Sternenfaust - 004 - Planet der sieben Monde
sie sicher durch diese Zeit des Umbruchs gebracht werden!
Die Gesänge der Priester verstummten in diesem Augenblick, und die plötzlich entstandene Stille holte Shazirus Bewusstsein augenblicklich ins Hier und Jetzt zurück.
Rewsay, der Oberpriester, gab den anderen Priestern ein Zeichen. Sie gehörten alle dem Orden der Flut an, der traditionellerweise das Privileg genoss, sämtliche in Zusammenhang mit dem Herrscher stehenden Rituale durchzuführen.
Die anderen zogen sich zurück. Beinahe lautlos glitten ihre aus Flossen entstandenen Füße über den Boden. Augenblicke später hatten sie alle den Raum verlassen – bis auf Rewsay, den Oberpriester.
»Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen, ehrenwerter Herrscher«, sagte Rewsay. »Dinge, die keinen Aufschub dulden.«
»Verschonen Sie mich mit Ihrem Geschwätz, Rewsay. Es gibt vor dem heutigen Heiligen Bad nichts zu entscheiden«, erwiderte Shaziru. Er drehte sich dabei noch einmal in dem nassen Sand herum. Ein wohliges Gefühl durchströmte ihn.
Rewsay trat näher. Sein Fischmaul verzog sich auf eine Weise, die gegenüber dem amtierenden Herrscher geradezu respektlos war. »Sie tragen alle Zeichen eines Flutkindes, das bald in den Sand geht«, erklärte der Oberpriester gelassen. »Ich habe Sie genau beobachtet und Sie selbst können die Zeichen unmöglich übersehen haben.«
Shaziru hob den Kopf. Er war überrascht. »Das ist es, was Ihnen Sorgen macht?« Ein würgender Laut drang aus dem lippenlosen, von einem wulstigen Rand abgegrenzten Mund heraus. Ausdruck von gewaltiger Heiterkeit.
»Das – und anderes.«
»Jeder weiß, dass meine Lebensspanne selbst für einen Mutanten-Herrscher schon sehr lange währt und der Tag, an dem ich in den Sand gehe, nicht mehr fern sein kann. Ich gebe darüber hinaus gerne zu, dass ich selbst schon daran gedacht habe, dem Beispiel meiner Vorfahren zu folgen … Aber ich bin der festen Überzeugung, dass es jetzt nicht zu einem Interregnum kommen darf.«
»Es beruhigt mich, dass Sie dieser Auffassung Ausdruck verleihen, mein Herrscher«, erklärte Rewsay.
Die Art seines Ausdrucks und der Heftigkeit, mit der die Schnalz- und Knacklaute zwischen den Mundwülsten herausgepresst wurden, straften ihn Lügen.
Ein Vorteil des langen Lebens , dachte Shaziru, ist die Erfahrung. Das absolutsichere Urteil, was die Körpersprache eines Gegenübers angeht. Kleinste Nuancen reichen aus, um zu erkennen, was jemand wirklich denkt …
Rewsay war alles andere als beruhigt.
»Sie wissen, in welch prekärer Lage wir sind«, stellte der Oberpriester fest. »Unser Volk droht in einen interstellaren Krieg hineingezogen zu werden, in dem man uns wie Ungeziefer zerquetschen würde.«
»Ich glaube, es ist unvermeidbar, dass wir Teil des Konflikts werden«, stellte Shaziru klar. »Vielleicht sind wir es sogar schon. Meiner Ansicht nach kommt es nur darauf an, am Ende auf der richtigen Seite zu stehen!«
Ein Summton ließ den Herrscher der Fash’rar aufhorchen. Es stammte von dem Kommunikationsmodul, das sich unter einem seiner Flossenarme verbarg. Eine direkte Verbindung zu seinen Hörnerven sorgte dafür, dass niemand sonst den Inhalt der Botschaft vernehmen konnte.
»Hier spricht Asgashlan, ehrwürdiger Herrscher«, meldete sich Shazirus Sprecher.
»Was gibt es?«
»Unsere Gäste haben offenbar technische Überreste der Kapuzenträger geortet, die einst in unserer Wüste nach Artefakten der Toten Götter suchten.«
»Und jetzt verlangen sie Aufklärung über ihr Schicksal«, schloss Shaziru.
»So ist es, ehrenwertes Band zu den Vorfahren«, bestätigte Asgashlan. »Der Raumkapitän des fremden Schiffes möchte diesbezüglich Nachforschungen anstellen, während ihr Verhandlungsführer hier bleiben und am Ritual des Heiligen Bades teilnehmen wird.«
Nach allem, was die Fash’rar über die Menschheit durch ihre Begegnungen mit den von ihnen als Kapuzenträger bezeichneten Angehörigen des Christophorer-Ordens wussten, wäre es den zerbrechlich wirkenden Zweibeinern als Affront erschienen, wenn man ihnen die Erfüllung dieses Anliegens verweigert hätte.
Davon abgesehen hatten die Fash’rar dazu auch gar nicht die Macht, wie Shaziru sehr wohl bewusst war.
Mit großer Aufmerksamkeit hatten die Spezialisten seiner Raumflotte das Gefecht zwischen der STERNENFAUST und den Kridan-Schiffen beobachtet.
»Wir sind auf diesen Fall doch vorbereitet, Asgashlan«, erklärte der Herrscher. »Dem Ansinnen der Zweibeiner wird großzügig
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