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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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denen sie vor Kurzem niedergekommen war. Magere Winzlinge zu Anfang, waren die beiden zu kräftigen Buben mit sonnigem Wesen herangewachsen, und jedes Mal, wenn Salima einen davon auf dem Arm hielt, wenn sie dieses junge, so zerbrechliche und doch unbändige Leben spürte und den Geruch nach Milch und Honig und Vanille einatmete, nagte die Sehnsucht nach eigenen Kindern an ihr. Doch einen Mann zu finden, das schien in unerreichbare Ferne gerückt.
    Salimas Ruf als Verräterin war auf der Insel noch immer nicht verklungen, und selbst ihr kleines Vermögen, das fruchtbare Land, das sie besaß, wog nicht die Gefahr auf, es sich möglicherweise mit Sultan Majid zu verderben, wenn man um die Hand seiner abtrünnigen Schwester anhielt. Es hätte Majid als Familienoberhaupt oblegen, einen Gemahl für sie zu bestimmen. Doch obwohl er ansonsten Milde hatte walten lassen, schien er nichts zu unternehmen, um seine Schwesterzu vermählen. Der Tod des Vaters hatte Salimas Verheiratung in den Oman aufgeschoben, die Querelen ihrer Brüder hatten sie ausgesetzt und die erschlichene Treue zu Barghash schließlich zu Staub zerfallen lassen. Salima war jetzt knapp zwanzig; die besten Jahre zum Heiraten waren bereits verstrichen, und die nächstbesten rieselten ihr bereits durch die Finger.
    Die Erfüllung ihres Herzenswunsches lag allein in der Hand Allahs, daran versuchte sie sich selbst zu erinnern. Das einzige jedoch, was sie sonst noch ersehnte, dasjenige, wozu sie ihren eigenen Teil beitragen konnte, schien ihr ebenfalls nicht vergönnt zu sein.
    »Ich vermisse das Meer«, sagte sie schließlich leise. »Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, dass ich es nicht mehr vor meinem Fenster habe.« In wenigen Sätzen schilderte sie ihre Bemühungen um Grundbesitz an der Küste, die bislang nicht von Erfolg gekrönt gewesen waren. »Dabei habe ich doch den besten dillal weit und breit damit beauftragt«, schloss sie, fast schon verzweifelt.
    Zamzam schnalzte abfällig mit der Zunge. »So etwas bekommt man auch nicht über einen Makler, Salima! Solcher Besitz geht immer unter der Hand weg. Wenn man jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt, dessen Freund oder Neffe oder Vetter lieber Gold als Boden sein Eigen nennt oder der die Stadt dem Land vorzieht. Ich bin mit einer Menge Leute hier in der Gegend gut bekannt – lass mich nur machen …«
18
    »Der Vetter meines Gemahls hält sich meistens in der Stadt auf«, flüsterte Zamzam entschuldigend, als der Diener das Portal aufschloss und sie eintreten ließ. Vom Äußeren des Hauses war wenig zu sehen gewesen. Wo einstmals wohl ein gepflegter Garten gewesen sein musste, war unter der Sonne und dem Regen Sansibars ein Dschungel emporgeschossen, dessen Palmen und Baumriesen voller Mangos und Feigen, dessen unbeschnittene Gewürznelkenbäume und die in kraftvollen Farben blühenden Sträucher das Gebäude umspannen wie ein üppiger Kokon.
    Salima sah sich aufmerksam um, während der Diener die Fensterläden zur Landseite hin öffnete und aus den schmalen Rippen fahlen Lichts helle Sonnenflächen schuf. Zwar nahm sie wahr, dass das spärliche Mobiliar von der salzigen Luft morsch geworden war, sah den abblätternden Putz, die ausgetretenen Steinböden und die Schleier von Spinnweben, doch vor allem bemerkte sie die starken Mauern des frei stehenden geräumigen Hauses und seine großzügigen Räume mit den hohen Decken.
    »Hier entlang geht es in den Innenhof«, verkündete der Diener mit einer entsprechenden Handbewegung. »Wenn die hochwohlgeborenen Damen mir folgen wollen …«
    Von der Halle aus traten sie durch ein Seitenportal in denummauerten Hof, dessen dem Haus gegenüberliegende Seite ein kleinerer Wirtschaftsbau einnahm: die Unterkünfte für die Dienstboten und die Küchen- und Vorratsräume, wie Salima und Zamzam erfuhren.
    Salima schenkte dem wenig Beachtung. Ihre Aufmerksamkeit galt allein dem Flüsschen, das durch eine Maueröffnung am Boden hineinplätscherte, sich zwischen den wild austreibenden Sträuchern und hüfthohen Grasbüscheln hindurchschlängelte und auf der gegenüberliegenden Seite durch ein Loch in der Steinwand wieder verschwand. Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem verstohlenen Lächeln.
    Ein kleiner Fluss im Hof – genau wie in Mtoni …
    »Bitte wieder hier entlang, die Damen«, sagte der Diener und führte sie zurück ins Haus, die Treppe hinauf in das obere Stockwerk. Schattengesprenkeltes Licht flutete die Räume, als die Läden einer nach dem

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