Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
»Da mußte erst eine Bodenläuferin kommen, um uns zu zeigen, wie man sich gegen die Geisterkreaturen zur Wehr setzt. Ob ich gern von einem Axtherrn Befehle entgegennehmen würde?« Er lachte bitter. »Ganz gewiß nicht, aber uns bleibt keine andere Wahl. Wenn der Mann nur halb so gut ist, wie ihm nachgesagt wird, dann will ich mich gern seinem Kommando beugen. Aber ich verlange, daß einer meiner Geschwaderführer zu denen gehört, die wir nach Gorken schicken.«
Rabenhorst hob beide Arme und verlangte von der Versammlung eine rasche Entscheidung: »Seid Ihr damit einverstanden, eine kleine Delegation zur Burg zu schicken, die dort mit Axis verhandeln soll? Und seid Ihr dafür, daß wir den Achariten unsere Hilfe anbieten?«
Einer nach dem anderen erhoben sich die Ikarier, obwohl so manchem nicht wohl bei der Vorstellung war, daß sie auf Gedeih und Verderb auf den Axtherrn angewiesen sein sollten. Die meisten aber dachten an die Prophezeiung und waren sich sicher, daß nur Axis den Zerstörer vernichten und sie selbst zurück nach Tencendor führen könnte.
»Ja!« riefen die ersten, und immer mehr fielen ein, bis die ganze Halle erbebte.
Sternenströmer schämte sich nicht seiner Tränen, und Freierfall umarmte seinen Onkel.
23 F REIERFALL
Axis, Belial und Magariz standen dick eingemummt im kalten Licht der Morgendämmerung hoch oben auf dem Wohnturm. Immer wieder schauten sie hinab auf die Scharen der Skrälinge, die sich rings um die Festung drängten. Zwei Wochen waren seit dem Fall der Stadt vergangen, und für die Verteidiger hatte sich die Lage zunehmend verschlechtert. Der Axtherr fühlte sich immer noch matt, aber daß er überhaupt noch lebte, hatte er nach den Worten all seiner Freunde vor allem Faraday zu verdanken. Unter dem Umhang kratze er sich jetzt an der Brust, wo die frisch vernarbten Wunden wieder einmal juckten. Doch von den Freunden hatte ihm keiner erklären können, was Faraday genau zu seiner Rettung unternommen hatte; und bislang war Axis noch nicht dazu gekommen, die Edle persönlich zu fragen. Nachdem sie die Verantwortung dafür übernommen hatte, den Überlebenden aus der Stadt die Tore zu öffnen, hatte sie alles getan, um Bornheld nicht weiter zu erzürnen. Sie blieb meist in ihrem Gemach, und wann immer ihr Gemahl zu ihr kam, flüsterte sie ihm liebevolle Worte und süße Entschuldigungen zu. Aber der Herzog blieb ihr gegenüber kühl. Faraday hatte seinem Befehl zuwidergehandelt, die Tore unter gar keinen Umständen zu öffnen, aber sie spürte auch, daß sie in seinen Augen ein viel schlimmeres Verbrechen begangen hatte, indem sie Axis gerettet hatte. Die Edle wußte, daß Bornheld nicht einmal ahnen durfte, was sie in Wahrheit für den Axtherrn empfand, denn dann hätte er seinen Rivalen in rasender Eifersucht erschlagen. Als die drei sich oben auf dem Turm einen Eindruck von der Lage verschafften und sich gegen den beißenden Wind so klein wie möglich machten, gewann Magariz den Eindruck, daß ein Gutteil der Kälte, die ihn umgab, quasi vom Axtherrn selbst ausging. Axis war furchtbar aufgebracht gewesen, daß die hohen Herren Faraday nicht daran gehindert hatten, sich als diejenige hinzustellen, auf deren Veranlassung hin die Tore geöffnet worden waren. Seitdem hatte er mit dem Fürsten kein Wort mehr gewechselt. Aber Magariz konnte ihm daraus keinen Vorwurf machen. Er streckte jetzt sein verletztes Bein und beobachtete den Mann immer wieder aus den Augenwinkeln. Die wenigen Wochen an der Seite des Axtherrn hatten bereits ausgereicht, seine Loyalität ins Wanken zu bringen. Jahrelang war der Fürst Bornhelds rechte Hand gewesen, und dieser hatte sein Vertrauen damit belohnt, ihm den Befehl über die Feste Gorken zu geben. Doch mittlerweile fragte sich Magariz, wie viele andere übrigens auch, ob Axis nicht geeigneter für den Posten eines Obersten Kriegsherrn wäre.
Belial hörte, wie der Fürst seufzte, und warf ihm einen kurzen Blick zu. Bei Artor, dachte er dann, der Kummer, den Axis und Faraday leiden, berührt uns alle auf die eine oder andere Weise. Ist Liebe denn soviel Leid überhaupt wert? Warum kamen die beiden nicht zu Verstand, vergaßen einander und fügten sich der Tatsache, daß ihr Leben nun einmal in verschiedenen Bahnen verlief? Hoffentlich passiert mir nicht einmal so etwas. Hoffentlich verliebe ich mich nicht einmal so sehr, daß mein Herz nur noch Schmerzen leidet. Belial war mit Leib und Seele Soldat, und die Vorstellung, eine Liebste zu finden
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