Sternenfaust - 019 - Jagd auf Agent 183
auf sein eigenes. Als Chef des Geheimdienstes stand er für alle Aktionen seiner Agenten gerade. Da er keinem Adelshaus angehörte – ein Umstand, den er im Laufe der Jahre noch zu verändern gedachte – konnte er sich keine Fehler leisten, ohne dass es gravierende Folgen für ihn haben konnte.
Er hatte genug Feinde und Neider, die jedes noch so geringe Versagen gnadenlos gegen ihn wenden würden. Außerdem würde jeder Fehlschlag ihn in seinem Ziel, ein eigenes Adelshaus gründen zu dürfen, um Jahre zurückwerfen. Da war es besser, einen gefährdeten Agenten lieber vorzeitig abzulösen, als dessen Enttarnung zu riskieren.
Wenn er nur wüsste, was 183 ihm mit dieser letzten Botschaft hatte mitteilen wollen …
*
»Captain«, meldete sich Michael Tong zu Wort, »sollten wir Olafsson nicht Verstärkung schicken?«
»Gern, Michael.« Frost verkniff sich ein bitteres Lächeln. »Aber wen schlagen Sie vor? Außer Wredan, der jetzt rehabilitiert ist, der Brückenbesatzung hier und einigen sehr wenigen anderen können wir von niemandem mit Sicherheit sagen, dass er nicht der gesuchte Agent ist. Theoretisch könnte es jeder der restlichen knapp hundert Besatzungsmitglieder sein.«
»Einschließlich Olafsson selbst«, erinnerte Tong sie.
»Da haben Sie natürlich Recht. Wir können nur hoffen, dass mich meine Intuition nicht täuscht. Ich glaube nämlich nicht, dass er es ist. Außerdem … je mehr Leute im Moment Jagd auf den Agenten machen, desto größer ist dessen Chance, sich unbemerkt unter die Jäger zu mischen und vorzugeben, einer von ihnen zu sein, solange wir seine Identität nicht kennen. Außerdem haben wir noch ein viel wichtigeres Problem zu lösen. Die Leute in der L-3 haben nicht mehr unbegrenzt Luft. Wir müssen Sie da herausholen, bevor Sie erstickt sind. Vorschläge?«
*
Agent 183 erkannte schnell, dass es ihm nicht gelungen war, seinen Verfolger abzuschütteln. Immer wieder hörte er die schweren Tritte der Marine-Stiefel hinter sich. Manchmal blieben sie stehen, aber kurz danach kamen sie immer wieder zielstrebig in seine Richtung.
Mit Sicherheit hatte der Verfolger – Sergeant Olafsson wahrscheinlich – ein Handortungsgerät mit Infrarotsensoren bei sich.
Der J’ebeem fluchte in sich hinein. Ohne den Alarm wäre auf den Fluren genug los, um seine Spur zu verwischen. Doch nun befand sich beinahe jedes Crewmitglied auf seinem Posten.
Die STERNENFAUST war zu klein und zu eng, als dass Agent 183 eine echte Chance gehabt hätte, einem Verfolger mit Handorter dauerhaft zu entkommen. Doch wie es aussah, war der Sergeant sein einziger Verfolger. Wenn es dem J’ebeem gelang, den auszuschalten, war er vorerst in Sicherheit.
Natürlich würde man anschließend prüfen, wer sich wo an Bord aufgehalten hatte und wieder einen Winston-Feld-Scan machen. Aber 183 verfügte über genug Kenntnisse, Sicherheitscodes und Zugangsmöglichkeiten, um die Ergebnisse zu fälschen und sich selbst wieder einmal aus dem Kreis der Verdächtigen auszuschließen.
Doch zuerst musste er den Verfolger unschädlich machen. Und er wusste auch genau den richtigen Ort für einen Hinterhalt. Dazu musste er ihn zuerst nur noch ein bisschen im Schiff herumhetzen …
*
»Lieutenant Mutawesi, könnten wir die L-3 von hier aus freisprengen?«, fragte Michael Tong den Waffenoffizier. Die STERNENFAUST befand sich einhundert Kilometer von dem Asteroiden entfernt.
Robert Mutawesi schüttelte den Kopf. »Ich halte das Risiko für zu groß, Sir. Das ist ein tückisches Ding. Sobald wir dem Asteroiden zu nahe kommen, passiert uns dasselbe wie der L-3. Wir verlieren Energie. Das wirkt sich bestimmt auch auf die Geschütze aus. Außerdem sind Raketen nicht sonderlich präzise. Bei der Feuerkraft der Gaussgeschütze ist es mehr als wahrscheinlich, dass wir den gesamten Brocken in tausend Stücke sprengen – und die L-3 gleich mit.«
»Ich schlage vor«, sagte Dana Frost, »dass wir zuerst testen, wie der Asteroid überhaupt auf Beschuss reagiert. David, was sagen Ihre Werte über seine Beschaffenheit?«
»Der Asteroid besteht zwar aus demselben Material wie der Mond-Trabant«, erklärte Stein, »aber mit einem gravierenden Unterschied. Der Neue hat eine feste felsige Oberfläche, ist in seinem Inneren aber von einer eher weichen, amorphen Struktur. Wie wir gesehen haben, kann er seine Oberfläche willkürlich verändern und Kanäle und Höhlen schaffen, wo vorher keine waren. Der Mond-Asteroid ist dagegen
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