Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
aufbürdete. »Aber Herrin, Euer Gemahl –« »Der hat jetzt genug anderes im Kopf und wird mich nicht vermissen. Kommt, wir wollen zu Euren Männern.«
Eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung kamen sie, um ihn zu holen. Die ganze Nacht über hatte Axis vom Burghof Schritte und Hufgetrappel gehört. Wie ein Raubtier lief er in seiner Zelle auf und ab. Was ging da draußen vor? Bornheld hatte niemanden zu ihm gelassen. Selbst der Wächter, der ihm eine Decke und die Mahlzeiten gebracht hatte, durfte kein Wort mehr mit ihm wechseln. Der Axtherr legte sich jetzt die Decke um die Schultern und setzte seinen Marsch durch die Zelle fort. Jahre war es her, seit er als einfacher Soldat gedient und den Befehlen seiner Vorgesetzten gehorcht hatte. Wie habe ich das damals nur ausgehalten? Wie konnte ich es ertragen, mich den Befehlen anderer zu beugen?
Als immer noch nichts geschah, hätte Axis vor Ungeduld und Enttäuschung schreien mögen. Doch da hörte er, wie die Tür zum Verlies aufgestoßen wurde und mehrere Männer die Treppe herunterkamen. Licht fiel in seine Zelle und breitete sich zunehmend stärker darin aus.
Er blinzelte und schirmte die Augen mit einer Hand ab.
»Bruder.«
Bornheld? Axis ließ die Hand sinken und blinzelte noch mehr, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten und er seine Umgebung wahrnahm. Der Herzog stand am Gitter seiner Zelle, begleitet von Gautier, Belial und Magariz. Der Oberste Kriegsherr hielt ein Schlüsselbund in der Hand und schenkte ihm ein verächtliches Lächeln.
»Belial hat Euer Schicksal entschieden, ob Euch das nun gefällt oder nicht. Euer Leutnant scheint sich nach dem Tod zu sehnen und will Euch und Eure Truppe mitnehmen. Wollt Ihr Euch seinem Vorhaben anschließen?«
Der Axtherr sah an ihm vorbei zu Belial hinüber. Der Leutnant zwinkerte ihm kurz zu, und Magariz nickte unmerklich. Da mußte Axis nicht lange überlegen, wie seine Antwort wohl ausfallen sollte.
»Ich würde Belial mein Leben anvertrauen«, erklärte er, schüttelte die Decke von den Schultern und richtete sich gerade und stolz auf.
Der Herzog warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Doch hörte sich das Lachen in den Ohren des Kriegers etwas bemüht an. »Ihr wollt also tatsächlich?« rief Bornheld und warf dem Leutnant die Schlüssel zu. »Dann nur zu. Ihr brecht in fünfzehn Minuten auf, Ihr Narr. Sorgt dafür, daß mein Bruder dann einsatzbereit ist. Denn er soll Euch doch anführen. Gautier, Magariz, zu mir!«
Der Herzog verließ den Kerker wieder. Gautier folgte ihm sofort, der Fürst erst nach einem Moment des Zögerns. Belial aber sperrte die Zelle auf und umarmte seinen Freund. »Mit der Hilfe der Mutter reiten wir heute morgen durch die Reihen der Skrälinge und darüber hinaus der Prophezeiung entgegen!«
Dem Axtherr war nach dieser Ankündigung nicht ganz wohl in seiner Haut. »Die Mutter? Hat Faraday Euch etwa verhext?«
Der Leutnant sah ihn mit verlegenem Lächeln an. »Offensichtlich will die Mutter, wer immer das auch sein mag, uns heute beschützen, während Artor noch in tiefem Schlummer liegt.« Er zog einen Stoffaden aus der Tasche und band ihn dem Axtherrn um den Oberarm. Dieser erkannte, daß sich Belial ebenfalls einen solchen Faden umgeschlungen hatte. »Die Edle sagt, dieser Faden schützt Euch. Wir alle tragen ihn. Doch zuerst müßt Ihr der Mutter für ihren Schutz und ihre Liebe danken. Und all Euer Vertrauen in sie setzen.«
Der Krieger betastete den Faden. »Nach allem, was Ihr mir erzählt habt, Freund, hat die Mutter mir schon einmal durch Faraday das Leben zurückgegeben. Deswegen fällt es mir nicht schwer, ihr heute wieder vollkommen zu vertrauen und mein Leben in ihre Hände zu legen …« Nach einem Moment hob er den Kopf und sah den Leutnant ernst an: »Was genau haben wir heute vor?«
»Die Axtschwinger reiten in wenigen Minuten durch das Burgtor, um die Skrälinge abzulenken, damit Bornheld mit dem Hauptheer aus Gorken abziehen kann. Wir locken die Skrälinge hinter uns her nach Norden, während der Herzog sich mit seiner Streitmacht nach Süden bis Jervois zurückzieht, um dort das Reich zu verteidigen.«
»Beten wir darum, Belial, daß die Mutter auch Faraday schützt. Wir reiten also zu den Eisdachalpen?«
»Ja, Freund, denn es wird höchste Zeit, daß Ihr Euch zu Eurem Vater begebt. Wir brauchen Euch, und erst wenn all Eure Kräfte geweckt sind, könnt Ihr uns gegen den Zerstörer führen!«
Axis schnallte sich den Waffengurt um, den
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