Sternenfaust - 004 - Planet der sieben Monde
Fähnrich Jamil hat sich in der Schiffsdatenbank schlau gemacht. Diese Module werden erst seit drei Jahren produziert.«
Dana war überrascht. Sie hatte damit gerechnet, Hinterlassenschaften oder sogar geheime Basen der Kridan zu entdecken, die womöglich das ganze System längst übernommen hatten. Aber nicht im Traum hätte sie geglaubt, hier auf Angehörige des Christophorer-Ordens zu treffen.
»Ein Fehler der Ortungssysteme ist ausgeschlossen?«, fragte sie.
»Ja, und ich glaube auch nicht, dass dem Fähnrich ein Fehler unterlaufen ist. Sie weiß, was sie tut. Allerdings konnten wir die Signatur nur für kurze Zeit orten und haben das Signal danach wieder verloren.«
»Überspielen Sie die Koordinaten auf meinen Armbandkommunikator.«
»Sofort, Captain«, versicherte der Lieutenant.
»Falls irgendetwas Ungewöhnliches eintreten sollte, sagen Sie mir sofort Bescheid.«
»Natürlich, Ma’am.«
*
Shaziru rollte in einen Raum hinein, in dessen Zentrum sich ein Becken befand, dessen Inhalt purem Luxus gleichkam – es war mit feuchtem Sand gefüllt.
Einige Fash’rar mit den grellgelben Gürteln der Priester standen um das Becken herum.
»Wenn Sie es erlauben, bereiten wir Sie auf das Heilige Bad vor«, sagte einer von ihnen.
Er hieß Rewsay und war der Oberpriester. Shaziru war mehr als nur ein Herrscher. Für jeden Fash’rar hatte er auch eine starke spirituelle Bedeutung. Er war die Verbindung zu den Vorfahren. Ein Mutant, dessen Lebenswartung die eines gewöhnlichen Fash’rar um ein Vielfaches übertraf.
»Fangt an!«, wies Shaziru die Priester an.
Sie nahmen rechts und links des Wagens Aufstellung, fassten den Herrscher bei den Greifflossen und trugen ihn zum Becken mit dem feuchten Sand.
Shaziru rollte sich darin herum und stieß ein gurrendes Geräusch aus.
Die Priester stimmten derweil einen von schrillen, sehr hohen Tönen durchsetzten Gesang an, während einer von ihnen die Überlieferung rezitierte. »Aus dem Wasser kamen wir, ins Wasser gehen wir wieder«, war der Chor der Priester zu hören, während sich der Herrscher der Fash’rar im nassen Sand herumwälzte.
Sie nennen mich ihren Herrscher, dabei ist wahrscheinlich das Leben keines anderen Fash’rar so fremdbestimmt wie das meine , durchzuckte es die Gedanken Shazirus.
Er war nicht nur der absolute Herrscher der Fash’rar, sondern gleichzeitig auch ihr spirituelles Oberhaupt. In einem unregelmäßigen Rhythmus, der einer Zeitspanne zwischen einigen menschlichen Standardjahrhunderten und einem Jahrtausend entsprach, wurden die im Inneren des Planeten verborgenen Wassermassen des Planeten durch vulkanische Kräfte an die Oberfläche gepresst, wo sie sich in gigantischen Geysiren entluden. Die dabei entstehenden Binnenmeere machten dann etwa zwanzig Prozent der Planetenoberfläche aus.
Das war die große Flut, die für die Religion und das Sozialleben der Fash’rar eine zentrale Bedeutung hatte.
Shaziru verfügte über äußerst sensible Sinne, die auch leichte Veränderungen im planetaren Magnetfeld oder feinste seismische Erschütterung wahrzunehmen vermochte – insbesondere wenn das Ritual des Heiligen Bades durchgeführt wurde. Es war nicht einfach Wasser, worin er dann schwamm, sondern eine Lösung von Mineralien, die Shazirus Sinne noch mehr schärften.
Das ist die eigentliche Lebensaufgabe, die ich habe! , ging es dem Herrscher der Fash’rar durch den Kopf. Ich muss die Flut vorhersagen, die Flut bedeutet Leben. Ohne die Flut gibt es keine Fortpflanzung für uns. Herrschen könnte auch ein anderer. Selbst ein Nicht-Mutant mit einer lächerlich kurzen Lebenspanne, die nur den Bruchteil eines Flutzyklus ausmacht und im Grund des Meeres zwangsläufig ihr Ende findet. Aber so ist das eben. Kinder der Flut nennen wir uns selbst. Die Flut bringt uns hervor. Die Flut nimmt uns zu sich. Der Flutgott ist die Verkörperung unseres Seins.
Wie oft schon hatte Shaziru das Kommen und Gehen der Flut erlebt. Das Hervorquellen der heißen Geysire aus dem tiefsten Inneren des Planeten, aufgekocht in Schluchten, wo nur eine hauchdünne Kruste die Trennlinie zum brodelnden Magma bildete. Ein erhabener, ja göttlicher Anblick waren die emporschießenden Fontänen.
Gibt es so etwas wie einen Überdruss an der Existenz? , fragte sich der Herrscher der Fash’rar, während sich seine Gedanken im Singsang der Priester verloren. Kann es sein, dass man irgendwann satt vom Leben ist und die Dinge um einem herum nicht mehr von Interesse
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