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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Zumal sich Frau Ruete derart gegen die Deutschen auf Sansibar eingenommen gezeigt hatte.
    »Sehen Sie«, begann Emily Ruete erneut, »ich bin hier, um Sie um die Unterstützung zu bitten, die mir mein eigenes Land verweigert. Ich erhebe keinerlei Ansprüche gegen meinen Bruder Sultan Khalifa – ich setze allein auf seine Großzügigkeit. Ich erhoffe mir nichts weiter, als mich mit meiner Familie zu versöhnen und bei ihnen zu bleiben.«
    Unwillkürlich hielt sie die Briefe fester. Es war ihr unendlich schwergefallen, den britischen Generalkonsul aufzusuchen. Doch obwohl sie vor so vielen Jahren beschlossen hatte, von Großbritannien keinerlei Hilfe mehr zu erwarten, war sie nun bereit, nach jedem Strohhalm zu greifen.
    »Ist Ihnen bewusst, was Sie da sagen?« Die Hände gefaltet, stützte Euan-Smith die Ellenbogen auf den Tisch und sah sie eindringlich an. »Vor Jahren haben Sie dieses Land verlassen, in Deutschland ein vollkommen anderes Leben geführt. Wären Sie wirklich bereit, alles rückgängig zu machen? Wieder in einen Harem zu gehen?«
    Emily zuckte zusammen, und für einen Augenblick glaubte der Konsul ein gefährliches Aufblitzen in ihren Augen gesehen zu haben.
    »Das nicht, nein«, gab sie würdevoll zurück. »Ich möchte einfach nur wieder hier leben, das ist alles. So, wie ich es für richtig halte.« Sie zögerte und setzte dann hinzu: »Freunde haben mir geraten …« Emily räusperte sich und begann erneut, ihre Worte mit Bedacht wählend: »Besäße ich die britische Staatsangehörigkeit, könnte ich jedoch auf Ihre Hilfe zählen, nicht wahr?«
    Der Generalkonsul lachte und klatschte in die Hände.»Meine liebe Mrs Ruete! Sie können doch nicht Ihre Staatsangehörigkeit wechseln, wie es Ihnen gerade zupasskommt.« Unvermittelt ernst fuhr er fort: »Selbst wenn dies eine Möglichkeit darstellte, ließe sich das nicht so einfach bewerkstelligen.«
    Sein Gegenüber nickte verstehend. Eine leichte Röte war in ihre Wangen gestiegen.
    »Warum wenden Sie sich nicht direkt an Ihren Bruder?«, schlug er begütigend vor.
    »Das habe ich getan«, erwiderte sie unerwartet heftig. Noch einmal hatte sie sich nach Beit il Ajaib begeben, noch einmal musste sie sich abfertigen lassen, Sultan Khalifa befinde sich leider auf einer seiner shambas . Immerhin hatte sie einen Brief an ihn hinterlassen dürfen – den er jedoch nie beantwortet hatte. »Sehen Sie, so viele Briefe habe ich geschrieben!« Sie hielt den Stapel hoch, ihre Hand zitterte. »An ihn gerichtet. Doch niemand, niemand will sie ihm geben! Ich bekomme sie nur immer wieder zurück!«
    Das erstaunte den Generalkonsul nicht. Sultan Khalifa wusste, dass die Deutschen auf Sansibar nicht gut auf seine Schwester zu sprechen waren, die sich ihnen gegenüber anmaßend und ungeschickt verhalten hatte. Und mit den Deutschen wollte er es sich keinesfalls verderben, dafür hing künftig zu viel von ihnen ab.
    Als sie sich anschickte, ihm die Briefe zu reichen, wehrte Euan-Smith ab und erhob sich.
    »Es tut mir leid, Mrs Ruete, ich fürchte, ich kann Ihnen auch nicht weiterhelfen. Ihre Angelegenheit fällt in keinster Weise in mein Aufgabengebiet als Generalkonsul der Britischen Krone.« Er schwieg einen Augenblick, sah zu, wie seine Besucherin ebenfalls aufstand und die Briefe mit einer fahrigen Bewegung wieder in ihre Handtasche zu stopfen versuchte. »Sollte der Sultan mich von sich aus auf Sie ansprechen,so würde ich ihm empfehlen, Ihnen einen gewissen Unterhalt zuzugestehen. Unter der Voraussetzung, dass Sie Sansibar verlassen.«
    Sie hielt mitten in ihrer Tätigkeit inne und sah ihn verblüfft an.
    »Ihre Anwesenheit auf der Insel wird auf Dauer zu einem Ärgernis für alle Seiten, Mrs Ruete. Dessen müssen Sie sich bewusst sein.«
67
    Das Jahr, in dem Emily noch einmal Sansibar bereiste, war das Jahr, das später als Dreikaiserjahr in die Annalen der Geschichtsbücher Eingang finden sollte. Nur neunundneunzig Tage war Friedrich III. deutscher Kaiser gewesen, dann starb er, und Kaiserin Viktoria war Witwe geworden wie Emily Ruete.
    Weil Kaiser Wilhelm I. seinerzeit durchaus ein offenes Ohr für die Belange der Bürgerwitwe Ruete gehabt hatte, verfasste Emily einen Brief an den neuen Kaiser Wilhelm II.

    Sansibar, 2. Juli 1888
    Allergnädigster Kaiser und Herr,
allmächtiger Kaiser und König!
    Eure Majestät möge allergnädigst einer Frau, die sich einige Zeit fern von Deutschland aufhielt, die aber dort viele Jahre lang ihre Heimat gefunden hatte,

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