Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
Belial mitgebracht hatte, und steckte Schwert und Axt hinein. »Ich bin mir gar nicht so sicher, Freund, ob es mir gefällt, wenn ich alle meine verborgenen Kräfte kenne. Die könnten sich als erschreckender erweisen als alles, was Gorgrael uns entgegenzuschleudern hat.« Er lächelte versonnen. »Und wie viele Männer kommen mit uns, Belial? Wie viele wollen mir noch folgen?«
»Mehr als Ihr glaubt, Axtherr. Laßt Euch überraschen. Und nun sollten wir uns von Eurem Bruder verabschieden. Gewiß sehen wir ihn eines Tages wieder.«
Als Axis und sein Leutnant aus dem Kerker hinaustraten, kam Arne auf sie zu und reichte seinem General Umhang und Handschuhe. Auf dem Burghof war fast kein Durchkommen. Der Krieger und Belial mußten sich zwischen den Einheiten hindurchschieben, die hier Aufstellung genommen hatten. Alle hatten Befehl, keinen Laut von sich zu geben, um die Geister nicht vorzeitig auf den Ausfall aufmerksam zu machen. Aber als der Axtherr durch die Reihen schritt, hörte er immer wieder, daß sein Name gemurmelt wurde. Viele streckten die Hand aus, um ihn im Vorübergehen zu berühren.
Näher am Tor hatten sich die Reste der stolzen Axtschwingertruppe aufgebaut. Alle saßen zu Pferd und hielten eine brennende Fackel in der Hand. Belaguez, Axis’ Apfelschimmel, stand fertig gesattelt an ihrer Spitze und wartete ungeduldig auf seinen Herrn und darauf, mit ihm hinauszureiten.
Bornheld hatte sich ebenfalls zum Tor bemüht. An seiner Seite befand sich Faraday, natürlich mit ihrem ständigen Beschützer Timozel. Sie standen, und ihre Pferde warteten hinter ihnen. Yr hielt sich etwas abseits auf, ließ die Edle aber nicht aus den Augen. Als Axis auf das Tor zuschritt, entdeckte er Ogden und Veremund, die ihre weißen Esel bestiegen hatten.
»Nun, meine Herren Wächter, wohin soll die Reise denn diesmal gehen? Kämpft Ihr mit uns auf dem Weg nach Norden, oder flieht Ihr mit dem Herzog nach Süden?«
Der kleine Dicke verzog bedauernd das Gesicht. »Für eine Weile werden wir unseren eigenen Pfaden folgen. Aber Ihr werdet nicht allzu lange auf uns verzichten müssen.«
Der Axtherr betrachtete die beiden. So viele Monate waren sie ihm auf die Nerven gegangen. Doch inzwischen vertraute er ihnen voll und ganz, trotz der verstörenden Rätsel um die Prophezeiung. »Dann paßt auf Euch auf, Wächter. Und auch auf Eure bedauernswerten Esel.« Er zupfte dem nächststehenden Tier am weichen Schlappohr. »Ich gehe jede Wette ein, daß Ihr, noch ehe ich mich versehe, schon wieder bei mir seid, um mich erneut zu plagen.«
Veremund beugte sich vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter: »Findet Frieden, Axis Sonnenflieger.«
»Ihr auch, Ihr Herren«, entgegnete der Krieger und machte sich dann auf den Weg zu Bornheld. Einen Augenblick lang sahen die beiden Brüder sich nur an.
»Ich hoffe, Ihr findet heute da draußen den Tod«, sagte der Herzog dann. »Nur aus diesem Grund habe ich Euch aus der Haft entlassen.« Zum wiederholten Mal wünschte sich der Oberste Kriegsherr, er wäre seinem ursprünglichen Plan gefolgt und hätte Axis so rasch wie möglich dem Henker überantwortet.
»In Wahrheit laßt Ihr mich nur ziehen, Bornheld, weil Ihr genau wußtet, daß die ganze Garnison in Aufruhr geraten wäre, wenn Ihr nur den Versuch gemacht hättet, mich aufzuknüpfen. Aber ich will Euch den Gefallen nicht tun, Bruder, und vor den Mauern sterben. Eines Tages werden wir uns wiedersehen, darauf könnt Ihr Euch verlassen!« Soviel kalte und erbarmungslose Kälte sprach aus Axis’ Worten und Blick, daß der Herzog fast einen Schritt vor ihm zurückgewichen wäre. Er zwang sich zu einem spöttischen Lächeln, wußte aber, daß es nicht allzu überzeugend aussah. Der Krieger preßte die Lippen voll Verachtung zusammen und ließ den Obersten Kriegsherrn stehen. Er hoffte, wenn er Bornheld tatsächlich noch einmal gegenübertreten sollte, dann mit dem Schwert in der Hand.
Axis begab sich nun zu Timozel und betrachtete seinen ehemaligen Offizier sehr lange. »Ihr habt Euch sehr verändert, junger Mann, und ich weiß nicht, ob mir gefällt, was aus Euch geworden ist. Hoffen wir, daß Eure Treue zu Faraday sich nicht ebenso rasch verflüchtigt wie die zu mir.« Seine Rechte schnellte vor, packte den Jüngling am Hemd und zog ihn so nah zu sich heran, daß ihre Gesichter sich beinahe berührten. »Paßt gut auf die Herrin auf, Timozel. Führt sie sicher aus dieser Todesfalle hinaus. Wenn Euch der Ritterschwur, den Ihr Faraday
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