Sternenfaust - 021 - Mars-Parasiten
nichts verfügte, das wie ein Auge aussah, musste er über andere Möglichkeiten der Sinneswahrnehmung verfügen.
Dana zog ihren Nadler, richtete den Partikelstrahl auf das Wesen und schaltete auf höchste Intensität.
Unter normalen Umständen hätten der dichte Strom hauchfeiner Projektile das Wesen förmlich zerreißen müssen, aber das war nicht der Fall. Die Partikel gingen offenbar einfach durch den Körper des Wesens hindurch und blieben anschließend irgendwo im Marsstaub stecken, der in kleinen Fontänen aufgewirbelt wurde.
Das Wesen bremste nun allerdings ab. Auch wenn kein äußerer Schaden feststellbar war, so schien die wurmartige und etwa fingergroße Kreatur den Strahl doch gespürt und in irgendeiner Form wahrgenommen zu haben. Vielleicht war das Wesen jetzt irritiert.
Frost feuerte noch einmal mit dem Nadler auf das Wesen, erneut ohne dass es dadurch in erkennbarerer Weise geschädigt wurde. Es reagierte allerdings darauf, indem es in den Marsstaub hineinkroch, sich darin eingrub und verschwand.
Frost erwartete, dass es sofort danach wieder auftauchen würde, daher veränderte sie ihren Standort, machte ein paar Sprünge und befand sich schon wenige Augenblicke später ein paar Meter von jenem Ort entfernt, an dem das Wesen verschwunden war.
In diesem Augenblick schob sich ein zweites dieser Wesen aus Mutawesis Körper heraus. Es war größer, fast so lang wie ein Unterarm, dabei aber mit einem Durchmesser von nur etwa 5 Zentimeter. Sein Tempo war viel höher und es waren auch besser die Einzelheiten zu erkennen.
Die zweite Kreatur hob das vordere Ende ihres Körpers, wo sich eine Öffnung befand, die ein unbefangener, irdischer Betrachter wohl zunächst als eine Art Maul beschreiben würde. Ein Maul, das nun weit aufgerissen wurde, bevor das Wesen sich schließlich auf Kaboli zubewegte.
Blitzschnell hatte es den Real Martian erreicht.
Dieser hatte in der Zwischenzeit ebenfalls versucht, seinen Nadler zu ziehen. Er hatte den Partikelstrahl, den die Waffe verschoss, hin und her geschwenkt, sodass auf jeden Fall eine genügend große Anzahl an Projektilen durch das Wesen hindurch gedrungen sein musste.
Jedoch ohne Heaktion.
Dieser zweite, viel größere Wurm, ließ sich von dem Partikelschauer, der durch seinen Körper hindurchgefetzt war, auch nur sehr kurz beeindrucken. Nach einem Augenblick des Zögerns schnellte das Wesen weiter auf Kaboli zu, der jetzt endlich versuchte, sich in Sicherheit zu bringen.
Mit seinen langen, feingliederigen Extremitäten versuchte der Survival Instructor von Camp Latanor, vor diesem bislang unbekannten Schrecken davonzulaufen.
Er kannte den Mars wie kein Abkömmling von gewöhnlichen Erdmenschen, die in den Katakomben des Roten Planeten ihr Glück zu machen versuchten. Aber eine derartige Kreatur hatte Kaboli noch nie zuvor zu Gesicht bekommen, noch nie hatte er auch nur davon gehört – da war er sich hundertprozentig sicher.
Das Wesen sprang plötzlich an ihm empor. Kaboli taumelte zurück, versuchte die Kreatur mit dem Arm abzuwehren, was natürlich zum Scheitern verurteilt war. Der Wurm saugte sich mit seiner maulartigen Öffnung an der Vorderseite des Ärmels des Druckanzugs fest.
Im nächsten Moment durchdrang es die Außenbeschichtung des Anzugs und verschwand darin. Kabolis Entsetzensschrei drang über den Helmfunk, als das fluoreszierende Leuchten der Kreatur wenig später im Visier sichtbar wurde. Der Survival Instructor taumelte davon. Er war wie von Sinnen.
Schließlich sank er auf die Knie, als das Wesen durch sein linkes Auge ins Innere seines Körpers drang …
*
Wenige Minuten zuvor hatten Jefferson und Bruder William den defekten Bergstromsender der EXETER gefunden.
»Dann wollen wir mal schauen, wie sehr unsere Freunde aus Camp Latanor das Ding extra für uns demoliert haben«, meinte Jefferson.
Da die Facettenaugen des Genetic – wie man innerhalb der die Systeme Einstein, Epikur und Darelis umfassenden Genetiker-Föderation sowohl die Bewohner des Planeten Genet als auch gentechnisch optimierte Menschen nannte – ausschließlich Infrarotsicht erlaubten, war der Leitende Ingenieur der STERNENFAUST darauf angewiesen, ein besonderes Modul zu benutzen, um die für ihn nicht ablesbaren Anzeigen in ein Wärmebild zu übertragen, das für ihn wahrnehmbar war.
»Ich versuche zuerst mit Hilfe eines Breitbandscans herauszufinden, ob es noch Rückstände von Strahlenemissionen aus dem Bergstrom-Raum gibt«, erklärte Jefferson.
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