Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
redete.
»Höchste Zeit für die Charoniten zu erfahren, daß die Zeit der Prophezeiung gekommen ist. Sie haben schließlich auch ein Recht zu erfahren, was geschieht. Und sie können uns zum Krallenturm bringen.«
»Glaubt Ihr denn wirklich, daß es sie überhaupt noch gibt? Bei den Sternen, wir können es uns wirklich nicht erlauben, daß Ihr auf Nimmerwiedersehen in irgendeiner Alpenhöhle verschwindet. Und wenn die Charoniten Euch die Hilfe verweigern?«
Der Zauberer war bereits auf die Einwände seines Bruders vorbereitet und hatte alles vorher mit Ramu besprochen. »Laßt uns eine Staffel Eurer Flugkrieger da. Wenn wir bei den Charoniten keinen Erfolg haben sollten, kann sie uns zum Hain zurückgeleiten und dann nach Hause fliegen. Aber ich bin recht zuversichtlich, dieses Volk mit Ramus Hilfe zu finden.«
Der Aware trat nun hinter einer Steinsäule hervor und sprach sich für Sternenströmers Vorhaben aus: »Unsere Priester glauben immer noch, daß die Charoniten in heißen Sommernächten aus ihren Wohnstätten herauskommen und über den Nordra fahren. Einer Sage nach sollen sie auch einmal alle hundert Jahre ihre Höhlen verlassen, um sich das Funkeln der Sterne auf nächtlichen Gewässern anzuschauen. Vielleicht haben sie ja wirklich ihre Liebe zur Oberwelt noch nicht ganz verloren. Wir vermuten auch, daß sich hier ganz in der Nähe ein Eingang zu ihrer Welt befinden muß.«
Rabenhorst fand diese Argumente zwar eigentlich nicht überzeugend genug, um eine Suche nach diesen legendären Wesen gutzuheißen, aber er erkannte auch, daß sein Bruder fest dazu entschlossen war. »Ihr wollt also Sternenströmer auf dieser Reise begleiten?« fragte er Ramu. Als er nickte, fuhr der ikarische Fürst fort: »Aber Ihr werdet doch hier gebraucht. Nach dem Tod Mirbolts seid Ihr der oberste Magier. Sollte Euer Platz da nicht bei Eurem Volk sein?«
»Mein Volk wird sich wieder in seine Klans auflösen und getrennt durch Awarinheim wandern. Und Barsarbe kann während meiner Abwesenheit durchaus meinen Platz einnehmen. Davon abgesehen könnte es vonnöten sein, daß auch ich vor Eurer Versammlung spreche. Schließlich gehöre ich zu den wenigen, die Axis begegnet sind und mit ihm gesprochen haben.«
Für Rabenhorst kam das alles ein wenig zu schnell, aber was sollte er tun? So nickte er schließlich widerstrebend. »Ich schicke Euch eine Staffel Flugkrieger, Bruder, denn ich will Euch nicht verlieren. Wir haben sonst keinen Zauberer, der es mit Euren Kräften aufnehmen könnte.«
»Und Ihr wartet mit der Einberufung des Großen Rats, bis ich zurückgekehrt bin?«
Rabenhorst schwieg zunächst. »Ich lasse Euch eine Woche Zeit. Keinen Tag länger. Und wenn Ihr bis dahin nicht bei uns eingetroffen seid, weiß ich nicht, wie die versammelten Ikarier abstimmen werden.« Von fern sahen sie Weitsicht auf sich zukommen. »Und jetzt muß ich fort. Wann macht Ihr Euch auf den Weg?«
»Morgen früh.«
Eine Stunde vor Sonnenaufgang waren sie zum Aufbruch bereit: Sternenströmer, Goldfeder, Ramu, verletzte Ikarier, die sich von Flugkriegern stützen ließen, und Aschure. Die Acharitin hatte in der vergangenen Nacht so gut geschlafen wie schon seit Monaten nicht mehr. Sie fühlte sich jetzt sehr aufgeregt und freute sich darauf, den Krallenturm kennenzulernen. Der Zauberer betrachtete ihre Erregung mit einigem Amüsement und gratulierte sich im Stillen dazu, sie zu sich eingeladen zu haben. Seine Frau, Ramu und sie gehörten zu den wenigen, die Axis kennengelernt hatten. Aschure stellte ein wichtiges Verbindungsglied zu seinem Sohn dar.
Barsarbe war ebenfalls früh aufgestanden, um sich von der Reisegesellschaft zu verabschieden. Obwohl sie gestern Aschure für ihren weiteren Aufenthalt bei den Awaren Mut zugesprochen hatte, sah sie sie nicht ungern ziehen. Die Magierin mußte an sich halten, um sich nicht zu schütteln. Aschure machte für ihren Geschmack zu rasch von der Gewalt Gebrauch. Aber da war noch mehr, das sie ihr seltsam erscheinen ließ. Barsarbe verspürte Eifersucht auf die Acharitin, auch wenn sie sie sich nicht so recht erklären konnte. Wie dem auch sei, tief in ihrem Herzen lehnte sie die Menschenfrau ab.
Für den Augenblick war es die Magierin jedoch zufrieden, daß Aschure von ihnen fortzog. Die Awaren hatten sie nicht gewollt, und wer weiß, vielleicht fanden die Ikarier ja ein Plätzchen für die Pflughütertochter aus Smyrdon. Nachdem Barsarbe sich von allen verabschiedet hatte, überreichte sie Aschure
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