Sternenfaust - 015 - Zwischen den Fronten
Rechnersysteme haben, braucht man noch nicht einmal einen chirurgischen Eingriff, damit ein waschechter J’ebeem – mit zwei getrennt von einander funktionierenden Kreislaufsystemen und ein paar anderen eigentlich unübersehbaren Abweichungen – selbst bei tomographischen Scans oder einem DNA-Abgleich als Mensch durchging. Es muss nur jemand das Überwachungssystem so programmieren, dass es bei genau diesem J’ebeem nicht Alarm schlägt, sondern seine Scheinidentität bestätigt. Die tatsächlich gemachten Aufnahmen werden dann zwar abgespeichert – aber wer sieht sich die innerhalb der nächste Ewigkeit noch mal an?
Der Gedanke daran, dass es immer leichter für J’ebeem-Agenten wurde, in den Bereich der Solaren Welten einzusickern, je engmaschiger deren Spionagenetz wurde, ließ Dana unwülkürlich frösteln.
Was ist los, Dana? , meldete sich schließlich eine besonnene Stimme in ihrem Hinterkopf. Warst du als ausgewiesenes Eisbiest vom Dienst nicht immer immun gegen jegliche Formen der Hysterie?
»So nachdenklich?«
Dana bewegte ruckartig den Kopf und blickte in das Gesicht des jungen Mannes, dessen Stimme sie soeben aus ihren Gedanken gerissen hatte. Ihr gegenüber stand Bruder William, ein Angehöriger des Forscher-Ordens der Christophorer, der als Berater an Bord der STERNENFAUST weilte und die Privilegien eines Offiziers genoss, obgleich er rein rechtlich gesehen nicht Teil der Star Corps-Hierarchie war.
Dana lächelte matt.
Der scheint einem an den Falten auf der Stirn ablesen zu können, was einen gerade beschäftigt! , dachte sie. Oft genug hatte sie über das geradezu erstaunliche Einfühlungsvermögen des Christophorers nur innerlich den Kopf schütteln können.
»Darf ich mich zu Ihnen setzen, Captain?«, fragte er.
»Wenn Sie ein Problem haben und sich mir anvertrauen wollen – nur zu!«, erwiderte Dana mit einem amüsierten Blitzen in den Augen. Mal sehen, wie er mit dem Unerwarteten umzugehen weiß?
»Ich habe tatsächlich ein Problem«, eröffnete William zu Danas Überraschung.
»So?«
»Die gegenwärtige Mission der STERNENFAUST dient der Vertiefung der militärisch-technischen Kooperation zwischen den Starr und der Menschheit, nicht wahr?«
»So ist es«, bestätigte Frost.
»Abgesehen davon, dass sich wohl niemand an Bord über die Aussicht freut, erneut Professor von Schlichtens Gesellschaft ertragen zu müssen, frage ich mich seit einiger Zeit, ob die Menschheit in diesem Konflikt eigentlich die richtige Seite unterstützt.«
»Sie sind nicht der einzige, der sich diese Frage stellt«, erwiderte Dana. »Ganz Pro Humanity würde es sehr viel lieber sehen, wenn wir uns auf die Seite unserer vermeintlichen Brüder schlagen würden …«
»Die Pro Humanity Bewegung verwechselt äußere Form und innere Substanz«, gab William zu bedenken. »Ihre Ideologie wurzelt meiner Ansicht nach letztlich in dem Gedanken, dass der Mensch jeglichen anderen Lebensformen im Kosmos überlegen ist und eine höhere moralische Legitimität besitzt. Aber das erinnert mich erstens fatal an den Fanatismus der Kridan, und zweitens haben die Christophorer auf ihren weit in die Galaxis hineinreichenden Expeditionen genügend Beweise dafür zusammengetragen, dass diese Annahme keineswegs zutreffend ist.« William schüttelte den Kopf. Er nippte an seinem Syntho-Drink und wirkte einige Augenblicke lang etwas abwesend. »Die Starr sind in diesem Fall die Aggressoren – das ist es, was mir nicht gefällt.«
»Unsere Regierung meint, dass wir damit den Interessen der Menschheit am besten dienen«, erwiderte Dana. Er hat die Schwäche der offiziellen Argumentation des Hohen Rates glasklar analysiert! »Im übrigen beanspruchen die J’ebeem auch einen Teil unseres Siedlungsgebietes mit dem Hinweis darauf, dass es vor hundert Jahren Teil ihres Reiches gewesen war. In allen offiziellen Darstellungen des J’ebeem-Reichs ist Wega zum Beispiel ein Bestandteil ihres Herrschaftsgebiets, obwohl man dort bis heute keinen archäologischen Nachweis gefunden hat, dass jemals ein J’ebeem überhaupt auch nur seinen Fuß auf die Oberfläche einer Wega-Welt gesetzt hat …«
»Sie meinen also, dass der Konflikt mit den J’ebem früher oder später sowieso stattfinden wird?«
Dana zuckte mit den Schultern. »Tatsache ist, dass wir uns aus diesem Konflikt nicht mehr lange hätten heraushalten können. Wer weiß … Vielleicht hätten die J’ebeem nach dem Aufflammen des Kridan-Krieges längst unsere Schwäche
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