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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Zaubererpriesterin wußte von einer Frau im Fußstark-Klan, die dafür gute Verwendung hatte.
    »Nun, daß er von der Fürstin Rivkah in Schande empfangen und geboren wurde.«
    »Wieso in Schande …« begann Ramu, hielt aber sofort inne, als Goldfeder einen tiefen Klagelaut ausstieß. Sie preßte die Hände an die aschfarbenen Wangen und starrte Aschure mit großen, erschrockenen Augen an.
    Goldfeder wurde so bleich, daß ihr dichtes Silberhaar lebendiger wirkte als ihr Gesicht. Sie bewegte lautlos die Lippen und es dauerte einige Zeit, bis sie ein Wort herausbrachte.
    »Was?« krächzte die Frau. »Was … habt Ihr da gesagt?«
    Aschure sah die Zaubererpriester hilfesuchend an, aber Barsarbe blickte genauso ratlos drein wie sie selbst. Was mochte nur mit Goldfeder sein? Aschure beobachtete sie besorgt. Pease nahm die alte Frau in den Arm, um sie zu trösten, aber sie schien es gar nicht zu bemerken. 
    »Daß der Axtherr, daß Axis der Sohn von Rivkah ist, der verstorbenen Schwester von König Priam«, wiederholte Aschure ihre Erklärung. »Goldfeder, was ist mit Euch? Es sieht fast so aus, als hättet Ihr einen Geist gesehen.« »Aber er ist tot«, ächzte die Frau verwirrt. »Er ist doch tot.«
    Niemand in der Runde verstand, worüber Goldfeder so erschüttert war. Barsarbe konnte schließlich nicht mehr an sich halten und fragte sie. »Wollt Ihr es uns nicht sagen?«
    Goldfeder blinzelte mehrmals, als nehme sie die Gruppe um sich herum erst jetzt wahr. Sie ließ die Hände sinken und verschränkte die Finger im Schoß. »Ich bin Rivkah«, fuhr es unvermittelt aus ihr heraus, »und mein Sohn starb bei seiner Geburt. Alle haben mir gesagt, er sei tot auf die Welt gekommen!«
    Nun schüttelte Aschure verwirrt den Kopf. »Dabei heißt es doch im ganzen Reich, Ihr hättet seine Geburt nicht überlebt …« Doch langsam wurde ihr einiges klar. Unter anderem die Vornehmheit Goldfeders und ihr Selbstbewußtsein.
    »Sie haben versucht, mich umzubringen«, flüsterte Goldfeder rauh, »aber es ist ihnen nicht gelungen. Dann haben sie mir gesagt, mein Kind sei tot …« Sie konnte nicht weitersprechen.
    Ramu wandte sich wieder an Aschure: »Helft uns weiter, was hat es mit dieser Geschichte auf sich?« Die Menschenfrau berichtete ihnen nun alles, was sie über den alten Skandal wußte. Von Searlas und seiner jungen Braut, die sich während seiner Abwesenheit von einem unbekannt gebliebenen Geliebten hatte schwängern lassen. Von der Geburt auf Burg Gorken, bei der die Mutter gestorben sei, angeblich …
    Ramu sprach nun leise mit Rivkah. »Goldfeder, ist Sternenströmer der Vater Eures Sohnes?«
    Goldfeder nickte nur. Pease hielt sie noch fester und flüsterte ihr tröstliche Worte ins Ohr.
    »So, so …«, meinte Barsarbe. »Jetzt wissen wir also genau, daß ikarisches Blut in den Adern des Axtherrn fließt. Sternenströmer gehört zu einer der ältesten und mächtigsten Linien der ikarischen Zauberer, zu den Sonnenfliegern.«
    »Aber er war doch tot, als sie ihn aus der Kammer trugen«, jammerte Rivkah. »Ganz blau angelaufen … und er hat nicht geatmet … Sie versicherten mir, er sei tot! Aschure, wer hat meinen Sohn aufgezogen? Wer hat sich um ihn gekümmert?«
    Die Ebenenbewohnerin dachte nach und erinnerte sich an Geschichten von anderen Pflughütern, die ihren Vater besucht hatten. »Ich glaube, Bruder Jayme, der heutige Bruderführer.«
    Goldfeder atmete scharf ein, und ihr Blick wurde hart.
    »Jayme und sein Spießgeselle Moryson waren diejenigen, die mich zum Sterben in den Eisdachalpen aussetzten … Und jetzt muß ich erfahren, daß sie nicht nur versuchten, mich zu ermorden, sondern mir auch meinen Sohn gestohlen haben …«
    Ihre Züge schienen in sich zusammenzufallen. »Wie konnte ich nur vor meinem eigenen Sohn stehen und ihn nicht wiedererkennen?« murmelte sie gequält. »Wie konnte ich nur? Warum hatte ich die Hand schon erhoben, um ihn dann doch nicht zu berühren? Wie ist es nur möglich, daß ich ihn nicht erkannte?«
    Sie senkte den Kopf, bis er fast die Hände in ihrem Schoß berührte, und fing bitterlich an zu weinen. »Nun erscheint es mir noch wichtiger, zum Jultidenfest die Haine zu erreichen«, erklärte Ramu seinem Bruder. »Wir müssen diese Geschichte unbedingt allen erzählen.«
    Trotz ihres Kummers hörte Rivkah Ramus Worte.
    »Und ich muß den Sternenströmer davon in Kenntnis setzen. Er soll wissen, daß unser Sohn lebt!«

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