sagen gehört zu den ersten Dingen, die man in so einem Fall tut, oder hab ich da wieder was falsch verstanden?« Hannah verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich bin noch nicht bereit.« Maddie senkte den Blick.
»Wozu? Zum Kinderzimmerstreichen?«
»Hannah, so einfach ist das alles nicht.«
»Nur bei dir nicht. Sag’s Mark. Er hat ein Recht, es zu erfahren. Ich glaube, er freut sich drüber. Er wird bestimmt ein toller Vater.«
»Glaubst du?«
»Ja. Du offenbar auch, denn sonst hättest du bei der Empfängnisverhütung nicht russisches Roulette gespielt. Schließlich bist du keine dumme Frau. Obwohl, so sicher bin ich mir da im Moment gar nicht mehr.«
»Seit wann bist du Maddie-Expertin?« Maddie seufzte.
Da erklang Tamsins Stimme. »Hallo? Wo stecken denn alle?« Tamsin kam herein. »Kein alkoholfreier Sekt?«
»Wie bitte?«, fragte Maddie.
»Ich habe gerade von Mrs Bates gehört, dass du in anderen Umständen bist, und mich gefragt, wann du es deiner besten Freundin sagen würdest. Obwohl es natürlich auch eine Methode ist, es zuerst einer der größten Klatschbasen im Ort zu erzählen.«
»Verdammt. Ich hatte gehofft, dass sie die Begegnung in der Apotheke vergessen würde.«
»Weiß Mark schon, dass er Vater wird?«, erkundigte sich Tamsin.
Maddie schüttelte den Kopf.
»Dann sag’s ihm lieber schnell, bevor Mrs Bates es überall rumposaunt und die Leute im Ort ihre eigenen Schlüsse über die möglichen Kandidaten ziehen.« Tamsin schürzte die Lippen.
»Siehst du, ich war nicht die Einzige, die’s gemerkt hat.« Hannah setzte sich auf den Badewannenrand.
»Sollen sie ruhig reden«, sagte Maddie mit kaum hörbarer Stimme und stützte den Kopf in die Hände.
»Was soll das heißen?« Tamsin zwang Maddie, ihr in die Augen zu blicken.
Hannah sah, dass Maddie weinte. Was sollte das nun wieder?
»Nichts.« Maddie stand auf.
»Willst du mir weismachen, dass Mark nicht der Vater ist, sondern Gunnar, von dem du gestern noch behauptet hast, du hättest nie mit ihm geschlafen?«, fragte Tamsin.
»Ich habe nur gesagt, dass ich nichts verrate.«
»Mir hast du’s aber doch gerade gesagt«, widersprach Hannah.
»Hab ich das?« Maddie schob sich an Tamsin vorbei in ihr Zimmer.
»Egal. Mark ist der Vater, und er hat ein Recht, es zu erfahren«, beharrte Tamsin.
Hannah war fasziniert. Jetzt wusste sie, warum Tamsin die Jungs im Griff hatte.
»Nein«, sagte Maddie und ging nach unten.
»Sie scheint mit der Schwangerschaft den Verstand verloren zu haben«, bemerkte Hannah.
»Vielleicht.« Tamsin folgte ihr.
Maddie ging zum Stall, knallte die große Tür hinter sich zu und begann zu schluchzen. Ihr war alles zu viel. Mark durfte nicht erfahren, dass es sein Kind war. Wenn er wusste, dass es behindert zur Welt kommen konnte, würde er das Gleiche von ihr verlangen wie John. Und das würde sie nicht noch einmal ertragen.
Tamsin betrat mit zorniger Miene den Stall.
»Du hast kein Recht, es ihm nicht zu sagen. Es ist sein Kind. Was soll der Quatsch?«
»Tamsin, hör auf.«
»Nein. Mark ist schon einmal sehr verletzt worden, und ich werde nicht untätig zusehen, wie du ihm das antust.«
Hannah kam ebenfalls in den Stall.
»Im Moment tue ich ihm gar nichts an.«
»Doch. Es wird sich in null Komma nichts rumsprechen, und er wird es erfahren. Wie würdest du reagieren, wenn du es von einem Außenstehenden hörst?«, fragte Tamsin.
Maddie sah Tamsin an. Sie musste dieses Kind schützen.
»Das Kind gehört mir.«
»Es ist deine erste Schwangerschaft, und die kann einen ganz schön mitnehmen.«
»Halt den Mund. Du hast keine Ahnung.«
»Ich habe sehr wohl eine Ahnung. Vergiss nicht, dass ich drei Kinder zur Welt gebracht und zwei Fehlgeburten erlitten habe. Ich weiß, wovon ich spreche.«
»Nein.« Maddie holte Luft. Tamsin hatte zwei Kinder verloren, sie aber nicht umgebracht.
»Du schaffst das. Das erste ist immer das Schlimmste.« Tamsin trat näher.
»Es ist verdammt noch mal nicht das erste«, presste Maddie hervor.
»Wie bitte?« Tamsin blieb stehen.
»Es gibt irgendwo ein Kind von dir?« Hannah war entsetzt.
»Nein.«
»Aber du hast doch gerade gesagt, dass es nicht dein erstes ist.«
»Fehlgeburt? Schrecklich, nicht?«, fragte Tamsin mit sanfter Stimme.
»Nein.«
»Wenn es keine Fehlgeburt war und du nicht irgendwo ein Kind versteckt hältst, hast du abtreiben lassen.«
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