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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Richtung ändern, um den Weg durch die Stadt zu finden. Die Edle sah sich nach allen Seiten um und schaute in Wohnzimmer und Ladenlokale – überall stapelten sich Vorräte. An vielen Stellen kamen ihnen Soldaten entgegen, die unmittelbar in Nähe der Barrikaden ihre Unterkunft bezogen hatten. Der große Marktplatz hatte sich in eine Zeltstadt verwandelt. Auch hier erschwerten Marschkolonnen und abgestelltes schweres Gerät ein rasches Vorankommen. Faraday hielt nervös nach hellgrauen Axtschwingeruniformen Ausschau, entdeckte aber zu ihrer Erleichterung keine. Zum ersten Mal erhielt die Edle auch Gelegenheit, sich um ihre persönliche Sicherheit Sorgen zu machen. Ein Soldat mit Vollbart, der sich auf etwas Heu am Straßenrand schlafengelegt hatte, mußte sich rasch zur Seite rollen, um nicht von den Hufen getroffen zu werden. Er schickte dem Mädchen einige Verwünschungen hinterher.
    »He, Ihr da!« rief Gautier einen Soldaten an, der an einer Zeltstange lehnte. Der Mann spähte in das Halbdunkel, erkannte seinen Vorgesetzten und nahm sofort Haltung an. »Leutnant!« rief er zurück und salutierte, so gut es seine steifgefrorenen Glieder zuließen.
    »Ich habe vierhundert Mann bei mir, die in dieser artorverfluchten Stadt Unterkunft benötigen. Dazu Verpflegung. Und ihre Pferde wollen auch versorgt sein. Wer führt den Befehl über dieses erbärmliche Lager hier?«
    »Goddars, Herr Leutnant!«
    »Dann findet mir den verwünschten Kerl, und sagt ihm, wenn ich morgen früh zurückkehre und auch nur einen meiner Soldaten oder eines meiner Pferde frierend und unversorgt vorfinde, darf Goddars bis ans Ende seines Lebens Heu fressen!« Gautier zog am Zügel von Faradays Roß. »Kommt nun, Herrin, wir wollen den Herzog nicht warten lassen.«
    Er ritt im Galopp durch eine Gasse und achtete nicht darauf, ob Timozel und die Zofe mitkamen. Faraday hielt sich am Sattelknauf fest, weil sie in den dunklen Straßen die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Smogartiger Nebel hatte sich über die Stadt gelegt. Menschen, Hunde und Pferde sprangen vor dem Trupp auf die Seite, und manch einer wollte einen Fluch ausstoßen, schwieg aber lieber, als er die Uniform Gautiers erkannte. Der Leutnant genoß hier fast so viel Achtung, und auch Furcht, wie sein Oberster Kriegsherr.
    Gorken schmiegte sich an die Südflanke der Festung, und nach einigen Minuten ritten die vier an der massiven Mauer entlang, die sich in der Dunkelheit in unbestimmte Höhen verlor. Die Zinnen lagen so weit oben, daß Faraday dort keine patrouillierenden Wächter mehr erkennen konnte. Sie drehte sich im Sattel um, weil sie nach Timozel und Yr sehen wollte, und wäre dabei beinahe vom Pferd gefallen.
    Timozel lenkte sein Roß sogleich neben seine Herrin und hielt sie am Arm fest. »Verdammt nochmal, Gautier, nicht so rasant!« rief er dem Leutnant zu. »Bornheld würde es wenig freuen, wenn Ihr ihm seine Braut in Stücken abliefert.«
    Gautier drehte sich um, warf dem Jüngling einen abschätzigen Blick zu, zügelte aber sein Roß, als er Faradays blaß gewordenes Gesicht sah. Ihr Schal war auf den Hals hinuntergerutscht, und im Halbdunkel wirkte ihre Haut kränklich. Die Augen lagen tief in den Höhlen und zeigten den Grad der Erschöpfung, die sie litt. Ihre zitternden Finger konnten kaum noch den Sattelknauf umklammern. »Nur noch ein paar Minuten bis zum Tor«, raunzte Bornhelds Stellvertreter. »Haltet noch ein wenig durch, Herrin.«
    Doch nun, da die Reise sich ihrem Ende näherte, fühlte Faraday, wie ihre Kräfte sie verließen. Formen, Gestalten und Stimmen huschten wie Schemen an ihr vorbei, und schließlich schwankte sie so sehr im Sattel, daß Timozel sie auf sein Roß hob. Gautier verfolgte das mit gerunzelter Stirn, hatte aber zu viel mit den komplizierten Parolen zu tun, die seiner Gruppe das gewaltige Eisenplattentor der Festung öffnen sollten. Er ließ die Zügel von Faradays reiterlosem Pferd mit einer Verwünschung fahren und setzte sich mit dem Torwächter auseinander.
    »Timozel?« Yr trieb ihr Pferd neben das des Jünglings, auch wenn sie selbst ebenfalls vollkommen erschöpft war. »Ist mit ihr alles in Ordnung?«
    Er drehte sich zu ihr und nickte. »Wir haben großes Glück, daß wir endlich angelangt sind. Einen weiteren Tag hätte die Herrin nicht durchgestanden.« Timozel sah die Wächterin mit leisem Tadel an. »Etwas von Eurer Magie hätte ihr sicher geholfen.«
    »Ich habe alles getan, was mir möglich war, aber ich bin keine Heilerin«,

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