Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
Vom Netzwerk:
Ausgelassenheit der reichen Stille, diemit dem Zauber einer Tropennacht einhergeht. Wie Samt und Seide umschmeichelten die warme Luft und der frische Meereshauch die vier, hüllten sie ein in schummriges Zwielicht aus Lampenschein und Sternenglanz. Salima stieß einen tiefen Seufzer der Seligkeit aus.
    Der Vetter von Zamzams Gemahl hatte sich zunächst etwas geziert. Zwar hatte er freimütig bekannt, für das Landgut von Bububu keinerlei Verwendung zu haben, da er es vorzog, in der geschäftigen Stadt zu leben. Dessen ungeachtet wollte er sich nicht leichtfertig von diesem hübschen Fleckchen Erde trennen. Salima war hartnäckig geblieben, hatte ihn mit geschickt formulierten Briefen bedrängt, und auch Zamzam war in die Verhandlungen mit eingestiegen, deren Argumente sie dann und wann mit köstlichem Gebäck oder einem speziell zubereiteten Braten unterstrich. Wochenlang dauerte das Tauziehen um den Besitz, dann wurde man sich einig: Salima mietete Haus und Grund auf unbestimmte Zeit gegen eine jährliche Summe. Bububu war ihres.
    Und so wie die Wellen einmal am Tag und einmal in der Nacht an die Grundmauern des Hauses strömten, fanden auch Salimas Gefährten der Kinder- und Jugendzeit wieder den Weg zu ihr, täglich fast und meist ohne förmliche Vorankündigung. Ganz so, als hätten sie auf ihrem Lebensweg eine Schleife zurück genommen, zurück zu unbeschwerteren Tagen, bar der strengen Regeln und der Last des Erwachsenseins.
    »Eingedenk der wahrhaft fürstlich zu nennenden Gastfreundschaft unserer lieben Schwester«, ergriff nach einer Weile Jamshid in betont blumigen Wendungen wieder das Wort, »will ich mich mit einer kleinen Gabe erkenntlich zeigen.«
    Auf ein Fingerschnipsen von ihm lösten sich seine Sklaven aus der Finsternis außerhalb des Lichtkreises, hoben große Körbe aus den Booten, mit denen die Brüder aus der Stadtgekommen waren, und machten sich im Sand daran zu schaffen. Salima konnte Fünkchen aufglimmen sehen, die sich zu kleinen Flammen entzündeten und Lunten in Brand steckten. Es zischte, Lichter schossen auf und zerplatzten oben am Himmel unter grellem Knallen zu rot leuchtenden, blau sprühenden und grellgrünen Sträußen.
    Er hat es nicht vergessen, dachte Salima. Er hat nicht vergessen, wie sehr ich Feuerwerk liebe.
    Den Kopf in den Nacken gelegt und mit angehaltenem Atem, starrte sie hinauf zu den silbernen und goldenen Sternensplittern, die langsam, langsam herabregneten und leuchtende Spuren auf das schwarzblaue Himmelstuch malten.
    Das ist es, das Glück. Hier in Bububu, mit meinen Brüdern. In solchen Nächten und an solchen Tagen, fern von den Schatten der letzten Jahre. Hier bin ich endlich angekommen. Hab Dank, o Allah, für diesen Segen.
19
    Nach dem Vorbild ihres Vaters hatte Salima sich ein Fernrohr gekauft und im oberen Stockwerk ans Fenster stellen lassen. Sie schaute hindurch und sah, wie Abd il Wahab mit einer Handvoll Leibdiener den Strand ansteuerte. Während sie die Treppen hinuntereilte, um ihn zu empfangen, scheuchte sie ihre Dienerinnen auf, um so schnell wie möglich alles für den Besuch herzurichten.
    »Abd il Wahab«, rief sie freudig, als sie ihm durch den Sand entgegenging, »schön, dich zu sehen! Wo hast du unsere anderen beiden Brüder denn gelassen?« Noch während sie sprach, wurde sie seiner betrübten Miene gewahr – so frohgemut, wie ihr Bruder sich sonst stets gab, konnte das nichts Gutes verheißen. »Ist etwas geschehen? Ist jemand krank – oder … oder gar Schlimmeres?« Ihre Stimme war bei den letzten Worten immer leiser geworden, bis sie nur mehr flüsterte.
    Ihr Bruder schüttelte den Kopf. »Nein, keine Sorge, das ist es nicht. Gehen wir trotzdem hinein. Es ist besser, wenn du dich hinsetzt …«
    Es waren bange Augenblicke voller Unruhe, bis sie in dem von der Meeresbrise durchzogenen Raum Platz genommen hatten und der Kaffee serviert war.
    »Also«, begann Salima schließlich voller Ungeduld, »was für schlechte Nachrichten bringst du mir?«
    »Ich bin nicht aus eigenem Willen hier«, sagte Abd il Wahab nach einer kleinen Pause, in der er sichtlich mit sich gerungen hatte, wie er anfangen sollte. »Man hat mich mit einer Bitte zu dir geschickt. Und ich weiß, dass sie dir nicht behagen wird. Kannst du erraten, von wem sie stammt?«
    »Nein«, kam es sogleich von Salima, mit einer gewissen Schärfe im Ton. »Deshalb wäre ich dir auch dankbar, wenn du nicht wie eine Katze um den heißen Brei schleichen, sondern freiheraus sagen

Weitere Kostenlose Bücher