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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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tief in den Mutterfels eingelassen, damit kein Feind die Feste durch Tunnel erstürmen konnte. In regelmäßigen Abständen befanden sich auf den Laufgängen hinter den Zinnen Geschütze, um Tod und Vernichtung über den Gegner zu bringen. Nicht ein Fenster enthielt die Anlage, dafür aber unzählige Schießscharten, die sowohl vor feindlichen Pfeilen, als auch vor den bitterkalten Winden schützten, die unablässig von Norden heranbrausten. Nur an der Südmauer fand sich ein Tor, doch war dieses so stark befestigt, daß nur ein Narr versuchen würde, die Festung auf diesem Weg anzugreifen.
    Bornheld wußte den ungewöhnlich frühen Wintereinbruch zu seinem Vorteil zu nutzen, indem er den Wächtern befohlen hatte, jede Nacht Wasser über die Zinnen zu gießen. Mittlerweile waren die Mauern mit einer solch dichten Eisschicht bedeckt, daß kein Feind sie ersteigen konnte – wenigstens keiner aus Fleisch und Blut.
    Die ehrfurchtgebietenden Gipfel der Eisdachalpen bildeten einen dramatischen Hintergrund für die Stadt und die Burg. Nur wenig Schnee bedeckte die höchsten Spitzen, so daß sie schwarz und kahl über den schneeweißen niedrigeren Hängen und kleineren Erhebungen emporragten. Der First von Kummerkrak, dem höchsten Gipfel dieses Gebirges, ragte doppelt so hoch in den Himmel wie seine Nachbarn, und den Sagen Achars nach befand sich dort der Sitz der Dunklen Herren der Unaussprechlichen. Von Gorken aus konnte man diesen Berg nur selten sehen, weil er meist hinter Nebel und Wolken verborgen war.
    Gautier führte seine müde Truppe in die Stadt. Vor zehn Tagen waren sie aus Jervois abgezogen, und er hatte seinen Soldaten heute keine Rast gegönnt, da er nicht noch eine Nacht im Freien verbringen wollte. Den ganzen Ritt über hatte der Leutnant sich ausgemalt, wie überrascht und erfreut sich Bornheld zeigen würde, wenn er ihm so unerwartet seine bezaubernde Braut zuführte.
    Dunkelheit lag über der Stadt. Bornheld hatte in diesem Ort über sechstausend Soldaten zusammengezogen und ihnen untersagt, Feuer oder Fackeln zu entzünden. Die Truppe ging bei Sonnenuntergang schlafen. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, daß sich die Eiskreaturen zumindest teilweise mit Feuer abwehren ließen. Deswegen wurden alle Vorräte an kostbarem Öl und Torf für den bevorstehenden Großangriff der unheimlichen Feinde aufbewahrt.
    Auch die Stadt war mit einer schwarzen Steinmauer umgeben, auch wenn sie lange nicht so hoch oder breit war wie die der Festung. Faraday zitterte vor Aufregung, als sie am ersten Posten vor der Schutzmauer anhielten. Sie begrüßte zwar durchaus die Aussicht, nach all dem verwünschten Eis und Wind endlich wieder in einem warmen Bett schlafen zu können. Aber das bedeutete auch, es mit Bornheld teilen zu müssen. Wieder kam ihr Axis in den Sinn. Dabei hatte sie es sich in den vergangenen Wochen verboten, noch einmal an den Krieger zu denken. Wie es ihm wohl inzwischen ergangen sein mochte? Ob die Axtschwinger am Ende vor ihr in der Festung eingetroffen waren? Dann wäre alles verloren, jede Mühsal umsonst gewesen. »Hoffentlich bin ich noch rechtzeitig gekommen«, flüsterte sie unhörbar vor sich hin.
    Faraday warf einen Blick hoch und sah schattenhafte Wachen, die auf der hohen Stadtmauer Streife gingen. Der Ort Gorken breitete sich hinter den Mauern nach Süden und Westen aus. Die Edle versuchte, durch den Dämmerschein einen Blick auf die berühmte Festung zu erhaschen. Hier war Axis geboren worden und Rivkah gestorben. Und hier mußte sie versuchen, den Krieger vor dem Zorn seines Halbbruders zu bewahren.
    »Weiter geht’s!« rief Gautier seiner Truppe zu, und Faraday fuhr erschrocken zusammen. Der Leutnant drehte sich um zu ihr und ergriff die Zügel ihres Rosses. »Auf, Herrin, je eher wir die Festung erreichen, desto besser.«
    Die Wächter traten zurück, und das Stadttor schwang langsam auf. Wenig später zog Gautier Faradays Reittier hinter sich her in das Straßengewirr von Gorken. Timozel gab seinem Pferd mit grimmiger Miene die Sporen und preschte, gefolgt von Yr, hinter den beiden her.
    Außer Soldaten war anfangs buchstäblich niemand auf den Straßen zu sehen, ein untrügliches Anzeichen dafür, daß der Ort sich auf eine Belagerung einstellte. Manche Einmündung war unpassierbar, weil hier aus eingerissenen Mauern Barrikaden errichtet worden waren – Gorken rüstete sich auch für den Fall, daß es innerhalb des Ortes zu Straßenkämpfen kommen sollte. Gautier mußte immer wieder die

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