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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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anderen aufgeklappt wurden. Frischer Laubgeruch und Blütenduft strömten herein, durchzogen von prickelnder Meeresluft. Das gleichmäßige Hauchen, das unter dem Blätterrascheln kaum zu hören gewesen war, schwoll allmählich zu einem satten Rauschen an.
    »Und von hier aus dürfte man den besten Blick haben.«
    Die Fensterläden schwangen auf, und Salima stockte der Atem. Wie von Menschenhand geschaffen, bildeten die gebogenen Stämme der Palmen unter ihren fedrigen Kronen einen schmückenden Rahmen um ein Stück tiefblauen Meeres, so blau, dass Salima es beinahe körperlich spüren konnte, wie ein Kitzeln im Magen. Grell leuchteten die weißen Segel der vorüberziehenden Schiffe im Sonnenlicht, und kleine Fischerboote schaukelten auf der Dünung.
    »Leider steigt bei Flut das Wasser oft so hoch, dass die Wellen bis an die Hauswand hinaufspritzen«, erläuterte der Diener bedauernd und wies auf den hellen Sandstrand, der das Wasser von den Ausläufern des verwilderten Gartens trennte.
    Leider? Beinah hätte Salima laut herausgelacht. Sie stellte es sich herrlich vor, mit bloßen Füßen aus der Tür an den Strand zu treten und geradewegs ins Wasser hinein.
    »Was hältst du davon?«, erkundigte sich Zamzam, als der Diener sich respektvoll in einen schattigen Winkel zurückgezogen hatte, damit die beiden Damen sich beratschlagen konnten.
    Salima konnte ihren Blick nicht von dem Bild vor dem Fenster lösen. Das Haus von Bububu war wie geschaffen für sie.
    »Frag Humayds Vetter, was er dafür haben will. Gleich, wie hoch der Preis auch sein mag, ich werde ihn bezahlen.«

    Silberfeines Grillengezirp belebte die träge Nacht. In traumverlorener Zufriedenheit leckten die nassen Zungen des Meeres über den Strand, murmelten sachte die immer gleiche Strophe ihres jahrtausendealten Liedes und liebkosten den Sand, der weich, weiß und pudrig war wie Staubzucker.
    »Erinnert ihr euch an die beiden Tscherkessinnen, die unser Vater ins Haus holte, als wir noch recht klein waren?« Über den Rand seines Silberbechers hinweg sah Hamdan abwechselnd Salima und seine beiden Halbbrüder Jamshid und Abd il Wahab an. Die Laternen aus buntem Glas, die halb im Sand vergraben waren, schickten bewegtes getöntes Licht über ihre Gesichter, das die Verschiedenartigkeit ihrer Züge aufweichte und sie einander ähnlicher wirken ließ. Eine Widerspiegelung der jüngsten Zeit, als nach Jahren losen Umgangs die Bande wieder fester geknüpft worden waren.
    »Von denen die eine uns Kinder entweder keines Blickes würdigte oder hochnäsig herumscheuchte, was uns furchtbar erboste?« Salima biss in ein Stück Marzipan. »Und ob!«
    Die vier sahen sich an, als sie sich in Erinnerung riefen, mit welch frechen Streichen sie sich gerächt hatten. Salimagluckste, konnte das Lachen, das in ihrer Kehle emporsprudelte, nicht mehr unterdrücken, und gleich darauf stimmten ihre Brüder in das Lachen ein.
    »Und der Pfau«, gackerte Hamdan, der gerade die auf der ausgebreiteten Seidendecke verteilten Spielkarten einsammelte, mit denen die Geschwister sich den Nachmittag über vergnügt hatten. »Der Pfau mit seinem nackten Bürzel, nachdem wir ihn gerupft hatten!«
    »Zum Glück war unser Vater da gerade nicht in der Nähe, und die Sklaven haben das arme Tier versteckt, bis die Federn nachgewachsen waren«, kam es johlend von Abd il Wahab. »Sonst hätten wir allesamt die nächsten Tage nicht mehr sitzen können!«
    »Du liebe Zeit«, keuchte Jamshid, dessen blonder Bart aussah wie aus Gold gegossen, und wischte sich die Lachtränen aus den Augen, »was waren wir doch für ein verwöhntes, ungezogenes Pack!«
    »Ihr vielleicht«, kicherte Salima. »Ich nicht! Ich hab als jüngstes der Mädchen nur immer brav alles getan, was Shawana mir befohlen hat!«
    »Ha, hört sie euch an!«, rief Hamdan, packte Salima mit liebevoller Grobheit im Genick und schüttelte sie leicht, sodass sie aufkiekste und instinktiv die Schultern hochzog. »Wer hat sich immer heimlich aus dem Haus gestohlen, um auf dem Land Jagd auf unschuldige Mangos zu machen?«
    »Lasst gut sein, ich kann nicht mehr!« Abd il Wahab lag auf dem Rücken, halb noch auf der ausgebreiteten bestickten Decke, halb schon im Sand, und hielt sich den vor Lachen schmerzenden Bauch, der obendrein noch übervoll war mit Tee, sherbet und den scharf gewürzten Häppchen und Süßigkeiten, die Salima hier am Strand hatte servieren lassen.
    Nur langsam, nach und nach, ebbte das Lachen ab, wich die überschäumende

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