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Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Titel: Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
Autoren: Luc Bahl
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unscheinbaren Knopf ganz oben seitlich am Kontrollpult vor seinem Pilotensessel. Seine Augen tränten und er hätte noch nicht einmal auseinander halten können, ob sie das wegen der Lux-Attacke taten oder weil er schlicht und ergreifend wütend war – auf niemand anderen als sich selbst.
    Das war ein Problem, mit dem er alleine fertig werden musste. Es gab niemanden, dem er sich hätte anvertrauen können. Vorgesetzten schon mal gar nicht, schließlich war er kein Masochist, der es darauf anlegte, negative Beurteilungen in seine Papiere zu bekommen. Kameraden im gleichen Rang schieden auch aus. Zu groß war sein Misstrauen, dass eine unter vier Augen weitergegebene Vertraulichkeit, Minuten später die Runde machen würde.
    Der Knopf, den er gerade gefunden hatte und der der Grund für seine Verärgerung war, setzte eine simple Funktion in Gang. Er verdunkelte stufenlos die wenigen Fenster des Shuttles, so wie man es gerade benötigte. Peinlich, dass er ihn erst entdeckte – genauer gesagt wiederfand –, als alles bereits vorbei war. Glück im Unglück war jedoch, dass er sich alleine im Shuttle aufhielt. Es gab also nur eine Person, deren Spott und Hohn er fürchten musste. Und die starrte ihn nur dann an, wenn der Blick in den Spiegel unvermeidlich war.
    Ich war zu überrascht , dachte er. Es ging alles zu schnell …
    Sish Perl wusste, dass er sich mit dieser lauen Entschuldigung selbst etwas vormachte. Wie gesagt, zum Glück war er allein an Bord, und deshalb beschloss er, den Vorfall schnellstmöglich zu vergessen.
    Mit einem halb erstickten Schrei bemerkte er in diesem Moment, dass er innerhalb kürzester Zeit bereits das zweite Mal in die Falle der Selbsttäuschung getappt war.
    Allein an Bord?
    Von wegen …
     
    *
     
    »Wir bitten Euch um Entschuldigung, falls unsere rituelle Begrüßung Euch Unannehmlichkeiten bereitet hat.«
    Die monotone, köperlose Stimme, die in Danas Helm auf sie einsprach, kam nicht aus den dort eingebauten Lautsprechern. Das verstand Dana direkt. Es war unüberhörbar, dass sich die weder männlich noch weiblich klingende Stimme rings um ihren Kopf herum bildete, aber wo genau sie herkam, wie sie entstand, selbst wer da sprach, war ihr unklar.
    »Ich vermute, dass einer von euch diese Worte sagt«, erwiderte Dana irritiert. »Es würde mir das Gespräch erleichtern, wenn ich wusste, wer von euch spricht …«
    Erst mit der Annäherung der geometrischen Flachwesen hatten Dana und ihre Begleiter erkannt, dass das, was sich ihnen da näherte, größer war, als ursprünglich vermutet. Die meisten der Flächen, die ihnen wie Teppiche entgegenschwebten, wären einfarbig. Gelb, Blau, Rot und Weiß; eine Kreisfläche war tiefschwarz. Jede Farbe war kräftig und schien zu leuchten, selbst das Schwarz spiegelte und strahlte noch auf eine unbestimmte Weise.
    Primärfarben , überlegte Dana, kam jedoch nicht mehr dazu, ihren Gedanken zu präzisieren.
    Ein rein-weißes Oktaeder löste sich von den übrigen Flächen. Es überlappte die anderen und schwebte so nah an Dana heran, dass sie es mit der Hand berühren konnte. Ein leichtes Prickeln durchfuhr sie. Das Material war fest, aber dennoch von einer gewissen Elastizität.
    »Wir sprechen mit einer Sprache«, fuhr die körperlose Stimme fort. »Aber wir begreifen, dass ihr euch im Zustand der Vereinzelung befindet und euch deshalb gerne mit einem konkreten Partner auseinander setzt …«
    »Frage«, sagte Dana laut, »hört ihr das auch?« Diese Frage richtete sie an ihre Begleiter. »Laut und deutlich, Ma ‘am«, antwortete Simon E. Jefferson stellvertretend für die anderen. Gut, keine Halluzinationen …. dachte Dana erleichtert.
    »Wie kommt es, dass ihr perfekt unsere Sprache sprecht?«, fragte Dana nun wieder an das Oktaeder gewandt. Und wie verdammt noch mal, sprecht ihr hier zu mir – unter Wasser …
    »Im Rahmen unseres rituellen Begrüßungszeremoniells scannen wir unsere Besucher und versuchen dabei, so viele Daten wie nur möglich zu erfassen. Ein Teil eurer Datenspeicher war uns augenblicklich zugänglich, ein anderer – wie ich vermute – großer Teil blieb uns verborgen. Deshalb haben wir uns entschlossen, das Ritual abzubrechen.«
    »Ich kann nur vermuten, auf welche Inhalte ihr anspielt«, sagte Dana, »aber ihr habt bereits festgestellt, dass wir uns als Wesen im Zustand der Vereinzelung befinden. Wir nennen so etwas Individualität und kennen es in der Tat nicht anders.«
    Dana war sich unsicher, ob sie mit dem, was
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