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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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daß dir etwas zustößt. Ich bitte dich nur darum, mir den Raum zu zeigen, in dem ich das Licht der Welt erblickte.«
    »Mehr nicht? Also gut, dann folgt mir.«
    Der Mönch führte ihn zurück zur Eingangshalle und stieg dann vor ihm die große, gewundene Treppe hinauf zu den oberen Geschossen der Zuflucht. Er geriet in Atemnot, weil die Stufen ihm doch große Mühe bereiteten. Axis trat zu ihm und nahm seinen Arm, um ihn zu stützen. »Danke«, keuchte Franz und blieb stehen, um zu Atem zu kommen. »Eure Mutter mußte ins Haus getragen werden«, berichtete er nun, ohne auf die Mahnung des Axtherrn zu achten, lieber nicht zuviel zu sagen. Nachdem der Mönch so lange geschwiegen hatte, mußte die Wahrheit jetzt einfach aus ihm heraus. Wenigstens etwas wollte er von den Ereignissen am Ende des Wolfsmonds vor dreißig Jahren berichten. So sehr drängte es Franz danach, als wolle er vor seinem Ende sein Gewissen erleichtern. »Damals stand ich noch in der Blüte meiner Jahre, und ich gehörte zu denjenigen, die die Herrin trugen. Searlas hatte sie in einem alten Wagen nach Gorken schaffen lassen, und die Reise wurde ihr sehr hart. Fünfzehn Stunden vor der Stadt setzten Rivkahs Wehen ein, und die letzten Meilen auf der von Schlaglöchern durchsetzten Straße müssen für sie die reinste Tortur gewesen sein.«
    Sie kamen oben an, und der Mönch bog in einen endlosen Flur ein, der sich über die gesamte Länge des Gebäudes erstreckte. »Einer unserer Brüder lief los, um eine Hebamme zu holen. Ein anderer und ich trugen sie in eine der Kammern, die wir für unsere Gäste bereithalten.«
    Franz blieb endlich vor einem Raum am Ende des Gangs stehen. Seine gichtige Hand faßte nach der Klinke, aber Axis legte rasch die seine darüber. »Vielen Dank, Bruder. Aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt lieber allein sein.«
    Der Mönch wandte sich um und betrachtete das Gesicht des Mannes, der ihn um zwei Haupteslängen überragte. Er mochte zwar der Axtherr sein und ein mächtiger Krieger, aber jetzt sah Franz in seinen Zügen nur die Miene eines Mannes, der auf der Suche nach sich selbst war.
    »Geht mit Artor, junger Mann, Furche weit, Furche tief.«
    Axis verbeugte sich und lächelte den Mönch freundlich an. Reinald hatte ihm den Turm gezeigt, in dem er empfangen worden war, und dieser Mönch hier hatte ihn zu seiner Geburtsstätte geführt. »Möge Artor auch über dich wachen, Bruder.«
    Franz nickte und schlurfte durch den Flur zur Treppe zurück. Auf halbem Weg nach unten hielt er inne und starrte verwundert auf die Person, die ihm entgegenkam. Aber die Verblüffung währte nur einen Augenblick. So nickte er nur und setzte seinen Weg fort. Franz war ein sehr alter Mann, und die einzige Überraschung, die das Leben ihm noch zu bieten hatte, war die Tatsache, daß der Tod ihn nicht längst geholt hatte.
    Axis’ Rechte ruhte sehr lange auf der Klinke, bevor er den Mut aufbrachte, sie hinunterzudrücken. Leise klickte das Schloß, und für einen Moment glaubte er, den keuchenden Atem einer Frau in den Wehen zu hören. Aber dann öffnete sich die Tür, und der Krieger trat ein. Er gelangte in eine verhältnismäßig große Kammer, die von den Brüdern vermutlich für hochgestellte Gäste bereitgehalten wurde. Doch mußten diese Zeiten lange zurückliegen, denn heute erinnerte nichts mehr daran. Zwei hohe, schmale Fenster ließen etwas Licht herein, doch boten sie keine Fluchtmöglichkeit. Selbst wenn seine Mutter genug Kräfte für eine Flucht besessen hätte, wäre sie ihr unmöglich geworden, sobald die Tür hinter ihr verriegelt war. An einer Wand stand ein Bett, dessen klumpige Matratze halb von den gerissenen Bettriemen gerutscht war. Am Fuß des Bettes stand ein Hocker. An der gegenüberliegenden Seite war eine Feuerstelle eingelassen. Von der Türwand fielen tiefe Schatten, deren Spitzen die letzten Winkel erreichten. Unter die Fenster war eine Truhe geschoben worden, auf deren breitem Deckel ein gesprungener irdener Krug und eine Waschschüssel standen. Gedankenverloren trat der Krieger ein paar Schritte weit in den Raum hinein. Welch Ort für den Beginn eines Lebens!
    Als er sich umdrehte, sah er Faraday in der Tür stehen. Unter dem dunkelgrünen Umhang trug sie ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid. Der Anblick verblüffte ihn so sehr, daß er für ein paar Minuten keine Worte finden und sie nur anstarren konnte.
    Die Edle stand mit über dem Bauch gefalteten Händen vor ihm und schien ihn nicht mehr

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