Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
Skrälinge wollen ja gerade, daß wir fliehen. Denn dann bricht Panik aus, und sie haben ein um so leichteres Spiel mit uns.«
»Dann wehren wir uns«, nickte der Krieger. Alle Furcht fiel von ihm ab. Sein aufgestauter Ärger über Faradays Verrat mußte sich endlich Luft machen. Er wollte um sich schlagen, und das Austeilen von ein paar tödlichen Schwerthieben kam ihm da gerade recht.
Geflüster umgab den Trupp nun. Worte, die von feuchtem Nebel so verzerrt wurden, daß man ihre Bedeutung nur erahnen konnte. Der Wind trug sie heran und pflanzte sie tief in die Seelen der Männer.
»Axtherr!« rief einer der Axtschwinger erregt, und man hörte seiner Stimme an, wie er gegen seine Angst ankämpfte. »Sie sind überall!«
Der Nebel verdichtete sich um sie herum und hüllte Soldaten wie Pferde in einen dicken grauen Dunst der Verzweiflung. Verborgen in diesen Schwaden näherten sich die Kreaturen, die nach warmem Fleisch und frischem Blut gierten.
Hinter Axis schrie Arne überrascht auf. Vor ihnen trieben jetzt erste Schemen. Große und vage menschenähnliche Gestalten, die so substanzlos wirkten, daß die Soldaten hinter den ersten Reihen die hinteren ausmachen konnten. Riesige silberne Augen schwammen tief in ihren Höhlen. Klauenbewehrte Hände und totenschädelähnliche Häupter mit überlangen Reißzähnen ließen sich noch am deutlichsten erkennen.
Der Krieger packte sein Schwert fester. »Seid Ihr bereit, meine Freunde?« rief er mit klarer und gefaßter Stimme. »Werdet Ihr an meiner Seite stehen und mir den Rücken freihalten?«
Sein Ruf verlieh den anderen Mut. Die Geister trieben durcheinander, als verunsichere sie die Selbstsicherheit des Anführers ihrer Beute. Sie waren furchtsame Opfer gewöhnt, nicht aber wagemutige und zu allem bereite. Etwas Ungewöhnliches ging von diesem Mann aus. Mit wem hatten sie es hier zu tun?
»Wir stehen mit Euch, Axis, Sohn der Rivkah!« antwortete Belial mit kräftiger und entschlossener Stimme. Und nun schloß sich ihm auch Magariz in gleicher Weise an: »Wir setzen unser ganzes Vertrauen in Euch, Axtherr!«
»Dann wollen wir nicht auf den Gegner warten, sondern selbst angreifen! Zu mir!« Der Krieger trieb sein Roß an, hörte und spürte die anderen hinter und neben sich und fand sich im nächsten Augenblick mitten zwischen den Kreaturen wieder.
Die völlig verblüfften Skrälinge wichen zurück. Sie griffen lieber aus dem Hinterhalt an, sich einem Gegner aber in offener Schlacht zu stellen, waren sie nicht gewöhnt. Axis ließ die Zügel los und steuerte seinen Belaguez nur noch mit Knien und Stimme. Schon sauste seine Klinge auf den ersten Geist nieder. Er fühlte, wie der Stahl durch das silberne Auge des Wesens schnitt, und sah mit grimmiger Freude, wie dessen Blut auf ihn und den Hals seines Hengstes spritzte. »Der erste blutet!« brüllte Axis seinen Kameraden zu und griff mit der freien Hand nach dem strähnigen Haar seines Gegners, um die Klinge noch tiefer in sein Auge hineinzubohren. Der Krieger fühlte sich innerlich so hochgemut und gut gerüstet, daß er gar nicht auf die Idee kam, einen der ikarischen Zaubergesänge anzustimmen.
Die Kreatur heulte auf und griff kraftlos nach dem Schwert, das immer tiefer in sie eindrang. Als Axis seine Klinge herauszog, fiel das Wesen auseinander und verging unter Belaguez’ stampfenden Hufen zu grauem Schleim.
Nun, da der Krieger zwischen sie fuhr, erkannten die Skrälinge ihn auch. Auch wenn dieser Mann seine besonderen Gaben nicht einsetzte, spürten sie doch dessen Macht und gerieten in Furcht. Diesen Gegner hatten sie hier nicht erwartet!
»Sie können sterben!« rief der Krieger den Soldaten voller Siegesfreude zu und suchte sich schon das nächste Opfer. Seine Männer hielten ihre enge Formation ein, und Axis’ Blutrausch übertrug sich auf sie, verleitete sie aber nicht dazu, tollkühn aus dem Kreis auszubrechen. Fackeln und Schwerter fuhren wieder und wieder in die großen silbernen Augen. Magariz entdeckte, wie er selbst voller Angriffslust brüllte, während seine furchtbaren Hiebe Rache für seine vormals gefallenen Kameraden nahmen. Belial, der sonst nicht leicht in Erregung geriet, wütete gleichfalls mit seiner Klinge unter den Wesen. Er blieb stets in der Nähe des Axtherrn und behielt ihn für den Fall im Auge, daß dieser zu weit vorpreschte und inmitten des Gewimmels von kreischenden und sich windenden Geistern von der Truppe abgeschnitten würde.
Bornhelds Soldaten folgten Axis willig
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