Sternenfaust - 004 - Planet der sieben Monde
zu sein scheinen?
Allein schon, dass er sich diese Frage stellte, alarmierte Shaziru zutiefst. Du ahnst es doch … Genau diese Gedanken gehören zu den Zeichen, dass sich deine Zeit dem Ende nähert. Deine Vorgänger haben es in ihren Geheimen Journalen beschrieben. Immer wieder. Was dir widerfährt, geschieht nicht zum ersten Mal!
Shaziru spürte, dass die nächste Flut ganz nah bevorstand. Alle Anzeichen deuteten daraufhin. Aber bislang hatte er geschwiegen – der Priesterschaft gegenüber ebenso wie auch allen an der Regierung beteiligten Fash’rar.
Doch die Zeichen waren immer deutlicher geworden, und es war nur eine Frage der Zeit, dass dies auch die gewöhnlichen Fash’rar erkannten. Sie verfügten zwar nicht über die besondere Sensibilität eines Mutanten, aber sie besaßen Messgräte. Messgeräte, deren Weiterentwicklung allerdings niemals besondere Priorität genossen hatte, da sich die Fash’rar auf die Wahrnehmung ihres Herrscher-Mutanten verlassen hatten, die jede, für den technischen Horizont der fischartigen Bewohner Heptagons denkbare Messtechnik bei weitem übertrafen.
Shaziru stand vor einer Entscheidung, die sich nun nicht länger aufschieben ließ.
Bevor seine Kräfte nachließen und sich auch seine überlange Lebenspanne dem Ende zuneigte, musste er sich bei lebendigem Leib in den zukünftigen Meeresgrund eingraben, so wie es auch das Schicksal jedes gewöhnlichen Fash’rar war. Bei reduziertem Stoffwechsel konnten sie dort Zeiträume überleben, die mehreren tausend Erdjahren entsprachen.
Wenn die Flut kam, erwachten sie aus ihrer todesähnlichen Starre. Nur in dieser Zeit konnte der genetische Austausch unter den insgesamt sieben Geschlechtern der Fash’rar stattfinden. Nach der Eiablage starben deren Erzeuger. Nachdem die Flut versickert war, wurden die befruchteten Eier von den Überlebenden ausgegraben und konserviert. Nur nach und nach wurden sie ausgebrütet. Dabei durften niemals zu viele Fash’rar auf einmal schlüpfen, denn niemand wusste, ob die nächste Flut in dreihundert oder in tausend Planetenumläufen wiederkehrte. Daher bestand immer das akute Risiko, dass die kulturelle Kontinuität der Fash’rar abriss.
Archäologen hatten herausgefunden, dass dies bereits mindestes dreimal in der Geschichte der Fischartigen geschehen war.
Neben dem sparsamen Umgang mit den befruchteten Fash’rar-Eiern gab es noch einen weiteren Garanten dieser Kontinuität.
Den langlebigen Herrscher.
Das Band zu den Vorfahren.
Wenn der Herrscher selbst am genetischen Austausch teilgenommen hatte, kamen auch mutierte Nachkommen zur Welt. Der Priesterschaft oblag es, darunter den Nachfolger des Herrschers auszuwählen und alle anderen Mutanten zu töten, da es ansonsten unweigerlich zu Machtkämpfen kam.
Wenn ich mich nicht in den Sand lege, könnte es sein, dass mich die Lebenskraft irgendwann nach der Flut verlässt. In dem Fall gibt es bis zum Eintreten der nächsten Flut keinen Herrscher, weil keine Mutanten gezeugt wurden! , ging es Shaziru durch den Kopf.
Diese Gefahr war durchaus real. Die Anflüge von Agonie und Gleichgültigkeit waren häufiger geworden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich seine Lebenskraft dem Ende neigte. Außerdem gab es körperliche Veränderungen. Sein Sehvermögen hatte beispielsweise nachgelassen.
Was spricht dagegen, sich im Sand begraben zu lassen? , überlegte der Herrscher nun. Die Flut steht unmittelbar bevor …
Es gab ein Argument, das ihn zögern ließ. Ein Argument, das über seinen eigenen Überlebenswillen hinausging.
Wenn Shaziru sich im Sand des Meeresbodens eingraben ließ, bedeutete dies den Beginn eines Interregnums. Bis sein Nachfolger geschlüpft und so weit herangewachsen war, dass er tatsächlich Entscheidungen von politischer, religiöser und gesellschaftlicher Tragweite zu treffen vermochte, würden einige Planetenumläufe vergehen.
Dies war eine Zeit, in der die Priesterschaft faktisch die Macht in den Händen hielt. Aber Entscheidungen von großer Tragweite wurden traditionell in diesen Phasen der Fash’rar-Geschichte nicht getroffen.
Eine eigenartige Erstarrung schien dann jedes Mal den gesamten Planeten und die Kultur der Fash’rar zu befallen. Shaziru hatte in dieser Hinsicht die Journale seiner Vorgänger sehr aufmerksam studiert.
Ausgerechnet jetzt darf es kein Interregnum geben! , durchzuckte es Shaziru. Die Kinder der Flut sind zu Spielbällen von zwei weit überlegenen Mächten geworden. Es ist wichtig, dass
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