Sternenfaust - 013 - Schlacht um die Wega
dich bewegst, Paros-Say«, sagte Branan-Tor.
Die ganze Erfahrung eines langen Wissenschaftler-Lebens schwang in diesen Worten mit – die Erfahrung eines gebrannten Kindes, das sich mehr als einmal vor den intoleranten Kommissionen eifernder Tugendwächter hatte rechtfertigen müssen, nur weil er getan hatte, was seiner Auffassung nach seine Aufgabe gewesen war: die Grenzen kridanischer Erkenntnis zu erweitern.
Plötzlich bemerkte Paros-Say eine Bewegung in dem aus einem speziell für den Laborgebrauch entwickelten Kunststoff bestehenden Behälter. Einzelne Partikel lösten sich aus der Probe heraus, schwebten empor und wirkten wie ein Schwarm von winzig kleinen Fliegen.
Paros-Say stieß ein erschrockenes Krächzen hervor. Er ließ den Behälter fallen, der voll und ganz von den fliegenartigen Partikeln erfasst wurde. Sie durchflogen dessen Außenhaut, als wäre diese kein Hindernis.
Innerhalb von Sekunden war von der ursprünglichen Quaderform des Behälters nichts mehr zu sehen. Die fliegenartigen Partikel verdichteten sich wieder, durchdrangen das Stück Materie, zu dem der Behälter zusammengeschmolzen war und verbanden sich schließlich zu einem amorphen Klumpen, der erstarrte.
Branan-Tor hatte längst gehandelt und seinen Kommunikator aktiviert. »Achtung, hier Branan-Tor! Eindringlingsalarm im Labortrakt!«
*
Das gleißende Licht der Wega – sechzig Mal heller als die Sonne der Erde – kroch scheinbar über den Horizont. Der YXC-3 näherte sich der Grenze zwischen der Tag- und der Nachtseite von Wega Stranger.
Den Marines an Bord des Antigravpanzers bot sich durch die Sichtfenster ein einmaliger Anblick. Schon seit Minuten hatte keiner von ihnen ein Wort gesagt.
Die Temperatur stieg beständig und lag inzwischen schon bei dreißig Grad minus.
Die Windgeschwindigkeit hatte hingegen nachgelassen. Die Werte lagen unter hundert Stundenkilometer, da sich der YXC-3 gerade inmitten einer wandernden Hochdruckzone befand. Für Wega Stranger waren das sehr ruhige Werte, die einem windstillen Sommertag auf der Erde entsprachen.
»Ich messe schon seit geraumer Zeit immer wieder äußerst seltsame Strukturen auf der Oberfläche«, war plötzlich Takashis Stimme zu hören, der nach wie vor die Ortungskonsole bediente. Er wandte sich an Olafsson. »Ich gebe Ihnen die Daten mal auf Ihre Konsole, Sergeant, damit Sie sich das auch ansehen können.«
»Wir sind nicht hier, um irgendwelche Naturwunder zu bestaunen, Takashi«, knurrte Olafsson, dessen Konzentration dem bevorstehenden Einsatz galt.
»Sergeant, es handelt sich bei dem aufgezeichneten Phänomen vielleicht um ein Wunder, aber ob das viel mit Natur zu tun hat …«
Olafsson aktivierte seine Anzeige.
Infrarotbilder der Oberfläche flimmerten über das Display. Die Bilder waren gestochen scharf und von ausgesprochen guter Qualität.
Takashi übernahm die Kontrolle über Olafssons Anzeige und zoomte die Bodenstrukturen noch näher heran.
Olafsson war verblüfft. »Hey!«
Er hob die Augenbrauen, und der Kinnladen fiel ihm ein Stück hinunter, aber da sein Kopf nach wie vor vom Helm seines Kampfanzugs bedeckt wurde, bekam keiner seiner Männer diesen Augenblick der Fassungslosigkeit mit.
Der Boden bestand überwiegend aus feinem Staub, gemischt mit geröllartigen, größeren Brocken, die maximal Faustgröße besaßen. Hin und wieder gab es Mulden, in denen sich die säurehaltigen Niederschläge sammelten. Ätzende Dämpfe stiegen von diesen Orten empor.
Das wirklich Erstaunliche waren die Strukturen im Staub.
Über viele Kilometer hinweg waren dort Muster zu erkennen. Da waren größere Geröllbrocken, die aneinander gelegt Muster aus Sechsecken bildeten, was man erst zu erkennen vermochte, wenn man mit der Infrarotortung sehr nahe an die Oberfläche heranzoomte.
»Das ist unmöglich!«, stieß Olafson hervor.
»Das habe ich auch gedacht, aber unsere Infrarotortung ist in Ordnung«, erwiderte Takashi.
»Sieht aus, als hätte jemand alle Gesteinsbrocken, die Größer als ein Fingernagel sind, aus dieser riesigen Streusandbüchse herausgesiebt und damit Muster gelegt!« Olafsson lachte rau. »So was habe ich am Strand mit Muscheln gemacht, als ich gerade laufen konnte!«
Auch die anderen riefen die Bilder von ihren Konsolen aus ab.
»Haben Sie irgendeine Erklärung dafür, Takashi?«, fragte Olafsson.
»Spontane Selbstordnung der Materie oder schlichtweg eine optische Täuschung wie diese angeblich Marsgesichter, die Astronomen von der
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