Sternenfaust - 036 - Hinter feindlichen Linien
Vorübergehend jedenfalls. Denn auf die Dauer würde das Manöver nicht wirken.
Die drei Feindschiffe zogen auseinander, um der SONNENSTURM keine Deckung zu geben. Leider waren sie manövrierschneller als das Starr-Schiff.
»Raketen starten!«, befahl Kaishuk. »Maximale Beschleunigung!«
»Wir sind zu nah«, wandte Sosek ein. »Das wird uns selbst vernichten!«
»Wir werden kämpfend untergehen!«, blaffte der Kommandant. »Und vielleicht haben wir Glück …«
»Treffer im Maschinenraum!«, hallte plötzlich die Meldung durch die Brücke. »Druckverlust!«
Kaishuk wartete auf die Explosion, die sein Schiff zerreißen musste.
Sie kam nicht.
Nervös und erleichtert ließ er seine Riechzunge hervorschnellen.
Im nächsten Moment befahl er: »Jetzt starten Sie endlich die Raketen!«
Sosek gehorchte.
Ein weiterer Treffer erschütterte das Schiff. Der feindliche Laser schnitt durch die Manschaftsquartiere und löschte im Bruchteil einer Sekunde 17 Leben aus.
Eine Antimaterie-Rakete schlug in einen Dronte-Schiffsrumpf, zündete jedoch nicht. Eine zweite jedoch riss unmittelbar davor ein Loch in die Raumzeit. Der Dronte-Raumer brach auseinander.
Kaishuk hielt den Atem an, als er bemerkte, dass die Beschleunigung der SONNENSTURM nachließ – aber nicht in den negativen Bereich sank. Sie waren dem Gravitationstrichter des Mini-Black-Hole entkommen.
Dennoch sah es schlecht aus für die SONNENSTURM. Ihre Manövrierfähigkeit reichte bei weitem nicht an die der Dronteschiffe heran. Und die verbliebenen zwei Schiffe hatten sie jetzt direkt in einer günstigen Schusslinie …
*
»Das ist Wahnsinn!«, stellte Stephan van Deyk ehrfürchtig fest, der wie die übrige Brückencrew die Manöver des Starr-Schiffes verfolgte. »Der Kommandant und seine Crew haben verdammt was auf dem Kasten, das muss der Neid ihnen lassen.«
Das ungleiche Gefecht, dessen Ausgang von vornherein feststand, hatte die Schiffe der Position der STERNENFASUT um einiges näher gebracht.
Van Deyk blickte Dana an. »Was gedenken Sie zu tun, Ma’am?«
Dana gab seinen Blick ruhig zurück. »Was würden Sie an meiner Stelle tun, I.O.?«
»Das, was ich schon einmal getan habe und was mich direkt auf den Sitz neben Ihnen katapultiert hat. Bildlich gesprochen. Die Dronte rechnen offenbar nicht damit, dass wir hier sind. Unser Eingreifen wird sie überraschen.«
»Und uns in Gefahr bringen«, erinnerte ihn Dana. »Die STERNENFAUST ist zwar das einzige Schiff des Star Corps mit den verbesserten Zielerfassungssystemen, aber die Dronte sind das einzige Volk, das wir kennen, die eine Abwehrmöglichkeit gegen die Gaussprojektile gefunden haben.«
»Stimmt«, bestätigte van Deyk. »Es ist Ihre Entscheidung, Ma’am.«
»Sie würden versuchen, den Starr zu helfen?«
Van Deyk nickte nachdrücklich. »Mit allen dazugehörigen Konsequenzen. Aber eben die müssen Sie natürlich bedenken, Captain .«
Er betonte ihren Rang derart, dass Dana genau wusste, dass er mit den Konsequenzen nicht nur die mögliche Vernichtung der STERNENFAUST meinte. Er spielte darauf an, dass sie ihren Rang ebenso verlieren konnte wie er den seinen, wenn sie sich entschied, die Sicherheit des Schiffes aufs Spiel zu setzen.
Und genau das war der Punkt. Die Menschlichkeit gebot, den bedrängten Starr zu helfen, die die Einzigen zu sein schienen, die sich vor den Dronte hatten retten können. Wahrscheinlich kamen sie von Munush IV. Die Logik und die Verantwortung gegenüber ihrer Crew diktierte, sich weiterhin still zu verhalten. Sobald wieder Ruhe eingekehrt war, standen ihre Chancen, zu entkommen, weit besser.
Andererseits hatte ein Starr-Kommandant ihnen das gesamte Wissen seines Volkes zukommen lassen. Oder doch fast das gesamte Wissen. Allein dafür waren die Menschen den Starr etwas schuldig.
»Lieutenant Briggs, die Dronte-Schiffe scannen doch bestimmt nach weiteren Schiffen – jetzt, da sie wissen, dass sich hier noch Feinde befinden – und werden uns sicher bald gefunden haben, nicht wahr?«
»Nun, im Moment nicht, Ma’am«, antwortete Briggs und warf Dana einen verwirrten Blick zu, bis er schaltete und begriff, worauf sie hinauswollte. »Aber ich bin sicher, dass sie sofort wieder damit anfangen, sobald sie mit dem Starr-Schiff fertig sind.«
»Und darauf sollten wir nicht warten, sondern das Überraschungsmoment ausnutzen, das wir jetzt noch haben. Ruder! Triebwerke starten und auf Angriffskurs gehen! – Waffen! Klar zum Gefecht!«
»Aye, Ma’am!«,
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