Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne
Grenzen überwand und sogar den Tod überdauerte.
Um dieses Leben in einem Roman zu erzählen, war es notwendig, manches zu raffen und im Gegenzug die Schwerpunkte herauszuarbeiten, die mir besonders wichtigerschienen. Vor allem die politischen Hintergründe und der Verlauf der deutschen und britischen Kolonialinteressen an Sansibar und Afrika bedurften starker Straffung; ich habe mich bemüht, diese komplexen Zusammenhänge so weit wie möglich zu vereinfachen, ohne sie dadurch verzerrt wiederzugeben. Für eine ausführliche Darstellung derselben verweise ich auf das 2003 erschienene Buch »Sansibar und die Deutschen: Ein besonderes Verhältnis« von Heinz Schneppen.
Neben Recherchematerial aus den verschiedensten Bereichen bildete Emily Ruetes eigener schriftlicher Nachlass die Grundlage für diesen Roman: Ihre Memoiren »Leben im Sultanspalast« sind unter einem anderen Titel erstmals 1886 erschienen und wurden 1989 von Annegret Nippa neu herausgegeben. Die zweite persönliche Quelle sind erst lange nach Emilys Tod veröffentlichte Erinnerungen an ihre ersten Jahre in Deutschland, die unter dem Titel »Briefe nach der Heimat« 1999 von Heinz Schneppen herausgegeben und um Vor- und Nachwort ergänzt wurden.
Da ihre Erinnerungen an die Zeit in Hamburg nicht immer chronologisch abgefasst sind, habe ich mir erlaubt, manche Eindrücke, Erlebnisse und Gedanken aus dieser Zeit so zu sortieren und zueinander in Beziehung zu setzen, wie es mir logisch und sinnvoll erschien. Von ihr selbst in diesen Aufzeichnungen durch die Verwendung von Initialen verfremdete oder einfach ausgelassene Namen habe ich zu rekonstruieren versucht; sofern mir dies nicht möglich war – wie beispielsweise bei Emilys Deutschlehrerin –, habe ich fiktive Namen verwendet. Da die Namen ihrer Geschwister sowohl in einer arabischen wie auch einer Suaheli-Variante existieren, habe ich im Einzelfall nach Gutdünken entschieden, welche der beiden Formen ich im Roman verwende.
Die Lücken in Emilys Aufzeichnungen wie etwa ihre Zeit in Aden oder ihr Verhältnis zu Heinrichs Familie habe ich durch weitere Recherchen, durch eigene Schlussfolgerungen und schließlich durch meine Vorstellungskraft zu schließen versucht. Wie ich auch versucht habe, Widersprüchen zwischen ihren eigenen Erinnerungen und anderen zeitgenössischen Quellen Rechnung zu tragen – vor dem Hintergrund, dass persönliche Erinnerungen nie falsch sind, oftmals aber eine ganz eigene Wahrheit besitzen.
Die beiden Briefe im Roman und die Auszüge aus den in Rudolstadt entstandenen Aufzeichnungen basieren auf den entsprechenden Schriftzeugnissen aus Emily Ruetes Feder, wie auch viele der Gedanken, die sie im Roman hegt, auf Niederschriften von ihr beruhen. Die einleitenden Zitate der einzelnen Buchteile sind von mir ins Deutsche übertragen worden, wobei mir viel daran gelegen war, möglichst nah am ursprünglichen Wortlaut zu bleiben.
Im alten Palast von Beit il Sahil auf Sansibar befindet sich heute das Palastmuseum, in dem ein Raum ganz Prinzessin Salmé gewidmet ist. Und unweit ihres Grabes, im »Garten der Frauen« zu Ohlsdorf, hat sie 2007 einen Gedenkstein bekommen. Er soll »ein Zeichen für die Chancengleichheit … von Zuwanderinnen und Zuwanderern setzen«, wie dort zu lesen ist.
Je länger ich an diesem Buch schrieb, desto stärker empfand ich diese Geschichte, die hauptsächlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielt, als eine sehr moderne, zeitgemäße. Die Erlebnisse, Gedanken und Gefühle Emily Ruetes, der Orientalin, die nach Europa kam, der Muslima, die zur Christin wurde, besitzen gerade in unseren Tagen eine verblüffende Aktualität.Mein Dank gilt AK, E. L. und Laila für das Verständnis und die Geduld, die sie in den Monaten der Arbeit an diesem Roman mit mir hatten; dafür, dass sie nie müde wurden, mit mir über Emily zu diskutieren, und mir in diesen Gesprächen manch wertvollen Gedanken bescherten. Carina – partner in crime, always! – dafür, dass sie diesen Weg mit Emily und mir von Anfang bis Ende, durch alle Höhen und Tiefen, gegangen ist. Und Jörg, meinem Fels in der Brandung, danke ich, dass er nicht nur dieses verrückte Leben mit mir teilt, sondern mit mir auch buchstäblich auf Emilys Pfaden gewandelt ist.
Anke, Melli, Min und Rita ein Dankeschön dafür, dass ihr Interesse an Emilys Leben und ihre Vorfreude auf das Buch mir in mühseligen Momenten Stärkung waren, und meinem Vater, Jutta und Jupp für den familiären
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