Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
Halbbruder vollkommen von der Bildfläche verschwinden und er die uneingeschränkte Befehlsgewalt über die Elitesoldaten erhalten sollen. Noch lieber hätte der Herzog diese Einheit aufgelöst, die Männer auf seine eigenen Kohorten aufgeteilt und so dieser jetzt schon legendären Truppe mit einem Schlag ein Ende bereitet.
Bevor dem Herzog etwas einfiel, trat Jorge schon vor und ergriff das Wort. Er ahnte sehr wohl, was der Oberste Kriegsherr beabsichtigte, und wußte genau, daß Axis nicht tatenlos zusehen würde, wenn seine Einheit zugrunde gerichtet wurde.
»Wir alle sind sehr froh über Eure Unterstützung, Axtherr, und danken Euch dafür, Euch mit Euren Kohorten so bereitwillig Bornheld zu unterstellen. Durch Euch werden die Axtschwinger zu einer wertvollen Unterstützung für das Feldherrengenie unseres Obersten Kriegsherrn.«
Ein überaus geschickter Schachzug des Grafen. Er hatte Bornhelds Eitelkeit befriedigt und es ihm gleichzeitig unmöglich gemacht, weiterhin darauf zu bestehen, allein das Kommando über die Axtschwinger zu führen. Der Herzog schluckte einige Male und wußte nicht so recht, was er von diesem Einwurf halten sollte. Doch schon erhob Herzog Roland die Stimme.
»Wir alle haben uns und unsere Truppen dem Befehl des Obersten Kriegsherrn unterstellt«, begann er ohne zu zögern und ohne dabei jemand besonders anzusehen. »Durch uns kommandiert Bornheld zwar ein ganzes Heer, muß sich aber nicht mit dem täglichen Kleinkram abgeben, wie zum Beispiel die Männer zu verpflegen oder mit ihnen zu exerzieren. Wir alle hier sind sehr glücklich über die höhere Einsicht des Herzogs, uns als sein verlängerter Arm wirken zu lassen und dadurch dieses Riesenheer erfolgreich befehligen zu können. Und man stelle sich nur einmal vor«, fuhr Roland fort und strahlte Bornheld an, »zum ersten Mal in der Geschichte des Reichs kommandiert ein Oberster Kriegsherr die Axtschwinger!«
Bornheld schloß den Mund wieder. Das gefiel ihm, und er mußte Jorge und Roland zustimmen, daß sie recht hatten. Selbstredend hatte er keine Zeit, sich auch noch darum zu kümmern, welcher Trottel sich jeweils um die Pferdeversorgung zu kümmern hatte. Das sollten die Männer erledigen, die unter ihm standen, wie Axis. Und immerhin hatte Herzog Roland erklärt, er sei der erste Oberste Kriegsherr, der die Elitetruppe des Seneschalls befehligen solle.
»Gut«, erklärte Bornheld nun, »ich nehme Euren Wunsch an, die Axtschwinger unter mein Kommando zu stellen. Ihr werdet Euch weiterhin um deren alltägliche Belange kümmern, und durch Euch wird die Truppe in meine Gesamtstrategie einbezogen.«
Widersprecht jetzt bloß nicht, dachte Belial eindringlich, während er seine freundliche Miene beibehielt. Wehrt Euch nicht gegen diese Regelung. Seid lieber diesen beiden Fürsten dort dankbar dafür, Euch so viel Befehlsgewalt über Eure Truppe verschafft zu haben.
Doch Axis war gar nicht zornig. Im Gegenteil, es amüsierte ihn, wie Jorge und Roland dem Herzog geschmeichelt und ihn gleichzeitig geschickt gelenkt hatten. »Wie es Euch beliebt, Oberster Kriegsherr«, erklärte der Krieger und verbeugte sich leicht, wenn auch nur ungefähr in die Richtung seines Halbbruders. »Ich unterwerfe mich Euren Befehlen.«
Bornheld lächelte befriedigt. Zum ersten Mal hatte der Seneschall ihm Axis zur Verfügung gestellt, und damit fühlte er sich eindeutig als der Überlegene. »Gut, Axtherr. Nun berichtet uns, was Ihr im Wald der Schweigenden Frau in Erfahrung gebracht habt. Ich hoffe, es ist etwas dabei, das dazu taugt, diese Gespenster und Eiskreaturen zurückzuschlagen, die uns mit ihren Angriffen so sehr zu schaffen machen.« Der Herzog von Ichtar ließ sich auf seinem Stuhl nieder und bedeutete den anderen Anwesenden, ebenfalls Platz zu nehmen.
Ogden und Veremund, die bislang schweigend im Hintergrund gestanden hatten, traten nun an den Tisch. Axis streckte seine Beine aus und warf einen Blick auf die beiden, ehe er begann: »Ich habe diese Mönche hier aus dem Wald mitgebracht, die sehr lange Zeit die Quellen und Berichte in der Burg der Schweigenden Frau studiert haben. Ogden und Veremund, erklärt doch dem Kriegsrat, wer Eurer Meinung nach Gorken bedroht.«
Alle Augen richteten sich auf die beiden, die nun wieder perfekt ihre Rolle als Mönche des Seneschalls spielten.
»Artor möge Euch beschützen und ständig seine Hand über Euch halten«, sprachen sie gemeinsam und verbeugten sich vor Bornheld.
»Und Euch ebenso«,
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