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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Röcke. Das war in ihrem Klan nicht üblich. Nur Barsarbe und Goldfeder trugen solche Gewänder.
    Goldfeder verbrachte jede freie Minute an der Seite von Aschure. Aber sie redete erst mit ihr, wenn Fleat und Pease fort mußten, um Grindel oder Helm zu helfen; oder wenn sie am Wegesrand Beeren entdeckten, die sie pflücken wollten. Dann erläuterte Goldfeder der Menschenfrau die Prophezeiung des Zerstörers oder weihte sie in die Sitten und Bräuche der Awaren ein. Schon vom ersten Tag beim Geistbaum-Klan an hatte Aschure Fragen zur Lebensweise der Waldbewohner gestellt und verstand immer noch vieles nicht. Die Weissagung beschäftigte sie zwar sehr, aber noch mehr wollte sie über das abenteuerliche Leben ihrer langjährigen Freundin erfahren. Seit Aschure Goldfeder kennengelernt hatte, rührte sie ihr Schicksal an, doch hatte sich bis jetzt nie eine Gelegenheit ergeben, mehr darüber zu erfahren.
    Goldfeder sprach ihr auch jetzt nicht von ihrer Jugend in Achar, aber sie berichtete über ihr Leben unter Ikariern und Awaren. »Beide Völker sind mir sehr ans Herz gewachsen«, sagte Goldfeder eines Abends, als die Sippe ihr Lager auf einer kleinen Lichtung aufschlug. »Ursprünglich wanderte ich mit den Waldläufern, um mich mit ihrer Lebensweise vertrauter zu machen. Irgendwann wurde mir dann bewußt, daß ich ihnen auch von Nutzen sein könnte. Indem ich ihnen nämlich dabei half, ihre Kinder zum Bund mit der Mutter zu führen.« Sie zuckte die Achseln. »In manchen Jahren habe ich mehr Monate bei den Awaren verbracht als bei den Ikariern.«
    »Zieht Ihr denn stets mit dem Geistbaum-Klan, wenn Ihr Euch in Awarinheim aufhaltet?«
    »In den letzten Jahren ja, aber ich habe auch schon bei anderen Klans gelebt.«
    Aschure wollte natürlich auch mehr über die geheimnisvollen Flugwesen erfahren. »Und wenn Ihr bei den Ikariern seid, wo lebt Ihr da?«
    Goldfeder lächelte, weil Aschures Vorrat an Fragen einfach nicht zur Neige gehen wollte. Aber warum sollte sie darüber gekränkt sein?
     »Natürlich bei meiner Familie!«
    »Ihr habt eine Familie?«
    »Einen Ehemann und eine Tochter. Aber hört doch, hört Ihr den Vogel?«
    Aschure hielt in ihrer Arbeit inne, Lederhäute über einen Zeltrahmen zu spannen, und hob den Kopf. Aus einiger Entfernung ließ sich ein fröhlich gezwitschertes Lied vernehmen. 
    »Was ist das für ein Vogel?« fragte die Ebenenbewohnerin.
    »Eine Abendliedlerche«, antwortete die Alte und schien mit ihren Gedanken weit, weit fort zu sein. »Einer der schönsten Singvögel in ganz Awarinheim.« Sie lä chelte Aschure an: »Ich habe meine Tochter nach ihr benannt – Abendlied.«
    Nun mußte auch die junge Frau lächeln. »Was für ein bezaubernder Name. Habt Ihr noch mehr Kinder?« Ein Schatten huschte über Goldfeders Züge. »Ich habe noch zwei Söhne … aber beide verloren«, antwortete sie nur und wandte sich ab.
    »Das tut mir leid«, sagte Aschure, doch Goldfeder befand sich schon auf dem Weg zu Fleat, um ihr bei der Zubereitung des Abendbrots zu helfen. Die Menschenfrau sah ihr eine Weile nach. Offenbar saß der Schmerz über den Verlust ihrer beiden Söhne immer noch tief. Am Lagerfeuer drehte sich das Gespräch wieder um das rätselhafte Verhalten des Axtherrn.
    »Aschure, was wißt Ihr eigentlich von diesem Mann?« fragte Ramu sie.
    Der Zaubererpriester genas von Tag zu Tag mehr und hatte fast schon wieder seine gesunde Gesichtsfarbe. Er hatte auch schon durchgesetzt, wenigstens stundenweise nicht mehr auf dem Schlitten zu fahren und sich auf Krücken fortzubewegen. Schließlich wolle er Grindel und Helm nicht die ganze Zeit über belasten. Aber Barsarbe bestand darauf, daß er sein Bein weiterhin schonte. »Ich weiß eigentlich sehr wenig über ihn«, antwortete die junge Frau. »Am Nachmittag vor meiner Flucht ritt er in Smyrdon ein, und eigentlich hatte ich nicht sehr viel mit ihm zu tun.«
    »Ihr als Ebenenbewohnerin müßt doch auch etwas von dem gehört haben, was man sich über ihn erzählt«, bohrte Ramu.
    Aschure zuckte die Achseln und trank einen Schluck Borkentee. »Nun, da gibt es im Grunde nur einen weit zurückliegenden Skandal, den einige Brüder des Seneschalls immer wieder aufwärmen.«
    »Was denn für einen Skandal?« wollte Barsarbe gleich wissen, während sie vor dem Feuer Wachsblumenblätter zum Trocknen wendete. Diese Gewächse wurden zu einem Pulver zerstoßen, das anregend auf alte und gebrochene Herzen wirkte. Die

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