Sternenfaust - 005 - Der Wächter
Bewegung die Tränen aus den Augen.
»Warten Sie noch einen Moment. Ich muss unsere Männer auf Gerohli-III informieren, dass die beiden Vermissten noch am Leben sein können.«
Dana zog sich kurz zurück und benachrichtigte Sergeant Olafsson. »Nach den Worten der Erwachten sind Malory und Kilaso möglicherweise noch am Leben. Sie starben nicht bei dem Angriff der Raubtiere auf die KALKUTTA.«
»Wir werden ein Suchteam bilden, Ma’am«, versprach Olafsson.
Er klingt ja nicht sehr zuversichtlich , dachte Dana. Und das wohl zu Recht, aber wir müssen es wenigstens versuchen.
Sie ging zurück zu Margareth Korane.
»Ich hörte erst deutlich nach der Rückkehr des Erkundungstrupps von dem schrecklichen Vorfall«, begann diese ihren Bericht. »Ich dachte zuerst, das könne gar nicht wahr sein …«
*
Zwei Tage zuvor. Der Angriff auf die Kalkutta
Margareth Korane blieb misstrauisch. Es gab wohl keinen Zweifel daran, dass der Erkundungstrupp überfallen worden war, aber der Bericht schien ihr schon unglaubwürdig.
Dämonen? , dachte sie verwirrt.
Diese Bezeichnung war ihr zu irreal. Wie schrecklich die Erlebnisse auch gewesen sein mussten … Es erschien ihr unpassend, die Tiere mit einem solchen Namen zu belegen.
Sie wusste um die psychologische Wirkung, die dieses Wort – Dämonen – auf die Crew haben würde. Es würde den Tieren eine geheimnisvolle Aura verleihen und die irrationalen Ängste der Besatzung steigern, die psychisch ohnehin in einem labilen Zustand war.
Der Schock über den entsetzlichen Tod von Stephen Perch und die grausame Verstümmelung von Eve Hunters würde sich auch so in rasendem Tempo verbreiten.
Nachdem sie, solange die Mission nach Plan verlaufen war, sich in Bezug auf ihr Fachgebiet – die Spracherforschung – nutzlos gefühlt hatte, sah sie jetzt die Notwendigkeit einzugreifen. Es waren Kleinigkeiten wie solche aus psychologischer Sicht falsch gewählten Worte, die die Hoffnung der Gestrandeten zerstören konnten. Wenn lange genug über Dämonen geredet wurde, die ihr Leben bedrohten, würden bald die Albträume beginnen und sich Verzweiflung und Nervosität ausbreiten.
Sie hielt Rücksprache mit Franc Tiziano, und er stimmte ihr zu, dass es gut wäre, Mirosz Szonan aufzusuchen. Der war der Erste gewesen, der das Wort »Dämon« benutzt und es verbreitet hatte.
Korane fragte sich durch und fand ihn schließlich vor dem Eingang zur Krankenstation, die bei dem Absturz glücklicherweise weitgehend unbeschädigt geblieben war.
Er saß am Boden, hatte das Kinn in beide Hände gestützt und brütete vor sich hin. Er zuckte zusammen, als Margareth ihn ansprach.
»Darf ich mit Ihnen reden?«, fragte sie.
Er erhob sich umständlich und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »Natürlich«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun?« Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
Margareth Korane beschloss, nicht sofort mit der Tür ins Haus zu fallen. »Wie geht es Eve Hunters?«, fragte sie. »Sie scheinen hier auf das Ergebnis der Operation zu warten.«
Es dauerte einen Moment, bis Szonan antwortete. »Ich fühle mich in gewisser Art für sie verantwortlich. Ich redete mit ihr, bis der Angriff geschah. Und danach war ich nicht schnell genug, die Bestie zu vertreiben. Ich … ich …«
»Sie sind nicht schuld an dem, was ihr widerfahren ist«, sagte Margareth, und sie verspürte ein leichtes Unbehagen dabei, dass sie unvermittelt in die Rolle der psychologischen Betreuerin gedrängt wurde. Dazu fühlte sie sich nicht kompetent. »Aber ich verstehe, dass Sie um sie besorgt sind.«
»Dieses Monstrum hat ihr den halben Arm abgerissen … Als ich sie am Boden liegen sah, dachte ich einen Moment lang, sie wäre ebenso tot wie …« Die Stimme versagte ihm, und Margareth bemerkte, dass er begonnen hatte, seine Finger nervös ineinander zu verschränken.
»Ich bin hier, weil mir etwas aufgefallen ist«, lenkte Margareth ab, und sie kam sich dabei unendlich grausam vor. Dieser Mann litt ohnehin unter dem, was vorgefallen war. Auch ohne dass sie mit irgendwelchen Forderungen zu ihm kam. »Mr. Szonan, Sie haben dem Raubtier den bezeichnenden Namen ›Dämon‹ verliehen.«
Szonan nickte mit zusammengepressten Lippen. »Hätten Sie das Untier gesehen, wüssten Sie, warum.«
»Daran zweifle ich nicht«, stimmte Margareth zu und versuchte, ihm den Sinn Ihres Einwands zu erklären. Dabei kam sie sich, angesichts des Grauens, das hinter diesem Mann lag, plötzlich lächerlich
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