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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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Schwester von der Insel zu schleusen?«
    »Zumindest hat es keiner großen Überredungskunst bedurft, ihn davon zu überzeugen, uns zu unterstützen.« Emily klang triumphierend.
    »Das kann ich mir vorstellen. Vermutlich hast du dem liebreizender Weiblichkeit gegenüber hilflosen Junggesellen mit deinem Charme und deinen flatternden Wimpern den Kopf verdreht …«
    Seine Frau lachte und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe.
    Er schüttelte den Kopf. »Aber gleich die Highflyer dafür abzustellen! Wer weiß, was Captain Pasley blüht, wenn er von seiner Fahrt zurückkehrt … Der Sultan tobt in seinem Palast, so wird berichtet, und die übrige Familie ist wohl ebenfalls erbost. Ich habe heute Mittag Mr Witt von O’Swald & Co. getroffen, der geschäftlich auf der shamba von Sayyid Barghash zu tun hatte. Laut Witt betrachtet Sayyid Barghash die Bibi Salmé als für die Familie verloren; sie sei nicht mehr seineSchwester, hat Witt ihn zitiert. Er habe sich über die Schande beklagt, die nun auf die ganze Sippe falle.« Er atmete tief durch. »Ihr habt da ganz schön in die Sitten der arabischen Welt eingegriffen, mein geliebtes Weib, und vermutlich böses Blut geschaffen bis weit über Sansibar hinaus.«
    »Ich muss oft an eine Bemerkung denken, die Zafira einmal in diesem Zusammenhang fallen ließ«, warf seine Gattin leise ein. » Wer liebt, kennt keine Gewissensbisse , so sagt man wohl hier auf Sansibar. – Wir haben ihr und ihrem Ungeborenen das Leben gerettet, George. Sie war in höchster Gefahr. Ihr nicht zur Flucht zu verhelfen – wie hätten wir das mit unserem Gewissen als Christenmenschen vereinbaren können? Mich packt ein solch unheiliger Zorn, wenn ich daran denke, was der Sultan der armen Frau antun wollte. Seiner eigenen Schwester!«
    Nachdenklich strichen Dr. Sewards Finger über den Arm seiner Frau. »Ich bin mir nicht sicher, ob Sultan Majid wirklich vorgehabt hatte, ihr etwas anzutun.«
    »Wie kommst du darauf ?« Ihre Stimme verriet aufrichtige Verblüffung.
    Nachdenklich neigte Dr. Seward den Kopf. »Wenn er es wirklich gewollt hätte, hätte er sie schon längst töten oder mit Gewalt gefangen nehmen lassen können.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, das sei nur Tarnung gewesen? Eine Maskerade?«
    Er nahm ihren Arm, führte sie um den Stuhl herum und setzte sich so hin, dass er sie auf seinen Schoß ziehen konnte, die Arme um ihre noch immer schlanke Taille gelegt. »Das könnte ich mir durchaus vorstellen. Sultan Majid steht zwar sehr unter dem Einfluss seiner Minister, ist kränklich und obendrein als wankelmütig bekannt, aber er ist nicht dumm. Er hält die Macht in Händen, und da sollte es ihm nicht gelingen, die Genugtuung zu erlangen, die er fordert?« Er deutetemit dem Kinn in Richtung des Schreibtisches, der mit Papieren übersät war. »Goodfellow hat mir aus Aden geschrieben. Der Sultan hat sich an Resident Merewether gewandt: Die Bibi dürfe nach Sansibar zurückkehren, wenn sie ihm Zugeständnisse macht.«
    »Dieser Lump!«, entfuhr es seiner Frau zornig, und sie boxte mit der Faust gegen seine Schulter. »Das riecht doch nach einer Falle!«
    »Brich nicht gleich den Stab über ihn, Liebes. Churchill hat mir erzählt, dass die Bibi immer die Lieblingsschwester des Sultans war. Womöglich schlingert er auch ganz hilflos hin und her zwischen dem, was er tun möchte, und dem, was er innerhalb der Sitten und Bräuche tun kann .«
    »Ich bin jedenfalls froh, sie in Sicherheit zu wissen«, bekräftigte Emily Seward und schlang die Arme um den Hals ihres Mannes. »In Aden wird sie endlich zur Ruhe kommen. Kann dort in Sicherheit auf die Niederkunft ihres Kindes warten – und auf die Ankunft ihres Verlobten.«
    »Mhm«, machte Dr. Seward und sah seine Gattin aufmerksam an. »Hast du dir auch Gedanken darüber gemacht, was aus Ruete werden soll? Die Gefahr für ihn ist noch nicht völlig gebannt.«
    »Er ist Ausländer, so wie wir, allesamt wichtig für den Handel – uns geschieht so schnell kein Leid. Das waren stets deine Worte, lieber George!«
    »Mhm«, machte ihr Mann wieder. »Aber keiner von uns hat bislang eine Schwester des Sultans erst entehrt und dann entführt.« Als sie zur Widerrede ansetzte, fuhr er bestimmt fort: »Doch, Emily, genau so wird es ihm ausgelegt werden! Wenn der Sultan auch davon Abstand genommen hat, Ruete auszuweisen, wovon zunächst die Rede war. Witt gegenüber hat er wohl geäußert, Ruete werde sich eine blutige Nase holen. Offenbar hat er die

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