Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
sagen?«
    »Das, Majestät, ist nur für Eure Ohren bestimmt. Niemand anderes darf es erfahren.«
    »Das haben Sie vorhin nicht gesagt, Kukk’tar.« Sofort klang die Königin verärgert.
    »Bitte, Majestät. Kommen Sie zu mir. Sehen Sie doch, ich bin überall gefesselt. Ich kann Ihnen nichts tun.«
    Mit dem Vorderbein machte Ggu’kha’tha eine unwirsche Geste, schritt aber zu Kukk’tar und beugte den Kopf zu ihm hinab. Leise und für niemanden sonst verständlich begann Kukk’tar zu flüstern. Nach wenigen Minuten schüttelte die Königin den Kopf und stieß einen leisen, unartikulierten Laut aus. Sofort waren einige Gardisten bei ihr. Doch sie hob beruhigend einen Feinarm.
    »Strahler«, sagte sie knapp zu dem ihr am nächsten stehenden Gardisten und streckte die Hand aus. Verwirrt legte der Gardist die entsicherte Waffe in die Hand der Königin. Mit einer flüssigen Bewegung ging sie einen Schritt zurück, richtete den Strahler auf Kukk’tars Kopf und feuerte.
    Der ehemalige Flügeladjutant war sofort tot. Von seinem Kopf war nur noch Asche übrig.
    »Es geschieht alles so, wie ich es gesagt habe«, rief sie laut, als sie dem Gardisten den Strahler zurückgab. »Er hat mich darum gebeten, dass ich das Urteil persönlich vollstrecke. Diesen Wunsch konnte ich ihm nicht abschlagen.«
    Sie ging in den Gleiter zurück. Auf der Rampe drehte sie sich noch einmal um.
    »Nehmt die Scheinwerfer, um die Schlucht auszuleuchten und sucht die Leiche von Zkx’ttr. Macht Meldung, wenn ihr ihn gefunden habt.«
    Während sich das Schott des Gleiters hinter ihnen schloss, begannen die Dagebliebenen damit, die Scheinwerfer auszurichten.
    »Dort«, rief einer. »Ich sehe ihn.«
    Schnell scharten sich weitere Gardisten um ihn.
    »Bringt Seile her, damit wir runterklettern können«, schrie ein anderer.
    Mit dem Abflug des königlichen Gleiters standen nur noch einfachste Hilfsmittel zur Bergung des Toten zur Verfügung. Niemand hatte daran gedacht, eine Antigravplattform auszuladen, bevor die Königin und ihr Gefolge den Ort des Geschehens verließen, »Er ist auf den Felsvorsprung gefallen« sagte der Gardist, der Zkx’ttr entdeckt hatte. Dann fuchtelte er auf einmal aufgeregt mit allen vier Armen.
    »Bei allen Göttern! Seht, er bewegt sich! Schnell, ein Arzt!«
     
    *
     
    Bruder William befand sich in einem Zustand, den er nur mit einem Begriff beschreiben konnte, dem der Entrückung. Er fühlte sich so, wie sich christliche Mystiker gefühlt haben mochten, die nach Wochen der Selbstkasteiung, der Askese und des Gebets davon überzeugt waren, in Gottes Antlitz zu schauen. Es gab nur einen Unterschied zwischen ihm und den frommen Männern. Er hatte auf das Gegenteil gesetzt, hatte keine Entbehrungen auf sich genommen, hatte sich nicht in die Einsamkeit einer Wüste zurückgezogen, um unter dem Einfluss der sengenden Sonne, ständigem Hunger und quälendem Durst langsam aber sicher wahnsinnig zu werden.
    Im Gegenteil – unter diesen äußeren Gesichtspunkten gab es nichts, aber auch gar nichts, was er mit den Gottsuchern vergangener Zeiten gemeinsam hatte. Und trotzdem war er felsenfest davon überzeugt, demselben Ziel, nach dem sie alle strebten, nähergekommen zu sein.
    Das Gesicht Gottes besaß natürlich keine menschlichen Züge. Der Mensch als sein Ebenbild – wie alle anderen lebenden Kreaturen des Universums – war nur in dem Sinne eine Entsprechung des Schöpfers, als sich im seelischen Gleichklang, der sich durch die belebte, sinnbegabte Materie zog, ein Hauch jener Melodie wiederfand, ohne die kein Leben möglich war.
    Bruder William spürte, dass ihm die Worte fehlten, um das zu beschreiben, was ihn erfüllte. Auch in dieser Hinsicht fühlte er sich den entrückten Gottessuchern des Mittelalters verwandt und verstand, warum die Mystiker so oft von Atem und Melodie sprachen, um das Unbeschreibliche zu beschreiben. Die dem Leben in all seinen Erscheinungsformen zugrunde liegende seelische Energie ähnelte in ihrer Qualität tatsächlich eher einer abstrakten Klangfolge als Worten oder Namen.
    Die Worte sind unsere Schöpfung; das, was der Mensch erfindet, um auch etwas begreifen zu können, was er nicht direkt vor seinen Augen und in Reichweite hat …
    Im ersten Jahr seiner Schulung zum Christophorer hatte ihn sein Orden nach kurzer Zeit wieder rausgeworfen. Kaum, dass er der Bruderschaft beigetreten war und in einem dreimonatigen Verfahren auf Eignung, Einstellung, Talent und Fähigkeiten, kurz auf Herz und

Weitere Kostenlose Bücher