Sternenfaust - 015 - Zwischen den Fronten
ich keine Lust, in den Kontrollraum zurückzugehen, um die Sache unter die Lupe zu nehmen. Schließlich konnte ich das Problem auch von hier aus beheben. Hier steht ein Notfallterminal mit vollwertigem Zugang zum Rechnersystem des Schiffes. Kommen Sie!«
Etwas verblüfft folgte Captain Frost ihrem Leitenden Ingenieur. Er führte sie durch das Labyrinth der engen Gassen zwischen den Blöcken. Schließlich erreichten sie eine Nische, in der sich das Notterminal befand.
Jefferson blieb abrupt stehen. »Hier war es! Ich sah die Wärmespuren eines menschlichen Körpers auf dem Boden, der ein paar Minuten zuvor hier gelegen haben musste! Nur deswegen habe ich zu suchen begonnen.«
»Ich verstehe«, murmelte Dana. »Ich hoffe, es hat niemand das Terminal angerührt.«
»Ich jedenfalls nicht.«
»Ich möchte, dass hier alles haarklein untersucht wird. Lieutenant Tong kennt sich im Umgang mit Winston-Feldern aus, die auch kleinste DNA-Bruchstücke noch erfassen können. Möglicherweise finden wir ja noch etwas, das uns weiterbringt.«
»Captain, die Vorstellung, dass sich unter der Crew ein Mörder befindet, gefällt mir gar nicht«, sagte Jefferson. »Etwas Ähnliches war auch geschehen, kurz bevor wir uns kennen lernten. Sie erinnern sich bestimmt.«
»Natürlich …« Niemals würde Dana vergessen, dass ein Mitglied ihrer Crew vergewaltigt und ermordet worden war. Nichts in ihrer Ausbildung hatte sie darauf vorbereitet. »Wittern Sie einen Zusammenhang?«
»Na ja …« Jefferson biss sich kurz auf die Unterlippe. » Zwei Mörder in einer hundertköpfigen Besatzung ist ein bisschen viel …«
Einer ist zu viel , dachte Frost. »Sie denken, der Dealer der Drogen, die Fähnrich Cannlan in den Wahnsinn getrieben haben, befindet sich noch an Bord?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber ich finde, der Gedanke ist es wert, verfolgt zu werden. Und was die Mission auf Aradwan IV angeht, wird dieser Umstand auch nicht ohne Folgen bleiben.«
»Leider können wir nicht einfach auf eine imaginäre STOP-Taste drücken und diese Mission anhalten«, erwiderte Dana. »Wir können nur hoffen, dass sich sehr bald alles aufklärt.«
*
Wenig später erreichte Dana Frost die Krankenstation. Für die Patientin, die vor Dr. Simone Gardikov auf dem Operationstisch lag, konnte die Bordärztin der STERNENFAUST im Rang eines Lieutenant im Star Corps nichts mehr tun. Ruth Denson war zweifellos tot.
Dana blickte in das starre, tote Gesicht der jungen Frau.
Eine Strähne ihres gelockten, sehr dichten Haarschopfes fiel ihr schräg über die Stirn.
»Wodurch starb Fähnrich Denson?«, fragte Dana.
Gardikov deutete auf eine blutunterlaufene Stelle am Hals. »Fähnrich Denson starb durch eine Reihe von sehr gezielten Schlägen, die mit einem stumpfen Gegenstand – vielleicht einer Handkante – durchgeführt wurden. Anhand des medizinischen Scans ergibt sich ein sehr erstaunliches Bild. Die Schläge müssen entweder mit wahnwitziger Geschwindigkeit durchgeführt worden sein, oder der Täter hatte mehr als nur zwei Hände und zwei Füße zur Verfügung, um Fähnrich Denson nach allen Regeln der Kunst zusammenzuschlagen.«
Danas Gesichtsausdruck verdüsterte sich etwas, und sie atmete tief durch. Unwillkürlich berührte sie dabei das Projektil, das ihr an einem Kettchen um den Hals hing. Während eines Einsatzes auf dem Hinterweltler-Planeten Dambanor II wäre ihr dieses Geschoss beinahe zum Verhängnis geworden. Jetzt trug sie es als Glücksbringer und Talisman immer bei sich – und als Erinnerung an die Sterblichkeit.
»Vielleicht hatte dieser Killer ja die Reflexe eines J’ebeem«, murmelte sie vor sich hin.
Seitdem während der Erprobungsmission neuartiger Antimateriewaffen ein J’beeem-Agent an Bord der STERNENFAUST enttarnt worden war, hatte sich ein geflügeltes Wort aus der Tatsache entwickelt, dass J’ebeem auf Grund ihres hervorragenden Sehvermögens sehr viel schneller zu reagieren vermochten als Menschen. Inzwischen wusste man, dass die J’ebeem – trotz ihrer menschenähnlichen Erscheinung – von einer Gattung flugfähiger Jäger abstammte, die darauf angewiesen waren, auf sehr weite Entfernung optisch erfassen zu können. Verglichen mit den Menschen verarbeiteten sie um ein Drittel mehr Einzelbilder pro Sekunde. Das, was ein Mensch als schnelle, kaum wahrnehmbare Bewegung registrierte, war für einen J’ebeem wie eine Wiederholung in Zeitlupe.
»Was würden Sie sagen, wenn nicht der Killer, sondern
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