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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ausreichend erholen können. Auf der anderen Seite kamen ihnen die jetzt vorherrschenden Winde entgegen und würden ihr Vorankommen beschleunigen. Nein, entschied der ikarische Befehlshaber schließlich, sie würden heute Abschied nehmen. Der Großteil der Luftarmada hielt sich hier in Awarinheim auf, und der Krallenturm wurde nur von einer schwachen Streitmacht geschützt. Außerdem wollte Rabenhorst dringend die Berichte der Fernaufklärer von Gorken hören. Und schließlich verlangte es keinen danach, noch länger an diesem Ort zu bleiben, dem so schwer der Geruch des Todes lastete. Die Ikarier und die Waldläufer hatten am Vorabend ihre Toten den Flammen übergeben. Es waren so erschreckend viele gewesen, Kameraden, Freunde oder Familienmitglieder, die in den Kämpfen gefallen waren. Heute morgen war von den Scheiterhaufen nicht viel mehr als Asche übriggeblieben.
    Rings um den Erdbaum lagen achtzehn Ikarier, darunter auch Sternenströmer, die für den Heimflug einfach zu geschwächt oder schwer verwundet waren. Sie würden Tage, wenn nicht gar Wochen brauchen, um zum Turm zurückkehren zu können. Rabenhorst machte sich jetzt auf den Weg zu seinem Bruder, um mit ihm noch einmal zu besprechen, wann und wie er nach Hause kommen wolle.
    Sternenströmer lehnte gerade an einer der Säulen des Steinrunds, und wie üblich stand Goldfeder an seiner Seite. Gestern abend hatte der Zauberer sich nicht davon abbringen lassen, persönlich die Feier zu Ehren der Toten zu veranstalten. Rabenhorst sah ihm jetzt an, wie sehr ihn das angegriffen hatte. Abendlied hielt sich bei den beiden auf. Als Flugkämpferin mußte sie jetzt auch aufbrechen und küßte gerade ihre Eltern zum Abschied. Freierfall stand ganz in der Nähe. Rabenhorst betrachtete die beiden jungen Leute. Schon seit Jahren schienen sie sich sehr zu mögen, und er fragte sich, ob sie nach dem Militärdienst eine engere Beziehung eingehen würden. Ehen zwischen Cousins galten bei den Ikariern nicht als ungewöhnlich, und die beiden sahen ganz so aus, als wären sie füreinander geschaffen. Der Befehlshaber spreizte die Schwingen ein wenig, als sein Sohn und seine Nichte aufstiegen und aus der Luft winkten. Ja, er war durchaus für diese Verbindung. Vielleicht gelang es Abendlied ja, mäßigend auf das Ungestüm des Jünglings einzuwirken.
    Jetzt begab er sich zu Sternenströmer und legte ihm behutsam eine Hand auf die Schulter, um ihn nicht aus Versehen an einer Wunde zu berühren. »Bruder, wie lange werdet Ihr brauchen, um folgen zu können?«
    Der Zauberer sah erst seine Frau an, ehe er antwortete: »So bald wie möglich. Einige hier werden noch Wochen bis zu ihrer vollständigen Genesung brauchen, und eine so lange Zeit möchte ich nicht untätig herumsitzen. Jeder von uns wird im Krallenturm gebraucht. Und natürlich möchte ich vor der großen Ratsversammlung sprechen.«
    Rabenhorst runzelte die Stirn und hoffte, daß seine Deutung des Blicks, den die beiden eben ausgetauscht hatten, nicht zutraf. Wenn Goldfeder den Turm verließ, um mit den Awaren herumzuwandern, folgte sie dem Nordra von seiner Quelle am Fuß des Ikariersitzes durch die Alpen bis nach Awarinheim. Die vereisten Pfade in den Bergen stellten schon einen sehr vorsichtigen Wanderer vor Schwierigkeiten, um so mehr dann Verwundete, die sich dort zu Tode stürzen würden. Und Sternenströmer befand sich noch lange nicht in der Verfassung, sie zu beschreiten. Davon abgesehen, dauerte die Reise auf diesem Weg viele, viele Tage. Da wäre es vernünftiger, hier abzuwarten, bis sein Bruder den Heimflug wagen konnte.
    Aber leider war Sternenströmer nicht immer vernünftig. Wie die Wahl seiner Ehepartnerin zeigte.
    Der Zauberer kannte seinen Bruder sehr gut und ahnte wohl, was hinter seiner Stirn vor sich ging. »Ich habe nicht vor, die rutschigen Eispfade zu beschreiten, Rabenhorst. Denn es gibt einen viel einfacheren, rascheren und angenehmeren Weg zurück zum Krallenturm.«
    Die Sorgenfalten auf dem Gesicht seines Bruders vertieften sich merklich.
    »Wir werden die Charoniten um Hilfe bitten«, erklärte der Sternenströmer und hielt dem Blick Rabenhorsts stand.
    Dem Befehlshaber verschlug es die Sprache. Seit vielen tausend Jahren hatte niemand mehr von diesem Volk gehört. Er kannte es auch nur aus den Erzählungen seiner Mutter und seines Bruders. Als Zauberer wußten sie über dieses Volk Bescheid. Aber andere Ikarier hätten in diesem Moment wohl kaum verstanden, wovon der Sternenströmer

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