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Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe

Titel: Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
Autoren: Luc Bahl
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etwas Zeit brauchten, um dunkler zu werden. Theoretisch ließ sich der Helm so stark abdunkeln, dass man damit auch in einer ansonsten bereits unverträglichen Nähe einer Sonne etwas sehen konnte. Aber bei einem Standard-Raumhelm hatte bisher noch niemand mit der Möglichkeit gerechnet, dass von einer Millisekunde zur nächsten einige Millionen Lux angeschaltet wurden.
    »Habt ihr gehört?«, rief Dana. »Verdunkeln! Bestätigen!«
    Erst als sie ihre Aufforderung wiederholte, bemerkte sie, dass der Helmfunk ausgefallen war. Langsam öffnete sie wieder ihre Augen. Als Erstes fiel ihr nervöser Blick auf die Anzeigen, die im unteren Sichtbereich ins Helminnere projiziert wurden. Erleichtert atmete sie auf. Sie und ihre Leute schwammen nicht inmitten eines radioaktiven Strahlenbombardements oder etwas ähnlich Tödlichem. Aber trotz der extrem abgedunkelten Glasfläche ihres Helms konnte sie kaum etwas erkennen.
    Die seltsam verschwommene Bewegung dort drüben …? Das musste einer ihrer Leute sein. Instinktiv regulierte sie das Antigrav nach und glitt langsam auf die undeutliche Gestalt zu.
    Plötzlich tauchte ein großer Schatten direkt vor ihr auf. Instinktiv wollte sie sich wehren, doch sie konnte ihre Arme nicht bewegen.
    Im nächsten Augenblick erkannte sie den Schemen als den Panzeranzug eines Marines. Er legte sein Visier direkt gegen ihren Helm, sodass sie seine Worte auch ohne Funk verstehen konnte.
    »Ganz ruhig, Ma’am«, hörte sie Takashis Stimme. »Die Visiere unserer Kampfanzüge reagieren schneller als die herkömmlicher Helme.
    Wegen Blendgranaten und so. Telford fängt gerade Bruder William ein, und Bullock hat den Doc. Jefferson scheint das Ganze nichts auszumachen.«
    Durch seine relativ lange Rede hatte er Dana Zeit gegeben, sich zu fangen.
    Ob das seine Absicht war? , überlegte sie. »Danke.«
    Noch langsamer als die Helmverdunkelung begannen sich Danas Augen an das grelle Licht zu gewöhnen, obwohl jetzt ja nur noch ein Bruchteil davon ins Innere drang.
    Bruder William ruderte hilflos im Kreis herum. Gerade packte Marine Telford ihn und aktivierte die Verdunklung. So wacker sich der Christophorer auch sonst immer hielt. Für solche Situationen war er einfach nicht ausgebildet.
    Die Marines dirigierten das gesamte Außenteam zu einem Pulk zusammen.
    Bruder William winkte schwach mit der Hand. Dana wollte sich schon abwenden, um zu schauen – sofern man von optischer Wahrnehmung überhaupt noch reden konnte –, was er meinte. William winkte noch einmal und zeigte auf seinen Kopf. Dana verstand. Er wollte ihr etwas sagen. Sie presste ihren Helm fest gegen den seinen.
    »Captain, können Sie mich hören?« Seine Stimme klang dünn und weit entfernt, obwohl sie sich sicher war, dass er sehr laut sprach und obwohl er sich nur ein paar Zentimeter von ihr weg befand. Er musste mit seiner Stimme das Material ihrer beiden Anzüge zum Schwingen bringen und durchdringen. Es war als unterhielten sie sich durch eine dicke Wand.
    »Leise aber deutlich«, rief Dana.
    »Wissen Sie schon, was geschehen ist, Captain?«
    Täuschte sie sich oder hörte sie ein Zittern in seiner Stimme? Dana hatte ihn noch nie derart fassungslos erlebt.
    »Nein. Aber das finden wir raus«, sagte sie bestimmt.
    »Das ist weder Himmel noch Hölle, Bruder William …«, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu. Sie tätschelte ihm die Schulter und machte sich dann von ihm los.
    Stattdessen winkte sie Jefferson zu sich heran. »LI«, rief sie, »können Sie etwas feststellen, ob wir hier bei lebendigem Leib gekocht werden sollen?«
    »Nein, Ma’am«, erwiderte er in erstaunlicher Ruhe. »Die Lichtintensität, der Sie ausgesetzt sind ist absolut ungewöhnlich – in jeglicher Hinsicht. Das Licht ist kalt. In der Wasserzone, in der wir uns befinden, erhitzt sich nichts. Bis jetzt jedenfalls.«
    Natürlich ist er ruhig , überlegte Frost. Mit seinen Augen bekommt er wahrscheinlich gar nicht mit, was wir gerade durchmachen.
    Angesichts der Helligkeit, in der sie einander nur noch als weiß-graue Schemen wahrnehmen konnten und auch das nur in unmittelbarer Nähe, kam sich Dana längst nicht mehr als Taucherin vor, sondern als ein aller Körperlichkeit lediges Wesen, das in einem undefinierbaren Nichts schwebte. Ein überwältigender, beinahe mythischer Eindruck, den sie sich mit aller Kraft bemühte, wieder zu verdrängen.
    Es war die Widersprüchlichkeit der Situation. Trotz der ungeheueren Ausleuchtung ließ sich kaum weiter als ein
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