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Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne

Titel: Sterne über Sansibar - Vosseler, N: Sterne über Sansibar - Die diamantene Zisterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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knüpfen?«, kam es nach einiger Zeit leise von ihr.
    »Kein gesellschaftlicher Umgang mit Engländern oderDeutschen«, bestätigte Colonel Goodfellow in dem umständlichen, durch seinen englischen Akzent sperrigen Arabisch, das er sich für seinen Regierungsposten hier angeeignet hatte. »Auch ein Briefwechsel mit selbigen soll Euch nicht gestattet sein.«
    Salimas Mund kräuselte sich zu einem spöttischen Lächeln.
    Die eine Hand reicht er mir zur Versöhnung, mit der anderen jedoch holt er zum Schlag aus.
    »Stattdessen«, beeilte Goodfellow sich hinzuzufügen, »soll Euch eine Aufnahme in die angesehensten arabischen Familien vor Ort gewiss sein. Ich habe bereits –«
    »Ja«, fiel Salima ihm ins Wort. »Ich habe ihre Grußworte und Ehrbezeugungen erhalten, um die Ihr sie im Namen meines Bruders gebeten habt. Sehr blumig, sehr salbungsvoll allesamt.«
    Colonel Goodfellow fuhr sich durch den Bart. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, da er den Tonfall seines Gegenübers nicht einzuordnen wusste – wie ihm auch die ihm von seinem Vorgesetzten übertragene Aufgabe unangenehm war.
    »Ich teile die Ansicht Eures Bruders, des geschätzten Sultans von Sansibar, dass Ihr unter Euresgleichen besser aufgehoben seid, verehrte Bibi Salmé.«
    Erneut zeigte sich das spöttische Lächeln. »Das sehe ich anders. Vor allem ist es nicht das, was ich will.«
    »Bedenkt, was Ihr aufgebt«, sagte er eindringlich. »Nicht nur den Halt, den allein eine Familie zu geben imstande ist. Ihr seid dabei, die Wurzeln Eurer Herkunft zu durchtrennen – unwiderruflich. Ihr verliert Eure Sprache, Eure Kultur und nicht zuletzt Euren Glauben.«
    Salimas Lider zuckten kurz, als hätte sie einen Schlag mit der flachen Hand abbekommen oder müsste einen solchen fürchten.
    Meine Wurzeln … meine Wurzeln hat Majid längst durchtrennt.
    Ihr Blick tastete sich durch den Raum, dessen weiße Kahlheit die Hausherrin Señora Teresa Macías mit schweren dunklen Möbeln, mit Nippes aus Porzellan, mit Teppichen und Portieren, mit Überwürfen und dicken Kissen vollgestopft hatte, die in der feuchten, salzhaltigen Luft muffig rochen. In einer Ecke des Raumes fand er Halt, heftete sich an eine Statue auf einer Wandkonsole: eine hellhäutige Frau mit rosigen Wangen in einem Gewand, das so rot leuchtete wie der Hibiskus auf Sansibar, Haupt und Schultern bedeckt von einem Überwurf, einer schmucklosen schele nicht unähnlich, jedoch in der Farbe eines wolkenlosen tropischen Himmels. Die Jungfrau María, hatte Señora Macías ihr erklärt, und das nackte, speckfaltige Kleinkind auf dem Arm der Statue stellte Jesús dar, den Sohn Gottes. Als ihre Gastgeberin – angestachelt durch Salimas neugierige Fragen – weitererzählte, hatte Salima begriffen, dass diese María dieselbe Maryam bint Imran war, der sie in einer Sure des Koran, die sogar ihren Namen trug, begegnet war, und Jesús war Isa bin Maryam , einer der Propheten Allahs. Namen und Geschichten, die sie als Mädchen einmal gelesen und auswendig gelernt hatte. Doch erst jetzt, hier in Aden, begann sie, Zusammenhänge zwischen dem Islam und dem Christentum zu erkennen und zu verstehen. Ebenso wie die Unterschiede, die ihr so gegensätzlich vorkamen wie Tag und Nacht, nur durch einen schmalen Streifen Dämmerung miteinander verbunden. Einen Streifen, den sie würde überschreiten müssen – denn nur als Christin würde sie Heinrichs Frau werden können.
    Immer mehr Schulden, die ich aufhäufe; immer mehr Sünden, die ich begehe. Ich kann nur hoffen und beten, dass ich die Fingerzeige des Schicksals verstanden und den richtigen Weg gewählt habe. Auch wenn ich nicht mehr weiß, an wen ich meine Gebeterichten soll – noch an Allah oder schon an den Gott der Christen. Wer von beiden wacht über mich von nun an?
    »Seid unbesorgt«, wandte sie sich an den Colonel, »meinen Glauben werde ich nicht verlieren. Aber Ihr versteht gewiss, dass mich nur noch wenig an die Traditionen bindet, die meinen Tod verlangt haben. Glauben werde ich weiterhin, jedoch in einem anderen Gewand als bisher.«
    Unwillkürlich wanderten Colonel Goodfellows Blicke über die weiten Röcke Salimas, huschten rasch über den gewölbten Leib, der von einem breiten Schal nur unzureichend verdeckt war, über das enge Oberteil mit den langen Ärmeln hinauf und verweilten dann auf dem in der Mitte gescheitelten und am Hinterkopf aufgesteckten Haar. Ein verlegenes Lächeln erschien auf dem unverhüllten Gesicht der jungen Frau, als

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