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Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain

Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain

Titel: Sternenfaust - 001 - Ein neuer Captain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dass Sie berechtigte Ambitionen hatten, selbst das Kommando auf der STERNENFAUST zu übernehmen«, begann Dana. »Die Qualifikation dafür hätten Sie in jedem Fall. Es ist Ihr Pech, dass man in diesem Fall die Erfahrung dem Genie vorgezogen hat. Tut mir Leid für Sie, aber ich kann es nicht ändern! Was ich Ihnen voraus habe, sind drei Dienstjahre und der Rang des Commanders. In drei Jahren kann viel geschehen. Wenn Sie so alt sind wie ich jetzt, werden Sie wahrscheinlich auf der Erfolgsleiter an mir vorbeigezogen sein, so mustergültig wie Ihre bisherige Bilanz ist! Aber solange das noch nicht der Fall ist und Sie meinem Kommando unterstehen, erwarte ich Loyalität.«
    »Das ist selbstverständlich, Ma’am«, erwiderte Tong. Eine tiefe Furche war mitten auf seiner Stirn entstanden.
    Entweder ich habe genau ins Schwarze getroffen oder liege so vollkommen daneben, dass er gerade meinen Verstand anzweifelt! , dachte Frost.
    Aber da sie sich auf ihren Instinkt für Zwischenmenschliches im Allgemeinen gut verlassen konnte, zog sie die zweite Möglichkeit gar nicht ernsthaft in Betracht.
    Er weiß genau, wovon ich spreche , dachte Frost. Und ich werde ihm nicht gestatten, sich irgendwie herauszureden. Die Fronten müssen jetzt ein für alle Mal geklärt werden.
    »Wenn Sie eine Entscheidung treffen, die eine Verzögerung bei der Rekonfiguration des Kommunikationssystems um 48 Stunden bedeutet«, kam Dana auf den Punkt, »dann erwarte ich, dass ich darüber zumindest informiert werde und Sie nicht einfach tun, was Ihnen gefällt!«
    »Es war nicht meine Absicht, Ihre Autorität in Frage zu stellen, Captain.«
    »Gut, das zu wissen. Denn ansonsten hätten wir ein Problem.« Dana atmete tief durch.
    Ihren Start an Bord der STERNENFAUST hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Irgendwie schien ihr Kommandoantritt unter keinem guten Stern zu stehen. Aber sie sah keinerlei Grund dafür, sich selbst Vorwürfe zu machen. Für die Rahmenbedingungen war sie schließlich nicht verantwortlich – und schon gar nicht dafür, dass einem Mustersoldaten, der die Rangstufenleiter bisher auf der Überholspur genommen hatte, zugemutet wurde, mal eine Stufe im Normaltempo zu nehmen.
    Ihr Mitleid hielt sich in diesem Punkt in sehr engen Grenzen.
    Einige Augenblicke des Schweigens folgten. Die kühle, distanzierte Art, mit der ihr Erster Offizier sie musterte, ließ Frost innerlich kochen. Aber sie gab sich alle Mühe, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Sie musste die Kontrolle behalten – und zwar zunächst und zuallererst über sich selbst.
    Nur wer sich selbst beherrscht, vermag, über andere zu herrschen , drang ihr ein Zitat des chinesischen Philosophen Li Tang in die Erinnerung. Eine Weisheit, die sie sich zu Herzen genommen hatte.
    Sie sah Tong direkt in die Augen.
    »Was wollen Sie mit einem Winston-Feld an Bord der STERNENFAUST?«, fragte Dana Frost geradeheraus.
    Winston-Felder dienten der Sicherung kleinster organischer Partikel und fand üblicherweise bei archäologischen Grabungen und der Aufklärung von Straftaten Anwendung.
    Michal Tong verschränkte die Arme.
    Er machte ein paar Schritte und vollführte dann eine ausholende Geste. »Sehen das Sicherheitsschott dort? Das ist der einzige Zugang zum Bergstrom-Aggregat B. Dort starb Commander Richard J. Leslie, Ihr Vorgänger im Amt des Captains.«
    Frost runzelte die Stirn. »Ein Unfall, wie ich gehört habe.«
    »Wirklich? Ich habe meine Zweifel, Captain.«
    »Sie gehen davon aus, dass Captain Leslie einem Verbrechen zum Opfer fiel?«
    »Sagen wir so …« Tong sammelte seine Gedanken. »Die Umstände seines Todes sind in meinen Augen noch lange nicht geklärt. Mit dem, was in dem vorläufigen Abschlussbericht der Untersuchungskommission steht, werde ich mich jedenfalls nicht zufrieden geben. Das bin ich Captain Leslie schuldig.«
    Eine Pause entstand.
    Tongs Tonfall hatte sich verändert. Frost spürte, wie nahe ihm der Tod Captain Leslies offenbar ging. Offenbar hatte er ihm auch persönlich recht nahe gestanden.
    Noch ein Grund für ihn, um den neuen Captain nicht zu mögen! , überlegte sie.
    »Berichten Sie mir, was Sie herausgefunden haben«, forderte sie den Ersten Offizier der STERNENFAUST auf.
    Tong wirkte überrascht. Er hatte wohl nicht mit Verständnis gerechnet. »Captain Leslie ließ sich kurz vor seinem Tod – oder seiner Ermordung, wie ich eher glaube – mit einem Shuttle hierher bringen und ging an Bord, obwohl zu diesem Zeitpunkt die

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