Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
das Kommando – und das war eine schwere Verantwortung.
Denn von ihr allein hing Wohl und Wehe der Besatzung ab. Als Captain eines Kriegsschiffes kam sie gleich hinter Gott. Nein, eigentlich war sie Gott und damit im Extremfall auch Herrin über Leben und Tod. Letzter konnte sehr schnell kommen, wenn sie eine folgenschwere falsche Entscheidung traf.
Dana schob diese Gedanken fast ärgerlich beiseite und konzentrierte sich auf die Hügelstadt, die sich jetzt ganz nah unter ihnen erstreckte. Verstohlen wischte sie ihre schweißnassen Handflächen an der Uniformhose ab.
»Landen Sie auf der großen Freifläche dort drüben«, wies sie den Piloten an.
»Aye, Captain.« Crewman Wredan zog die Fähre in eine weite Kurve und brachte sie über dem fast kahlen Plateau, das sich ungefähr in 200 Metern Höhe befand, zum Stillstand.
Aus nicht nachvollziehbaren Gründen hatten die Chaarck angefangen, hier ein Gebäude zu bauen, es dann aber vor nicht allzu langer Zeit unterbrochen. Das war daran zu erkennen, dass die Dschungelvegetation gerade wieder anfing, sich das verlorene Terrain zurückzuerobern. Dieses Plateau hatte nicht nur den Vorteil, dass die L-1 und ihre Besatzung hier deutlich gesehen werden konnten, sondern auch den, dass es sich in unmittelbarer Nähe des so genannten Palastes befand. Vielleicht sogar auf dem Palastgelände selbst.
Wer vermochte schon zu sagen, was alles zu dem gigantischen, mehrere Quadratkilometer umfassenden Komplex aus Hunderten von Hügeln gehörte, der sozusagen eine Stadt in der Stadt bildete.
Sanft sank die L-l zu Boden, bis sie nur wenige Zentimeter darüber auf ihren Antigravfeldern schwebte.
»Aussteigen«, befahl Dana. »Wir warten draußen. Mal sehen, ob die Herrschaften es wagen, Kontakt mit uns aufzunehmen.«
Entschlossen stieg sie als Erste aus. Über die Reihenfolge hatte es mit Sergeant Ralff Olafsson, der das 20köpfige Marines-Kontingent der STERNENFAUST anführte, eine kleine Meinungsverschiedenheit gegeben, der die Umgebung erst sichern wollte. Doch sie wollte sich das durchaus erhebende Gefühl, als erster Mensch überhaupt den Boden von Sternstein VI zu betreten zu haben, nicht nehmen lassen.
Ihr folgten zwei Marines, Bruder William, Waffen- und Taktikoffizier Lieutenant Robert Mutawesi, Medizinischer Offizier Lieutenant Simone Gardikov, Ortungs- und Kommunikationsoffizier Lieutenant David Stein sowie Sergeant Olafsson mit zwei weiteren seiner Leute.
Die Marines, alle schwer mit Nadlem und Gauss-Gewehren bewaffnet, begannen sofort mit dem Scannen und Sichern des Geländes.
Obwohl Dana Frost keine Probleme erwartete, fühlte sie sich durch die Aktivitäten der Marines besser.
Bedenke, dass du sterblich bist …
*
Der Genetische Vater Arachnuck ließ sich von seinen Dienern das heilige, »leuchtend grüne Gewand der milliardenf achen Nachkommen« anlegen. Anschließend begab er sich auf den Weg in die Genetische Kammer, die nur er allein betreten durfte und das auch nur in diesem Gewand. Denn in der Genetischen Kammer wohnte die Genetische Mutter, die für die milliardenfache Nachkommenschaft der Chaarck sorgte, indem sie pausenlos Eier produzierte. Diese wurden vom Genetischen Vater befruchtet und anschließend in den Brutnestern abgelegt, wo sich die Brüterinnen um sie kümmerten. Und weil das Befruchten der Eier noch im Leib der Genetischen Mutter ein heiliger Vorgang war, durfte dies der Genetische Vater ausschließlich im »leuchtend grünen Gewand der milliardenf achen Nachkommen« tun.
Arachnuck betrat die Genetische Kammer, ging an den riesigen Brutnestern vorbei, nahm den Aufzug und näherte sich respektvoll dem Ruheplatz der Genetischen Mutter.
»Ich habe dich bereits erwartet, Arachnuck«, begrüßte sie ihn. »Bevor wir reden, müssen dringend die neuen Eier befruchtet werden. Ich kann sie kaum noch halten. Du weißt, dass wir dringend neue Produzenten des unvergleichlichen Chaarck-Grüns brauchen. Bist du in einer Heißphase? Oder musst du zuerst zu den Lustbarmacherinnen gehen?«
Arachnuck schlug die Kieferzangen in einem bestimmten Rhythmus zusammen, was Nein bedeutete. »Ich bin sogar in einer gesteigerten Heißphase, du Herrliche. Ich giere darauf, dir beiliegen und für weitere starke Nachkommen sorgen zu dürfen.«
Nach Aufsagen dieser traditionellen Formel stieg er zur Genetischen Mutter auf ihren Ruhesitz und lag ihr bei. Gut zwanzig Minuten dauerte der Vorgang, dann leitete sie mit einem erleichterten Seufzer den mächtigen
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