Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
dachte daran, Jefferson umzubringen für den Floh, den er ihr ins Ohr gesetzt hatte.
»Die Dinger sehen aus wie Zitzen!«, murmelte sie.
Vielleicht handelte es sich aber tatsächlich um so etwas Ähnliches , überlegte sie. Die Frash’rar sind zwar keine Säuger, weshalb die Form nur zufällig sein kann, aber eventuell bin ich hier in einer ehemaligen Kantine, einem Speisesaal, aus dessen Decke Manna für die hungrigen Massen herabrieselte …
Die Räume, die sie bisher gesehen hatte, besaßen einst möglicherweise die Funktion von Einzelkabinen oder dienten der Unterbringung kleinerer Gruppen. Da war es nahe liegend, dass in nicht allzu großer Entfernung die Verköstigung der Reisenden stattfand. Allmählich dämmerte Dana die Funktion, die das riesige Schiff vielleicht einmal erfüllt hatte. Es fehlte ihr nur noch der letzte Beweis.
Sie wandte sich ab und schwebte vom Antigrav getragen weiter durch das labyrinthische Innere des Geisterschiffs …
*
Drei Solar-Tage später
Fast jedes Besatzungsmitglied der STERNENFAUST hatte während der vergangenen Tage die Gelegenheit bekommen, sich an der Erforschung des Geisterschiffs zu beteiligen. Mehr noch, jeder der wollte, durfte das Wrack besuchen und sich vor Ort nützlich machen.
Doch trotz vereinter Anstrengungen hatte die Besatzung der STERNENFAUST bislang nur einen Bruchteil des gewaltigen Schiffes erkunden können. Hier systematischer und zielgerichteter vorzugehen, blieb einer Schar von Wissenschaftlern, ihren Assistenten und Hilfskräften vorbehalten, die vermutlich schon bald über das Wrack herfallen würden, wie die sprichwörtlichen Heuschrecken.
Dennoch wuchs das virtuelle Pseudo-3D-Modell, mit dem das Innere des Raumers kartographisch erfasst wurde, dank der verteilten Funkwegmarken ständig, auch wenn gut neunzig Prozent von der Darstellung noch in tiefstes Schwarz getaucht waren.
Es handelte sich um dieses Modell, das sich langsam um seine Achsen drehend, auf dem Hauptmonitor des Besprechungsraumes neben der Brücke zu sehen war.
»Also, fassen wir unseren derzeitigen Wissensstand zusammen«, sagte Dana. »Sie zuerst, Lieutenant Jefferson.«
»Danke, Ma’am.« Jefferson erhob sich, ließ den irritierenden Blick seiner infrarotsensiblen Facettenaugen über die Versammlung schweifen.
»Eines der Probleme oder Geheimnisse, die uns im Zusammenhang mit dem Wrack beschäftigen, ist die Frage, woher bezieht es seine Energie, die zweifellos noch in gewissem Umfang vorhanden ist. Daran schließt sich unmittelbar eine zweite Frage an, nämlich, wie hat sich dieses Schiff überhaupt einmal fortbewegt? Woraus sich eine dritte Frage ergibt, warum funktionieren noch bestimmte Teilbereiche des Schiffes? Um das Ganze von hinten aufzurollen. Schon von außen ist klar ersichtlich, dass es einzelne Sektion in diesem Schiff gibt, in denen noch die früher im ganzen Schiff üblichen Leuchtbänder funktionieren. Einen dieser Bereiche konnten wir bereits untersuchen. Dazu später mehr …«
Jefferson blickte erneut in die Runde und fuhr dann fort. »Der zweite eindeutige Energieindikator ist, dass das Schiff trotz seines wahrscheinlich biblischen Alters immer noch in der Lage ist, wenn auch eingeschränkt, Flugmanöver im All auszuführen. Um Fragen zuvorzukommen, die Antriebsaggregate konnten von mir bereits kurz in Augenschein genommen werden, die Steuerung dieser Aggregate jedoch haben wir bisher noch nicht gefunden.«
»Können Sie schon etwas zur Frage sagen, woher das Wrack seine Energie bezieht?«, warf van Deyk ein.
»Nur eine Vermutung, Sir. Wir haben ziemlich große Speicherblöcke gefunden, die wie Batterien Energie in sich aufnehmen können. Alles deutet auf großflächige Ionenkäscher hin. Mit anderen Worten: die überall im Weltraum mal mehr, mal weniger stark anzutreffende Ionenstrahlung wird aufgesaugt – gewissermaßen wie von einem Schwamm – und in den Speicherblöcken eingelagert. Natürlich ist diese Energie völlig unzureichend, um mehr als einen Kurswechsel des Schiffes zu veranlassen oder in Licht umgewandelt zu werden …«
»Und wie fliegt, genauer flog dieses Monstrum?«, wollte Lieutenant Commander Mutawesi wissen.
»Auch dazu fehlen uns noch genauere Informationen«, erwiderte Jefferson. »Aber das eine können wir jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit sagen: Die FLYING DUTCHMAN II ist niemals besonders schnell geflogen. Im Gegenteil! Für unser Verständnis kroch sie im Schneckentempo durchs All – weit unter
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