Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02
konnte.
Axis.
Bornheld gestattete sich ein Lächeln. Axis war ein besonders fähiger Befehlshaber, das konnte wirklich niemand abstreiten. Der Herzog kannte keinen Fähigeren, dem die Verteidigung der Stadt übertragen werden konnte.
Und wenn Gorken fiel, würde der Axtherr bestimmt bis zum letzten Atemzug kämpfen und mit der Stadt untergehen.
Unruhe entstand unter seinen Leuten, und der Herzog riß sein Roß herum.
»Skrälinge!« rief ein Soldat, und die ganze Schar hielt wieder Fackel und Schwert bereit.
Aber der Soldat hatte sich nur vor dem Schnee erschreckt, den die Pferdehufe aufwirbelten. Er erhielt einen scharfen Verweis vom Herzog.
Skrälinge. Bornheld mußte sich endlich, wenn auch immer noch zögernd, eingestehen, daß es sich bei diesen Bestien nicht um Unaussprechliche handeln konnte. Immer häufiger wisperten die Wesen den Namen »Gorgrael«, anscheinend ihr Schlachtruf, und ihr Aussehen glich viel zu sehr der Beschreibung der Geistmenschen in der Prophezeiung. Aber konnte damit auch der Rest der Weissagung zutreffen?
Bei Artor, nein! Niemals wollte er so etwas glauben, schwor sich Bornheld und machte unter dem Umhang das Pflugzeichen. Zugegeben, mitunter gingen auch ihm die Brüder des Seneschalls gehörig auf die Nerven, aber der Herzog war ein frommer Mensch und glaubte fest an das Wort Artors, wie es im Buch von Feld und Furche verzeichnet war. Nein, die Unaussprechlichen standen immer noch für das Böse. Sie betrieben Zauberei und gingen verderbten Plänen nach. Bornheld gelangte immer mehr zu der Überzeugung, daß es sich bei der Prophezeiung um ihr Werk handelte, um alle artorfürchtigen Achariter zu verwirren. Aber so leicht ließ der Herzog sich nicht täuschen. Die Unaussprechlichen hatten ein paar wenige Tatsachen herausgegriffen – wie zum Beispiel die Invasion des Zerstörers – und darum ein dichtes Lügengewebe gesponnen; denn in Wahrheit bereiteten sie selbst die Eroberung des Königreichs Achar vor.
Gleichgültig, was geschehen mochte und gleich welche Wendung der Kampf nehmen sollte, er würde sich, wie er sich innerlich schwor, niemals auf ein Bündnis mit diesem elenden und feigen Gesindel einlassen. Ja, nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden. Immerhin war er der Oberste Kriegsherr und Nachfolger auf dem Thron. Ihm allein war bestimmt, Achar zu retten.
Ja, ihm. Und nicht etwa Axis. Bornheld argwöhnte schon seit einiger Zeit, der Axtherr könne sich das Gedankengut der Prophezeiung zu eigen gemacht haben … Warum sonst ließ er sich von den Brüdern daraus vortragen?
»Vor Artor schwöre ich«, murmelte der Herzog, »daß ich das Reich sowohl vor Gorgraels Geistmenschen wie auch vor den Unaussprechlichen beschützen werde. Ich will der Retter Achars sein!«
»Das werdet Ihr auch«, bestätigte ihm Timozel, lenkte sein Pferd noch näher an das des Herzogs heran und sah ihn mit hingebungsvoller Verehrung an.
Bornheld runzelte die Stirn, aber das schien der Jüngling nicht zu bemerken. »Ich hatte eine Vision von Artor«, vertraute er dem Herzog mit leiser, aber fanatischer Stimme an. »Darin sah ich große Siege. Ich selbst habe ein riesiges Heer in Eurem Namen geführt. Wir werden den endgültigen Sieg erringen und die Feinde vollständig vernichten. Sie werden vor uns im Staub kriechen. Dann sitzen wir an einem Kaminfeuer, trinken den besten Wein, und Faraday befindet sich an Eurer Seite.«
Bei Artor! dachte der Herzog. Dieser Mann schien von einer heiligen Mission erfüllt zu sein. Aber zugleich spürte auch er die Gegenwart einer fast greifbaren Macht, und es lief ihm heiß und kalt den Rücken hinunter. War tatsächlich Artors Geist in Timozel gefahren? Der Jüngling war just in dem Moment an seiner Seite aufgetaucht, als er dem Gott seinen Schwur geleistet hatte. Sprach Timozel etwa mit der Stimme des Allmächtigen? Bornheld fühlte sich verwirrt.
Der Jüngling legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Artor gewährte mir diese Vision wieder und wieder«, erklärte Timozel voll innerem Feuer, und ein Blick in sein Gesicht bestärkte Bornheld, ihm Glauben zu schenken. »Ihr werdet derjenige sein, der das Reich vor Gorgrael und den Unaussprechlichen rettet! Mein Wort darauf!«
»Ja«, flüsterte der Herzog, denn genau solcher Ermunterung bedurfte er. »Ja, ich glaube Euch. Ich werde Achar retten, und dazu brauche ich kein Bündnis mit den nichtswürdigen Unaussprechlichen!«
Der Jüngling ließ Bornhelds Arm los und richtete sich wieder gerade im Sattel
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