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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Praxis.
    Sultan Majid setzte eine betrübte Miene auf. »Mir liegt es am Herzen, dem Beispiel meines Vaters zu folgen und Euch im Kampf um die Abschaffung der Sklaverei weiterhin nach Leibeskräften zu unterstützen. Doch es gibt mächtige Sippen sowohl hier auf der Insel als auch an der Küste, die damit ein Vermögen machen. Nähme ich ihnen diese Einnahmen mit Gewalt, erhielte mein Bruder Sayyid Barghash weiteren Zulauf, der – wie Ihr zweifellos wisst – den Sklavenhandel nach wie vor gutheißt.«
    Obwohl Konsul Rigby ahnte, dass Sayyid Majid Barghash und die Briten über die Sklavenfrage gegeneinander auszuspielen gedachte, hegte er keinen Zweifel daran, dass die Worte des Sultans die tatsächliche Lage widerspiegelten. Während Majid sich durch Großbritannien Rückendeckung zu holen suchte, war Barghash zu stolz, um ebenfalls um deren Unterstützung zu buhlen. Er hielt es mehr mit den Franzosen, vor allem aber mit den auf uneingeschränkten Sklavenhandel pochenden arabischen Stämmen. Was ihn wiederum für die Engländer zu einem unliebsamen Thronkandidaten machte.
    Militärischer Schutz der Herrschaft gegen zunehmende Einschränkung der Sklaverei – das war der Handel, den einst schon Hamerton und Sultan Sayyid Sa’id eingegangen waren. Und nichts sprach dagegen, dass Rigby und Sayyid Majid diesen eingeschlagenen Weg nicht würden fortsetzen können. Ganz zu schweigen von all dem Geld, das sich mit Gewürznelken und Elfenbein machen ließ.
    »Eine Einmischung in Eure Familienstreitigkeiten liegt uns fern«, begann Rigby erneut. »Doch noch ferner liegt uns ein Sansibar im Kriegszustand. Lasst daher bitte Vorsicht walten, was Sayyid Barghash betrifft – nicht, dass er noch einmal einen gedungenen Mörder auf Euch ansetzt.«
    Es war ihm ein Rätsel, weshalb Sayyid Majid jenen Mann, der zu Beginn des Jahres ein missglücktes Attentat auf ihn verübt hatte, ungeschoren davonkommen ließ. Ebenso wie seinen Bruder, der den Mord in Auftrag gegeben hatte.
    Sultan Majid lächelte. »Sayyid Barghash ist und bleibt mein Bruder. Wie man bei uns sagt: Das ganze Weltmeer reicht nicht aus, um eine Blutsverwandtschaft wegzuwaschen.«
    Konsul Rigby erwiderte das Lächeln des Sultans, doch es geriet ihm säuerlich. Krieg, Mord und geschickte Eheschließung – darauf beruhte die Dynastie der Al Bu Sa’id. So wie seinerzeit Majids Vater seinen Vetter ermorden ließ, der sichals Regent für den noch halbwüchsigen Sayyid Sa’id des Thrones bemächtigt hatte und durch die Heirat mit Azza bint Sayf, der Tochter von Sayyid Sa’ids Großtante, auch noch seinen Bruder und Mitverschwörer ausbootete. Die orientalische Wesensart, dass man sich unter Brüdern herzlich umarmte und dem anderen dabei gleichzeitig einen Dolch in den Rücken stieß, war Rigby zutiefst zuwider.
    Sultan Majid wurde weithin für seinen Großmut und seine Großherzigkeit gerühmt. »Selbst an den Ufern des Tanganjika-Sees, sechshundert Meilen im Landesinneren, dichten die Eingeborenen Loblieder auf Majid, den gerechten Häuptling an der Meeresküste«, hatte Burton von seiner Reise berichtet – Burton, der hier, auf dieser Veranda, von Sultan Majid empfangen worden war, bevor er zu seiner Suche nach den Quellen des Nils aufgebrochen war. Zu großmütig und großherzig vielleicht – das war seine große Stärke ebenso wie seine Schwäche.
    Rigby fiel ein, was Hamerton einmal über Sultan Sayyid Sa’id gesagt hatte: »Für ihn wird es notwendig sein, die Dinge anders zu handhaben als bisher. Die Wahrheit ist, dass er mehr zu tun hat als er bewältigen kann.« Wenn schon der für seine Willensstärke gerühmte Sultan Sayyid Sa’id Anlass für eine solche Einschätzung gegeben hatte – wie viel mehr mochte diese erst für seinen Sohn gelten?
    Doch für Englands Interessen in Sansibar war Majid der beste Kandidat, um die Insel zu regieren.
    »In jedem Fall könnt Ihr auf unseren Beistand hoffen, sollte dieser je nötig sein«, versicherte Konsul Rigby.
11
    Chole seufzte. Ein tiefes Ein- und Ausatmen, in das sich eine schwermütige Tonfolge geschlichen hatte, die wohl selbst ein steinernes Herz zu Butter geschmolzen hätte. Den Kopf in Choles Schoß, von deren zarten Händen in einen seligen Dämmerzustand gestreichelt, öffnete Salima die Lider und sah zu ihrer älteren Halbschwester auf. Choles Blick ging ins Leere. In ihren Augen stand ein grüblerischer Glanz, der sie heller wirken ließ, durchscheinend fast wie geschliffener Topas, und ihre

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