Sternenfaust - 019 - Jagd auf Agent 183
waren verdammt eng, wenn man es eilig hatte. Etliche Crewmen, die den über zwei Meter großen Marine mit grimmigem Gesicht heranstürmen sahen, pressten sich mit dem Rücken so dicht an die Wand, wie es nur ging, um nicht von ihm versehentlich umgeworfen zu werden.
Was nicht immer klappte. Zweimal rannte er jemanden über den Haufen und wäre einmal beinahe selbst gestürzt. Er sprang in den Lift, um drei Decks nach oben zu gelangen und warf beim Herausstürmen jemandem vom medizinischen Personal zu Boden. Es kümmerte ihn nicht. Für ihn zählte im Moment nur eins: Er musste den Verräter erwischen!
*
Agent 183 war gerade dabei, seinen Vorgesetzten Drelur Laktraan über den Fund der unglaublichen »Super«-Supraleiter in dem Asteroiden zu unterrichten, als er schwere Laufschritte nahen hörte. Niemand rannte so durch die engen Gänge, es sei denn, er hatte es äußerst eilig. Er zog daraus scharfsinnig die richtigen Schlüsse – man hatte seine Transmission entdeckt.
Ohne ein äußeres Zeichen von Hektik wandte er sich ansatzlos um und ging zügig davon, ohne noch Zeit darauf zu verschwenden, den Terminal abzuschalten …
*
Als Olafsson am Terminal ankam, war von dem Agenten nichts mehr zu sehen.
Er rief Frost über sein Handfunkgerät. »Ma’am, ich habe ihn verpasst. Die Transmission ist abgeschlossen, aber der Text ist noch gespeichert. Leider verstehe ich kein Wort.«
»Können Sie den Agenten verfolgen, Olafsson?«, fragte Frost.
»Ja, Ma’am. Ich habe einen Handorter dabei, den ich auch auf Infrarotsicht einstellen kann. Wenn er nicht gerade in einer Gruppe untertaucht – was bei Rotem Alarm unwahrscheinlich ist – kriege ich den Kerl!«
»Dann los, Olafsson. Diesmal müssen wir den Agenten erwischen! – David, was ist mit dem Funkspruch?«
Stein schüttelte den Kopf. »Tut mir Leid, Ma’am, ich konnte den Spruch nicht vollständig blockieren, nur teilweise. Und ich kann leider nicht sagen, wie viel von der Nachricht den Temuran bereits erreicht hat. Aber! Aber ich konnte ihn problemlos entschlüsseln.« David Stein grinste breit. »Der Kerl hat direkt an den j’ebeemischen Temuran gesendet. Ich schicke Ihnen die übersetzte Version auf Ihr Display. Er teilt seinem Vorgesetzten den Fund der Supraleiter in dem Asteroiden mit, einschließlich der Empfehlung, das Ding zu kapern, wenn wir es nicht freiwillig rausrücken. – Captain, wir werden wohl in absehbarer Zeit j’ebeemische Gesellschaft bekommen.«
Frost nickte. Durch ihre Nähe zur Grenze würden J’ebeem wesentlich schneller hier sein als Verstärkung durch das Star Corps.
Sie rief Marine Samuel Hüxter, der derzeit vor der Unterkunft von Titus Wredan Wache hielt. »Hat Wredan seine Unterkunft verlassen?«
»Nein, Captain«, versicherte er. »Nicht seit er unter Arrest gestellt wurde.«
Frost nickte. »Danke, Hüxter. – Nun, wenigstens wissen wir jetzt sicher, dass Crewman Wredan nicht der Agent ist.« Sie wandte sich wieder an Stein.
»David, blockieren Sie alle Notterminals auf dem Schiff. Wir wollen dem Agenten keine weitere Gelegenheit geben, noch eine Nachricht an seine Leute abzusetzen.«
*
Drelur Laktraan starrte auf den Funkspruch, den er gerade von Agent 183 erhalten hatte.
Ich melde die Entdeckung eines unbekannten Materials, das …
An dieser Stelle brach der Spruch ab, was Laktraan mit gelinder Sorge erfüllte. 183 war bisher immer zuverlässig gewesen und seine Meldungen vollständig. Dieses Bruchstück konnte nur zweierlei bedeuten. Entweder hatte es bei der Übertragung eine unerwartete technische Störung gegeben – oder 183 war bei seiner Tätigkeit unterbrochen, möglicherweise entdeckt worden.
Drelur Laktraan nahm noch einmal die letzten Meldungen zur Hand, die er von 183 und auch Agent 98 erhalten hatte. Agent 183 war bereits mehrfach in den Kreis derer geraten, die auf der STERNENFAUST als J’ebeem-Agenten verdächtigt worden waren. Laktraan fragte sich, wie vieler Verdachtsmomente gegen ihn es noch bedurfte, ehe man in ihm ein Sicherheitsrisiko sah und aus dem Dienst entfernte oder massiven Verhören unterzog.
Seine Tarnung war zwar gut und hatte sich bewährt, aber auch die beste Tarnung konnte eines Tages auffliegen. So weit durfte es nicht kommen. Drelur Laktraan beschloss, Agent 183 bei nächste Gelegenheit zurückzurufen und ihn gegen einen anderen auszutauschen.
Er war bei dieser Überlegung allerdings nicht so sehr auf das Wohl von 183 bedacht, als vielmehr auch
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