Sternenfaust - 045 - Die Entscheidung der Genetics
erforderlich, dass wir zuerst die Stasiskammern überprüfen und notfalls deren Leitungen ersetzen, bevor wir uns mit den anderen Reparaturen beschäftigen. Wir haben schon 173 Kammern und deren Bewohner verloren.
Wir dürfen nicht noch mehr Verluste riskieren.«
»Dem stimme ich zu. Tun Sie, was erforderlich ist.« Sarakk wandte sich wieder an Kinamm. »Können Sie uns von hier aus wieder auf den richtigen Kurs bringen, sobald alles repariert ist?«
Der Navigator sah sie entrüstet an. »Selbstverständlich, Kommandantin!«
Er wollte noch mehr sagen, doch Hilals Ausruf unterbrach ihn. »Kommandantin! Wir sind hier nicht allein …«
*
Jurij R. Diaz lächelte voll grimmiger Genugtuung, als er vor der Tür zu seinem Büro eine laute Stimme vernahm, die ihm nur allzu vertraut war.
»Es ist mir vollkommen egal, was Diaz angeordnet hat!«, brüllte die Stimme. »Ich will und werde ihn sprechen und zwar jetzt !«
Diaz setzte ein undurchdringliches Gesicht auf, bevor die Tür aufgestoßen wurde und der Besitzer der Stimme hereinstürmte.
»Guten Tag, Mr. Reichenthal. Ich habe mich schon gefragt, wann Sie hier auftauchen würden. Ich gestehe, ich hatte Sie früher erwartet.«
»Ich wäre auch früher gekommen, wenn ich von dieser Ungeheuerlichkeit eher erfahren hätte! Sind Sie wahnsinnig geworden?«
Obwohl Diaz es sich nicht anmerken ließ, genoss er die Empörung des älteren Mannes. Sven Reichenthal war der Inhaber von TR-Tec, des bedeutendsten Wirtschaftskonzerns der Genetikerförderation. Reichenthal hatte in der Vergangenheit alles daran gesetzt, den Wirtschaftskonzernen – allen voran seinem eigenen und besonders sich selbst – mehr Einfluss auf die Regierung zu verschaffen.
Eine Zeit lang war ihm das auch ganz gut gelungen. Denn TR-Tec lieferte den gesamten Drei Systemen die Technologie für die Genoptimierungen und war in der diesbezüglichen Forschung absolut führend. Reichenthal hatte es geschafft, dass sein Konzern darauf das Monopol besaß. Und er hatte sich die größte Mühe gegeben, die Genetics – allen voran Jurij R. Diaz – in Abhängigkeit von ihm zu halten.
Mit seiner wirtschaftlichen Macht im Hintergrund hatte er ein Druckmittel in der Hand, mit dem er Einfluss auf die Regierung nehmen und Diaz zwingen konnte, die Politik nach seinen Wünschen zu gestalten. Was er ausgiebig getan hatte.
Reichenthal wartete immer noch auf eine Antwort von Diaz, der ihm aber in diesem Punkt nicht entgegenkam.
»Das kann nicht Ihr Ernst sein, Jurij«, sagte Reichenthal schließlich und gab sich keine Mühe, die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken. »Dass Sie die Nichtoptimierten ausweisen, ist eine Sache. Aber dass Sie auch noch die Dreistigkeit besitzen, mich gleich mit rauszuwerfen, mich , dem Sie und Ihre Leute alles zu verdanken haben, was sie sind und erreicht haben, das schlägt dem Fass den Boden aus! Ich verlange, dass Sie diese Verordnung auf der Stelle zurücknehmen! Auf der Stelle, hören Sie?«
»Laut und deutlich«, antwortete Diaz amüsiert und gestattete sich ein feines Lächeln. Oh, Rache war ja so herrlich!
Reichenthal knallte ihm ein offizielles Schreiben auf den Tisch. Diaz musste es nicht lesen, um zu wissen, dass es die an alle Nichtoptimierten verschickte Aufforderung war, innerhalb von drei Monaten die Drei Systeme zu verlassen.
»Ich gehe mal davon aus, dass es sich hierbei um ein Missverständnis handelt«, knurrte Reichenthal.
»Durchaus nicht«, versicherte ihm Diaz und genoss jede Sekunde dieses Gesprächs. »Mr. Reichenthal, korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber nach meinen Informationen sind Sie nicht genoptimiert.«
»Natürlich nicht! Aber das ist vollkommen bedeutungslos, denn …«
»Und damit«, unterbrach Diaz ihn kalt, »fallen Sie ebenfalls unter das neue Gesetz. Dieses Gesetz wurde rechtskräftig verabschiedet und ist damit in Kraft getreten. Es besagt, wie Sie in Ihrem Schreiben lesen können, dass es Nichtoptimierten nicht mehr gestattet ist, dauerhaft auf einer Genetikerwelt zu leben, zu arbeiten oder sich länger als für kurze Besuche aufzuhalten. Selbstverständlich gilt das auch für Sie.«
Reichenthal war für einen Moment sprachlos und starrte Diaz an, als hätte er sich verhört.
»Das können Sie mit mir nicht machen, Diaz!«, stieß er schließlich hervor und hieb mit der flachen Hand auf Diaz’ Schreibtisch. »Verdammt! Sie haben es mir zu verdanken, dass Sie sind, was Sie sind, und dass Sie und Ihresgleichen überhaupt
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