Sternenfaust - 052 - Welten-Verwüster
Beobachter so aussehen musste, als sei der Gleiter führerlos zum Flussufer geflogen und aufgrund eines Antriebsversagens buchstäblich hineingefallen. Merlik bewunderte Slonans Können neidlos.
»Ich denke, sie haben uns nicht bemerkt«, sagte er, nachdem er die Ortungsanzeigen gründlich studiert hatte.
Slonan beschleunigte den Gleiter, der dicht über dem Flussgrund stromaufwärts schwamm. Merlik beobachtete unablässig den Orter, ständig in der Furcht, die Angreifer könnten auf den zum U-Boot umfunktionierten Gleiter bemerken. Aber sie hatten Glück im Unglück. Sie erreichten ungehindert die Stelle, an der der Fluss aus dem Gebirge austrat und verschwanden unbemerkt in seinem ab hier unterirdischen Lauf.
Sogar Slonan atmete hörbar auf. Vorsichtig steuerte er den Gleiter so nahe an der Wasseroberfläche entlang wie es das steinerne Flussbett zuließ, das ihn von allen Seiten umgab. Für einen Moment überfiel Merlik die Befürchtung, dass diese Felsröhre ihr Grab werden würde.
Man musste es ihm wohl angesehen haben, denn Slonan sagte: »Seien Sie unbesorgt. Das Flussbett öffnet sich tief im Gebirge zu einer Höhle, in der wir an die Oberfläche steigen können. Wir haben hier als Kinder oft gespielt und daher kenne ich mich aus. Ich bin mir sicher, dass mein Bruder die anderen in diese Höhle geführt hat.«
Falls sie es so weit geschafft haben , fügte Merlik in Gedanken hinzu, sprach seine Befürchtungen aber nicht aus. Zwar hatte er nicht feststellen können, dass auch das Anwesen der Fanshur bombardiert worden war, doch hatte er nicht ständig am Ortungsgerät gesessen. Es konnte daher gut sein, dass die Residenz in ihrer Abwesenheit zerstört worden war.
Aber das ist jetzt völlig egal , stellte er fest. Wir sitzen hier fest und können nicht raus, solange die Angreifer sich draußen herumtreiben. Und auch danach ist es nicht ratsam, an die Oberfläche zu gehen. Inzwischen dürfte der gesamte Planet völlig mit Strahlung verseucht sein. Hier drinnen können wir wenigstens verhindern, dass wir sie geballt abbekommen. Doch wenn nicht irgendwann Rettung auftaucht, sterben auch wir. Entweder an den Folgen der Verstrahlung oder weil wir verhungern.
Der Gleiter stieg an die Oberfläche, und Merlik nahm einen schwachen Lichtschein wahr, der aus der Höhle kam. Slonan seufzte erleichtert. Er steuerte das Fahrzeug ans Ufer und setzte es neben dem Flussbett auf dem Trockenen auf, wo bereits zwei andere Gleiter standen. Sofort deaktivierte er den Antrieb sowie alle sonstige Energie und öffnete die Türen.
Als sie ausstiegen, sahen sie sich Kando, Prenin und dessen Schwager Gorel Binan gegenüber, die Waffen in den Händen hielten. Im Hintergrund der Höhle drängten sich die Frauen eng zusammen. Nur Sifana stand aufrecht vor ihnen und hielt ebenfalls eine Waffe in der Hand, entschlossen, sie im Notfall zu benutzen.
Die drei Männer waren deutlich erleichtert, Merlik und Slonan zu sehen. Sie halfen ihnen, Drabus und Kamiana aus dem Gleiter zu holen und trugen sie zu dem provisorischen Lager, das sie inzwischen errichtet hatten. Elyadi, Drabus’ Frau, begann zu weinen, als sie ihren Mann sah.
Kando wandte sich an Merlik. »Können Sie meinen Kindern helfen?«
»Ich werde mein Bestes tun, Patriarch. Ich muss erst einmal die Medikamente zusammenmixen. Aber ehrlich gesagt, habe ich für Ihren Sohn wenig Hoffnung. Ich bin kein Arzt, und seine Verletzungen scheinen mir auf den ersten Blick so schwer zu sein, dass er unbedingt einen benötigt. Ich nehme an, in Ihren Notfallpaketen befinden sich medizinische Scanner?«
Kando nickte. »Tun Sie, was Sie können.«
Slonan half Merlik, die mitgebrachten Sachen aus der Universität auszuladen. In weiser Voraussicht hatte Merlik ein tragbares Feldlabor mitgenommen, das er jetzt aufbaute und sich sofort daran machte, ein Medikament zu mischen, das die Wirkung der Verstrahlung bekämpfte, während sich Sifana und die weiblichen Mitglieder ihrer Familie um die Verletzten kümmerten.
Die junge Frau tat das überraschend effektiv und schien als Einzige einen kühlen Kopf zu bewahren. Zumindest ließ sie sich nicht anmerken, dass sie Angst oder Schmerzen hatte. Sie behandelte die Brandwunden ihrer Schwester mit einer Salbe und gab ihr ein schmerzstillendes Mittel.
Als Merlik sein Medikament verteilte, war Kamiana wieder bei Bewusstsein.
»Sehen Sie mich nicht an«, sagte sie leise, als er vor ihr stand. »Ich sehe furchtbar aus.«
Sifana schnaufte verächtlich.
Weitere Kostenlose Bücher