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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ledrige Schwingen, deren Enden ebenfalls in schwarze Krallen ausliefen.
    Der Krieger saß regungslos auf seinem Hengst und erweckte rein äußerlich den Eindruck, nicht im mindesten von diesem Wesen beeindruckt zu sein. Doch in seinem Innern sah es anders aus, denn beim Anblick dieser Kreatur war ihm sofort die große Ähnlichkeit mit Gorgrael aufgefallen, der sich bei dem Angriff in den Wolken gezeigt hatte.
    Das Geschöpf des Zerstörers betrachtete sie eine Weile und legte neugierig wie ein Vogel den Kopf schief. Nur in seinen Augen glitzerte die Wut eines gestellten Ebers. Der Wind fuhr durch das Fell und die Federn seines langgezogenen Schädels. Schließlich richtete es den Blick auf das abgeschlagene Haupt in Axis’ Linker.
    »Ssss«, zischte das Wesen und sah dann Axis an. »Ihr seid Rivkahssohn?«
    Seine Stimme bestand zur Hälfte aus Vogelkrächzen und zur Hälfte aus Zischlauten. Sie war schwer zu verstehen. Er sprach so langsam, als sei seine Zunge nicht für die menschliche Sprache geschaffen.
    Der Krieger nickte und trieb Belaguez einen Schritt vor. »Und wer seid Ihr? Was wollt Ihr von uns?«
    Die Kreatur lachte; es war ein häßliches, gurgelndes Geräusch. »Ich? Ich gehöre zu den fünf Favoriten, den Skräbold. Wir dienen Gorgrael. Und was wir wollen? Nun, Tencendor, Rivkahssohn. Wir wollen die Felder und Wälder vom Blut Eures Volkes schwarzgefärbt sehen; denn wir sind es leid, nur das neblige Eisland zu bewohnen. Unsere Gier und unser Haß helfen uns, Substanz zu gewinnen.«
    »Da sucht Euch jemand anderen!« erwiderte Magariz neben Axis. »Wir sorgen dafür, daß Ihr in Eurem Eisland bleibt.«
    Der Skräbold legte wieder den Kopf auf die Seite, öffnete den Schnabel und krächzte seine Belustigung in den Himmel. Die Soldaten wurden beim Klang dieses entsetzlichen Lauts unruhig. Das Wesen klappte den Schnabel weithin hörbar zu, und das Lachen verstummte.
    »Ihr könnt uns nicht aufhalten«, zischte es wütend, »denn Gorgrael gibt uns Kraft. Der Zerstörer erschafft uns aus dem Fleisch und Blut derer, die wir für ihn metzeln. Einst waren wir nicht mehr als Dunst, und jetzt haben wir schon richtige Gliedmaßen, um uns fortzubewegen.«
    Ein aberwitziger Gedanke streifte Axis’ Bewußtsein. Doch der Skräbold fuhr schon fort.
    »Der Tag kommt schon bald, da Euer Blut meine Brüder nährt. Da Eure Töchter und Schwestern uns ihre Körper im Tausch für ihr Leben anbieten. Da Ihr, Rivkahssohn, vor Gorgrael stehen und um Gnade winseln werdet.«
    Der Krieger lächelte nur und beugte sich vor. »Ich habe eine Nachricht an Euren Gorgrael, Skräbold. Sagt ihm, daß mein Vater mich geliebt hat. Fragt ihn, ob er das von seinem Vater auch behaupten kann.«
    Die Kreatur machte wütend einen Schritt vorwärts, und Magariz wie auch Belial hoben ihre Schwerter. Aber Axis tat nichts dergleichen und behielt nur sein Lächeln bei.
    »Ich und meine vier Brüder lieben den Zerstörer!« kreischte das Wesen. »Er braucht keinen Vater, sondern nur uns. Wir waren bei seiner Geburt die Hebammen, die ihm auf die Welt halfen.«
    Damit verschwand das Geschöpf. Eben noch hatte es noch vor dem Axtherrn gestanden, und im nächsten Moment war es nicht mehr zu sehen.
    Axis wendete seinen Hengst und lachte seine Männer an. »Ich glaube, für heute haben wir genug geleistet, meine Freunde. Reiten wir zurück zur Festung!«
    Bornheld war gerade auf dem Burghof mit Waffenübungen beschäftigt, als die Patrouille eintraf. Sein nackter Oberkörper glänzte in der frostigen Luft vor Schweiß, seine Haut dampfte, und seine Hände hielten das Schwert. An einer Seite des Hofes stand Faraday und hatte sich in ihren dunkelgrünen Umhang eingehüllt.
    Neunzehn Männer waren am Morgen ausgeritten, und neunzehn kehrten jetzt zurück. Sie mußten Glück gehabt haben und nicht von den Geistern angegriffen worden sein, sagte sich der Herzog. Oder sie waren feige wie Weiber allem ausgewichen, was nach Gefahr roch. Dabei entging dem Obersten Kriegsherrn, daß alle neunzehn erhobenen und stolzen Hauptes in den Burghof einritten. Ebenso bemerkte Bornheld nicht, daß alle Dämonen, mit denen der Axtherr sich noch am Morgen gequält hatte, irgendwo unterwegs von ihm abgefallen waren. Und dem Herzog fiel auch nicht auf, daß Blut den Hals von Belaguez bedeckte und ein ganzer Zug jubelnder Menschen dem Trupp folgte. Auch hatte Bornheld wohl im Moment keinen Sinn dafür, seinen Blick auf das zu richten, was Axis halb verborgen unter seinem Umhang

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