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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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leben.
    Sie zwang sich, den Kopf zur anderen Seite zu drehen. Weg von Sansibar. Hin zu dem Schiff, das im tiefen Wasser vor Anker lag. Hell entfalteten sich die Segelflächen der drei Masten über einem Rumpf, der so dunkel war, dass er in der Nacht aufging und die vereinzelten Lichter darin in der Luft zu schweben schienen. Ein Kriegsschiff, hatte Mrs Seward gesagt. Vielleicht gar das Schiff, das damals seine Geschütze ausgefahren hatte, bereit, Barghashs Haus und Beit il Tani zu bombardieren – und das sie nun in Sicherheit bringen würde.
    Ein letzter Blick zurück. Ich komme wieder, Sansibar. Ganz bestimmt. Ich komme wieder. Eines Tages.

Niemandsland
    1866 – 1867
31
    Sansibar, Anfang September 1866

    Emily Sewards Fingerknöchel pochten sacht an die geschlossene Tür. Sie hielt den Atem an und lauschte, doch kein Laut drang dahinter hervor. Die Sansibaris wissen schon, warum sie innerhalb der Häuser keine Türen haben , dachte sie mit einem Seufzen. So müssen sie sich keine Gedanken machen, ob sie gerade stören oder nicht. Vorsichtig drehte sie den Knauf der nach englischem Vorbild nachträglich eingebauten Tür, drückte sie behutsam auf und spähte in den Raum hinein.
    Von einer Lampe golden angehaucht, saß ihr Gatte an seinem Schreibtisch. Seine in angestrengten Grübeleien verzogene Miene und die unruhige Bewegung, mit der er den Federhalter zwischen Zeigefinger und Mittelfinger schnell hin und her pendeln ließ, verrieten, wie angespannt er war.
    »George.« Sie hatte nur geflüstert, und doch fuhr er zusammen, als hätte sie überlaut gerufen. »Der Kleine hat sich beruhigt. Ich gehe jetzt auch zu Bett.«
    »Ist gut.« Es klang wie ein Stöhnen. Er setzte sich auf, stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch und legte das Gesicht in die Hände.
    »Arbeite nicht mehr so lange, Liebster.«
    Der Druck seiner Handflächen schob seine Wangen nachoben, und der Blick, mit dem er sie von unten herauf ansah, erinnerte sie an Jacky, die Bulldogge, den ständigen Begleiter ihres Vaters, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Unwillkürlich lachte sie auf.
    »Du hast gut lachen«, brummte ihr Ehemann. Mit einem tiefen Ausatmen hob er den Kopf und ließ sich wieder in den Stuhl zurückfallen. »Ich müsste nicht noch hier sitzen, wenn meine geschätzte Gattin mich nicht derart in die Bredouille gebracht hätte.«
    Emily Seward kicherte und trat ein. Leise schloss sie die Tür hinter sich, damit die Kinder oben nicht wach wurden, und ging um den Schreibtisch herum. »Macht dir der Sultan immer noch die Hölle heiß?«
    »Und wie!«, brummte ihr Gatte. »Und Konsul Churchill nicht minder … Du schmiedest wilde Intrigen hinter meinem Rücken, und ich kann dann sehen, wie ich die Wogen wieder glätte. Glückwunsch, Madam, allerherzlichsten Glückwunsch!«
    Sie trat hinter ihn, legte einen Arm um seine Brust und schmiegte ihre Wange in die Kuhle an seinem Hals. »Ich weiß gar nicht, was du hast. Du bist doch fein raus, kannst mit Fug und Recht behaupten, nichts davon gewusst zu haben. Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.«
    George Edwin Seward schnaubte, streichelte aber mit den Fingerkuppen über die Hand seiner Frau. »Der Sultan tut sich schwer damit, ebendiese Wahrheit zu akzeptieren. Er ist überzeugt davon, dass eine gute englische Ehefrau nur das tut, was ihr Gatte ihr aufträgt.«
    Emily gluckste. »Dann wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, als sein Weltbild zu berichtigen!«
    »Das ist nicht lustig!« Der lebhafte Unterton seiner Rüge verriet, dass er an sich halten musste, um nicht auch zu lachen. »Du weißt doch, wie wichtig es in diesen Breiten ist, dasGesicht zu wahren. Und nun muss mich der Sultan entweder für einen Schwachkopf halten, für einen doppelzüngigen Verräter oder aber für einen Pantoffelhelden!«
    »Armer George«, schnurrte Emily an seinem Hals.
    »Ja bitte, bedaure mich ausgiebig, das ist das Mindeste, was du tun kannst, um diese Scharte wieder auszuwetzen«, brummelte Dr. Seward zufrieden. »Meine eigene Frau übergeht mich und wendet sich an meinen unmittelbaren Vorgesetzten – hat man so was schon gehört?«
    »Ach, der gute Dr. Kirk«, seufzte Emily versonnen. »Ohne ihn hätten wir das niemals geschafft.«
    Ein belustigter Seitenblick ihres Mannes streifte sie. »Meinst du, weil er sich im Krimkrieg verdient gemacht und mit Livingstone ins Innere Afrikas gereist ist, hatte er genug Mumm in den Knochen, sich mit dem Sultan anzulegen und dessen

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