Sternenfaust - 024 - Die letzte Schlacht der Kridan
Ausläufer des Flares die STERNENFAUST …
*
Ngor-Don, General der Tanjaj und nach Narel-Dals glorreichem Tod nun Oberbefehlshaber der Angriffsflotte, zählte seine noch verbliebenen Schiffe. Er kam zu dem Ergebnis, dass der Kampf verloren war, egal wie viele sich noch selbstmörderisch opferten. Nach dem letzten furchtbaren Ausbruch der Sonne war der Rest seiner Flotte der der Menschen zahlenmäßig unterlegen. Selbst wenn sie alle erfolgreich je ein Menschenschiff durch Kollision vernichteten, hätten die Menschen am Ende immer noch ein gutes Drittel ihrer Flotte. Auch wenn sie weiter auf die herkömmliche Weise kämpften, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Schiffe der Menschen das letzte Kridanschiff vernichten würden.
Ngor-Don war kein Narr und hatte es nicht bis zum General in der Führungsspitze der Tanjaj gebracht, ohne in der langen Zeit seines Dienstes ein hervorragender Stratege geworden zu sein. Aber er war auch kein Fanatiker, der das Leben seiner Leute in einem sinnlos gewordenen Kampf opferte. Er war ein sehr religiöser Mann. Deshalb konnte er nicht glauben, dass es Gottes Wille war, alle kampffähigen Kridan in dieser letzen Schlacht unnötig in den Tod zu schicken.
Auch er hatte, wie inzwischen wohl das ganze kridanische Volk, die Lehren des Predigers gehört. Natürlich waren sie ihm wie Ketzerei vorgekommen. Obwohl er nicht leugnen konnte, dass er die Jahre des Friedens, die auf den Tod des alten Raisa gefolgt waren, nach einer gewissen Gewöhnungsphase genossen hatte. Jetzt kam er ganz klar zu dem Schluss, dass Gott, wenn er wirklich wollte, dass die Kridan den wahren Glauben im Universum durch kriegerische Eroberungen verbreiteten, jetzt nicht zulassen würde, dass ihre gesamte Flotte vernichtet wurde.
Sogar die Natur schien sich gegen die Kridan erhoben zu haben in Form dieses unberechenbaren Flare-Sterns, der ganz auf der Seite der Menschen zu stehen schien und fast nur Kridanschiffe vernichtete, als hätte er ein Bewusstsein und könnte genau Freund von Feind unterscheiden.
Ngor-Dan sah darin den Beweis, dass der Prediger mit seinen Lehren Recht hatte. Denn diese vernichtende Niederlage konnte nur ein Ausdruck von Gottes Zorn sein.
Er traf seine Entscheidung und beugte sich damit dem Willen des Allerhöchsten. »An alle Schiffe! Hier spricht der Oberkommandierende Ngor-Dan. Die Kampfhandlungen sind sofort einzustellen. Alle Schiffe ziehen sich zurück und nehmen unverzüglich Kurs auf die Heimatwelt.«
Er wandte sich an seinen Kommunikationsoffizier. »Funken Sie an alle Menschenschiffe: Wir stellen die Kampfhandlungen ein und ziehen uns zurück. Der Krieg ist vorbei.«
Der Kommunikationsoffizier war ein alter Veteran, der zusammen mit Ngor-Dan schon manche Schlacht geschlagen hatte. Jetzt starrte er seinen Kommandanten entsetzt an. »Aber General!«
Ngor-Dan ließ ihm keine Zeit für weiteren Protest. »Das ist ein Befehl! Führen Sie ihn aus!«
»Jawohl, General«, bestätigte der Mann kleinlaut und gehorchte.
*
»Michael, Schadensmeldung!«, verlangte Frost.
Durch die künstliche Schwerkraft war in der Zentrale der STERNENFAUST nichts von dem Höllenritt auf der Eruption zu spüren gewesen. Allerdings waren sämtliche Sensoren ausgefallen, jeder Bildschirm war schwarz.
»Offenbar haben wir nur noch einen kleinen Stoß erhalten«, meinte ihr Erster Offizier. »Alle äußeren Sensorphalanxen sind zerstört, offenbar verbrannt. Das gilt auch für die Bergstrom-Funkantennen. Da wird gerade Ersatz ausgefahren.« Er grinste. »Und ich dachte immer, die zusätzlichen Antennen seien Platzverschwendung. Der Ionenantrieb schafft noch etwa 60 Prozent Leistung, das bedeutet, wir kommen in den Bergstrom-Raum. Es dauert nur etwas länger.«
»Wie lange?«, unterbrach Dana.
»Ich schätze: 14 Stunden bei voller Beschleunigung. Außerdem sind offenbar einige Geschützluken verschmolzen.«
»Verletzte?«
»Dr. Gardikov hat vier Verwundete gemeldet, keiner schwer«, berichtete Tong. »Und wir haben keine Toten.«
»Sehr gut. David, wann können Sie mir sagen, was da draußen los ist?«
»In 70 Sekunden ist die Antenne ausgefahren«, antwortete der Ortungsoffizier. »Zu den Sensoren kann ich nichts sagen. Ich erhalte keine Daten.«
Eine gute Minute später lauschte Lieutenant Stein angestrengt an seinem Kopfhörer.
»Ma’am«, rief er plötzlich, »das sollten Sie selbst hören.«
Im selben Moment erschien auf dem Bildschirm das Gesicht von Admiralin Kalid.
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