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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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aber nicht recht zu wissen, was er sagen sollte. Faraday erinnerte sich ihrer mädchenhaften Träume, ihren Gatten in einen sanften und wohlberedten Höfling zu verwandeln, und fragte sich jetzt, ob sie diesen groben und plump vertraulichen Kriegsmann wohl jemals ändern könnte. Sie lächelte ihm noch einmal zu und wandte sich dann an die anderen Anwesenden. Der Überraschungseffekt wollte genutzt werden, solange er noch anhielt.
    »Graf Jorge, zu meiner allergrößten Freude sehe ich Euch hier wieder.« In der Vergangenheit hatte der grauhaarige Edle zweimal ihren Vater in Skarabost besucht, sie freundlich und höflich behandelt und ihr sogar Achtung entgegengebracht. Faraday verbeugte sich nicht vor ihm, sondern nickte ihm nur kurz zu. Als Verlobte des Herzogs von Ichtar stand sie nun über ihm.
    Jorge trat vor und küßte ihre Hand. »Herrin Faraday, ich will gar nicht verhehlen, wie sehr es mich überrascht und gleichzeitig ein wenig besorgt, Euch hier zu begegnen.« Sein faltiges wettergegerbtes Gesicht verzog sich bei diesen Worten zu einem breiten Lächeln, und seine falkenscharfen Augen betrachteten sie nachdenklich. Faraday wandte sich rasch an Herzog Roland, damit die Augen des alten Mannes nicht zuviel entdecken konnten.
    »Herr«, lächelte sie und bedachte ihn mit einem leichten Knicks, denn er trug ja schließlich ebenfalls den Titel eines Herzogs. Roland verbeugte sich so tief vor ihr, wie es sein mächtiger Oberköper zuließ, und schenkte ihr sein freundlichstes Lächeln. »Herrin Faraday, Ihr seht heute lieblicher aus, als wir alle uns erinnern können. Welch ein Glück, daß Ihr diesen furchtbaren Erdrutsch überlebt habt.«
    Nun trat der letzte in der Runde vor. Das muß Fürst Magariz sein, dachte Faraday, als sie ihm zulächelte und ihm, als dem Rangniedrigsten, nur die Hand hinhielt. Sein schwarzes Haar war von grauen Strähnen durchzogen, und eine rote, wenig schön aussehende Narbe zog sich über seine linke Wange. Auf seine Weise wirkte er anziehend und ein wenig geheimnisvoll. Gewiß war er den Schönen an allen Höfen einen zweiten Blick wert. Faraday stellte mit einem Ruck die Betrachtung seiner Züge ein und erkannte nun, daß er nur eines seiner Beine beim Stehen wirklich belastete. Nun fiel ihr auch wieder ein, daß der Fürst beim Angriff auf die Feste Gorken im Totlaubmond schwer verwundet worden war. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein Kriegsmann, der nur für die Schlacht lebte, aber auf den zweiten war zu erkennen, daß Glut und Leidenschaft in ihm brodelten. Und als der Fürst sie ansah, bemerkte sie in seinen dunklen Augen etwas, das in dieser Runde kaum jemals anzutreffen war – Humor.
    »Herrin«, lächelte Magariz, nachdem seine Lippen ihre Hand kaum berührt hatten und er sich wieder aufrichtete. »Wir hatten gehofft, die Feste Gorken sei gegen jeden Überraschungsangriff gefeit, und jetzt seht Ihr hier die besten Strategen und Feldherren des ganzen Reiches um Fassung ringen, weil Euer Erscheinen sie so unerwartet getroffen hat. Seid uns auf Gorken herzlich willkommen, Herrin Faraday.«
    Die Edle lächelte über Magariz’ höfliche Begrüßungsworte, entzog ihm zögernd die Hand und wandte sich wieder ihrem Bräutigam zu, nachdem sie Timozel und Gautier nur mit einem knappen Nicken begrüßt hatte. »Herr, sagt mir jetzt bitte nicht, daß es falsch von mir gewesen sei, hierher zu kommen.«
    »Nun …« begann Bornheld umständlich, als Graf Jorge sich einschaltete. »Euer Durchlaucht, die Feste Gorken dürfte wohl kaum der geeignete Ort für eine solch zarte und hochwohlgeborene Dame wie Euch sein. Die Burg ist eine rein militärische Einrichtung, und wir rechnen jeden Tag mit einem Großangriff. Herr, ich bitte Euch inständig, die Edle sofort in die Sicherheit von Karlon zurückbringen zu lassen, solange uns noch Zeit dazu bleibt.«
    »Oh nein!« wandte Faraday rasch ein, und tiefe Sorge umschattete ihre Augen. Sie legte ihre freie Hand auf Bornhelds Faust, die bereits ihre andere Hand wie eine Gefangene festhielt. »Mein geliebter Bräutigam, meine Mutter ist tot, und ich selbst konnte dem Tod nur mit knapper Not entrinnen. Ein einziger Gedanke beherrschte mich in meinem Kummer und meiner Einsamkeit, nämlich der, zu Euch zu gelangen. Ich flehe Euch an, schickt mich nicht wieder fort.« Faraday bezog Kraft aus dem Samen der Mutter, der tief in ihr eingepflanzt war, trat näher an den Herzog heran, lächelte ihm ins Gesicht und drückte mit ihren beiden kleinen

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