Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
konnten, das ihnen bereits bei der Annäherung an die Unterwasserstadt als zentraler Komplex aufgefallen war.
Als sich die Öffnung hinter ihnen wieder schloss, schwebten sie erst einmal in völliger Dunkelheit. Doch bereits im nächsten Moment gingen Lichter an.
»Entschuldigt«, sagte das weiße Oktaeder, dessen Fläche sich mit dem Eintritt ins Innere auf kunstvolle Weise zusammengefaltet hatte. »Wir benötigen zur Orientierung kein Licht.«
Jetzt ist dieses Ding nur noch so groß wie eine Badezimmermatte , dachte Dana.
»Ich hoffe, Ihr seht jetzt besser.«
Niemand aus Danas Explorationsgruppe sagte ein Wort. Je mehr Lichter aufflammten, umso mehr stockte ihnen der Atem.
»Willkommen in Sukotekl …«
»Diese Gebäude sind nur so etwas wie … wie …« Dana fehlten die Worte.
»Tore zur eigentlichen Stadt …«, ergänzte Bruder William.
Es ging mindestens noch einmal hundert Meter nach unten, wahrscheinlich aber war die Anlage noch viel tiefer in den Meeresboden hineingebaut worden. Durchsichtige Schläuche zogen sich kreuz und quer wie ein gigantisches Spinnennetz durch die gewaltige, unterseeische Anlage. Mindestens ebenso verwirrend war die unübersichtliche Zahl stalagmitisch erscheinender Türme, die sich überall erhoben und das Geflecht aus Schläuchen durchbohrten.
Das Erstaunlichste aber war das Gewimmel und die Bewegung, erzeugt von tausenden und abertausenden von Fahrzeugen und Maschinen, die kreuz und quer und überall durch das Wasser pflügten. Manche in irrwitzigem Tempo, andere gemächlich, als hätten sie alle Zeit der Welt. Es war unmöglich, sie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. So streng die flächige Farb- und Formgebung ihrer Begrüßungsabordnung war, so vielgestaltig bot sich Dana der Rest.
Kleine, kaum tennisballgroße Kugeln mit ringsherum angebrachten Greifärmchen und Beinen schossen ebenso herum, wie seltsame, walzenförmige Riesentonnen, die über winzige Seitenflossen verfügten, mit denen sie sich fortbewegten. Andere sahen aus wie riesige Käfer, von denen nicht wenige mehr als zehn Meter maßen. Mit am bizarrsten aber empfand Dana die langbeinigen, schillernd gezackten Laufkästen, die über eine sparbüchsenähnliche Öffnung an der Oberseite verfügten, in die sie kleine Gegenstände mit einer Geschwindigkeit hineinstopften, sodass Dana nicht mitbekam, um was es handelte, das da blitzartig verstaut wurde.
»Verdammt!«, murmelte sie. Aufgrund der Vielfalt, die es hier zu entdecken gab, hatte sie völlig vergessen, etwas auszuprobieren. Sie drückte am linken Ärmel ihres Anzugs den Knopf für einen persönlichen Funkkanal.
»Van Deyk«, sagte sie. »Können Sie mich hören …«
Es blieb still. Augenblicklich schoss das Adrenalin durch ihren Körper. Hatte das weiße Oktaeder sie hintergangen?
»Van Deyk«, wiederholte sie mit mühsam beherrschter Stimme. Ein Knacken und Rauschen antwortete. Zum Teufel, es funktioniert nicht!
»Ma’am«, hörte sie die Stimme die Ersten Offiziers aus ihrem Lautsprecher. »Entschuldigen Sie, dass ich nicht sofort geantwortet habe …«
Erleichtert stieß Dana den Atem aus.
»Aber«, fuhr van Deyk fort, »wir haben ein Problem. Der Pilot ihres Shuttles, Sish Perl, ist verschwunden.«
»Wie bitte?«
»Spurlos verschwunden, Ma’am. Das Shuttle ist derzeit unbemannt. Die L-1 ist bereits mit einem Dutzend Marines unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen.«
»Gut, halten Sie mich bitte auf dem Laufenden«, sagte Dana.
»Aye, Ma’am. Offensichtlich ist die Situation dort unten nicht so harmlos, wie es schien. Vielleicht sollten Sie sich zunächst zurückziehen.«
»Nein. Wir haben Kontakt zu einer einheimischen Intelligenz aufgenommen. Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um zu kneifen. Frost Ende.«
Crewman Perl war verschwunden?
Das war eine höchst beunruhigende Nachricht. Obwohl weder van Deyk noch Frost es angesprochen haben, konnten ihre »Gastgeber« sehr wohl dafür verantwortlich sein.
Dana Frost war sich sicher, dass jeder die Nachricht von Perls mysteriösem Verschwinden mitbekommen hatte. Sie hatte, um jedes Mitglied ihrer Gruppe auf dem Laufenden zu halten, ihre eigenen Kommunikationskanäle offen gehalten.
Aber auch ihre Gastgeber hatten innegehalten. Es war offensichtlich, dass auch sie van Deyks alarmierenden Funkspruch mitbekommen hatten. Doch ohne weitere Kommentare setzten sie nach dieser Unterbrechung ihren Weg fort.
Das wunderte Dana, da sie zumindest mit einer Bemerkung seitens des
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