Sternenfaust - 027 - Angriff auf Wurmloch Alpha
gebackene Commander mal die Zeit zum nachdenken hatte, erinnerte er sich häufig an die erste Zeit, als Commander Frost die STERNENFAUST übernommen hatte und er zunächst unfähig gewesen war, ihre Autorität wirklich anzuerkennen. Eine Autorität, wie er insgeheim überzeugt gewesen war, die ihm zugestanden hätte.
Seit er nun selbst ein Kommando hatte, ertappte er sich hingegen oft bei dem Gedanken: Was hätte das Eisbiest jetzt wohl an meiner Stelle getan?
*
Dana Frost nippte an ihrem Kaffee. Sie hatte in einem der Aufenthaltsräume an Bord der STERNENFAUST Platz genommen. Fähnrich Clayton Morales, der auf dem Maschinendeck seinen Dienst im Techniker-Team des Leitenden Ingenieurs tat, war in eine Diskussion mit Sergeant Ndogo verwickelt, die für die Versorgung an Bord verantwortlich war. Es ging um das Verhältnis zwischen den Solaren Welten und der Genetiker Föderation. Morales, der unter dem Wolfsmensch-Syndrom litt und daher nahezu am ganze Körper von einem dichten Haarpelz bedeckt war, plädierte dafür, die liberaleren Gentechnik-Gesetze, wie sie in den drei Föderationssystemen Darelis, Einstein und Epikur üblich waren, auch im Gebiet der Solaren Welten einzuführen.
»Ich weiß, für mich besteht so gut wie keine Hoffnung, dass selbst die fortgeschrittene Gentechnik mich von meinem Pelz befreien könnte«, sagte er resigniert. »Es sei denn, jemand erfindet mal ein Verfahren zur hundertprozentigen Hauttransplantation. Aber wichtiger ist für mich ein anderer Punkt. Ich möchte irgendwann mal eine Familie gründen und dann sicher sein, diesen Defekt nicht an meinen Nachwuchs zu vererben!«
Sergeant Ndogo – eine hoch gewachsene Massai-Frau – war anderer Ansicht und argumentierte, dass es unmenschlich sei, einen Menschen von vornherein zu einem bestimmten Zweck heranzuzüchten. »Oder möchten Sie gerne als Organersatzteillager eines reichen Bürgers von Genet geboren werden?«
Fähnrich Morales wollte etwas erwidern, aber Sergeant Ndogo unterbrach ihn schon noch den ersten Worten, nachdem sie mit ihren Augen kurz auf ihr Chronometer geblickt hatte. »Tut mir Leid, ich habe mich bereits etwas verquatscht und müsste dem I.O. eigentlich schon seit einer halben Stunde die aktuellen Bestandsdaten der Versorgungsdepots übermittelt haben.« Ndogo seufzte. »Tong war in dieser Hinsicht großzügig. Er hat mich einfach meine Arbeit machen lassen, ohne mir dauernd mit irgendwelchen Kontrollen auf die Pelle zu rücken – aber diese anderthalb Wochen, in denen Lieutenant Stein hier das Regiment führt …«
»Nur kommissarisch!«, tröstete Morales die Massai-Frau, deren grazile, feingliederige Gestalt den Fähnrich um einen Kopf überragte. »Und sollte Stein tatsächlich irgendwann befördert werden, so ist es unwahrscheinlich, dass er dann auf der STERNENFAUST bleiben kann. Im Allgemeinen bevorzugt die Personalführung des Star Corps in solchen Fällen doch eine externe Lösung.«
»Gott sei Dank!«, entfuhr es Ndogo. »Außerdem …« Sie brach ab und wandte sich in Richtung Ausgang, während Morales sich ebenfalls herumwandte, da er seinen Synthodrink-Becher in den Müllschlucker werfen wollte.
Beide erstarrten für einen kurzen Moment.
Erst jetzt hatten sie die Anwesenheit des Captains bemerkt.
Wie automatisch nahmen sie Haltung an und grüßten militärisch, obwohl das eigentlich innerhalb der Freizeitbereiche des Schiffs unüblich war – es sei denn, es lag ein dienstlicher Anlass vor.
»Sie können wegtreten«, sagte Frost.
Das ist wohl der Preis, den man zahlen muss, wenn man in der Hierarchie aufsteigt! , dachte Frost. Gespräche verstummen, sobald man eintritt, und die Kommunikation wird formell. Sie blickte den beiden kurz nach.
»Nehmen Sie es nicht so tragisch«, ließ eine wohl bekannte, sanfte Stimme sie herumfahren. Sie gehört Bruder William, einem Angehörigen des Wissenschaftlerordens der Christophorer, der an Bord der STERNENFAUST als wissenschaftlicher Berater tätig war und als solcher die Rangprivilegien eines Offiziers genoss.
Dana hatte nicht bemerkt, wie er sich ihr genähert hatte und an ihren Tisch getreten war.
»Wovon sprechen Sie, William?«, fragte sie etwas verwirrt, nachdem sowohl Morales als auch Ndogo den Raum verlassen hatten.
»Davon, dass man gewissermaßen von der Kommunikation ausgeschlossen wird, wenn man eine gewisse Rangstufe in einer Hierarchie erreicht hat. Das geht einem Abt des Christophorer-Ordens nicht anders als Ihnen, wie ich
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